Omo, ein Brettener „Original“

OmoEdgard Mößner, genannt Omo, wurde am 10.06.1947 geboren, gestorben ist er am 21.09.2015, beerdigt hat man ihn am 30.09.2015 auf dem Friedhof in Bretten in einem anonymen Grabfeld. Er war vom 01.03.1988 bis 31.12.1998 bei der Stadt Bretten im Baubetriebshof beschäftigt. Bis zu seinem Tode war er weiter als „geringfügig Beschäftigter“ bei der Stadt Bretten angestellt. Omo war auch Personalrat, allerdings in der Funktion als Nachrücker. In den wenigen Sitzungen, an denen er als Vertretung Teil nahm, war er engagiert und mutig bei der Sache und nahm kein Blatt vor den Mund.

Gefragt wie er zu seinem Spitznamen kam, erzählte er, dass er als junger Bursche mit weißen Hosen beim Gleisbau gearbeitet hat, also einer Arbeit, bei der die Arbeitskleidung auch einmal Schmierfettflecken abbekommen konnte. Auf die Frage seiner Arbeitskollegen, wie er die wieder aus der weißen Hose heraus kriegen wolle antwortete er sinngemäß: Meine Mutter hat OMO…
Von da an wurde Edgar Hermann Mößner nur noch Omo genannt.

Ich lernte Omo bei seiner Arbeit im Rüdtwald kennen. Dort mußte die Stadt Bretten, als ökologische Ausgleichsmaßnahme zu der im Vorfeld erfolgten 22 ha großen Abholzung des Rüdwaldes, eine Amphibienleiteinrichtung bauen und betreiben. Während der Laichzeit von etwa Februar bis Ende März, mußten die Amphibien, die sich in den Sammelbehältern (Eimern) entlang der Leiteinrichtung gesammelt hatten, aufgesammelt, bestimmt, gezählt und zu einem Ersatz-Laichtümpel gebracht werden.
Diese Aufgabe übernahm Omo und zwar mit einem außergewöhnlich hohen Engagement. Mit seinem „Arbeitsgerät“, einem Mofa mit Anhänger, fuhr er an der Leiteinrichtung entlang, kreuz und quer durch den Wald. Bei jedem Sammelbehälter mußte er anhalten und die darin befindlichen Amphibien herausnehmen, eine anstrengende und schmutzige Arbeit, zudem bei meist widrigen Wetterbedingungen. Im ersten Jahr sammelte er so mehr als 3800 Tiere! Dokumentiert wurde dies im Artikel: Unverantwortlicher Eingriff in die Amphibienpopulation des Rüdtwaldes

Nach der Arbeit wartete er auf uns am vereinbarten Treffpunkt, sah er mich, rief er schon von weiten triumphierend: Mulch, en Haufe Mulch unn Fresch!
Was anfangs vielleicht nur eine zusätzliche Arbeit war, wurde für Omo, in dem Maße wie er die Vielfalt und Lebensweise der Amphibien besser kennen lernte, bald mehr Berufung als Job. Bereits im November/Dezember rief er an, um zu erfahren wann es bald wieder losgehen würde mit „meine Fresch“.

Nach insgesamt 8 Jahren Frösche sammeln im Rüdtwald, hatte er sich seine eigene Meinung gebildet und jeder der sie hören wollte, bekam eine klare und ehrliche Antwort. Und nicht jedem hat dies immer gefallen.

Nach getaner Arbeit blieb immer noch ein wenig Zeit für ein Schwätzchen. Omo, den vielleicht einige Brettener Bürger/Innen fälschlicherweise für einen sehr einfachen Geist gehalten haben, hatte erstaunliche Geschichten aus dem kleinen beschaulichen Kraichgau-Städtchen zu berichten. Schon zu Beginn so einer Geschichte, konnte man am schalkhaften Aufblitzen seiner Augen bemerken, dass jetzt gleich „etwas kam“.
So wie die Geschichte über einen Brettener Alt-Gemeinderat, den Omo bei Mäharbeiten im Steiner-Pfad eine Wiese mähen sah. Gefragt nach dem Grundstück (isch des jetzt deins?), antwortete der Gemeinderat: „ha waisch i heb doch Hase unn brauch Fudda“. Darauf Omo unter schallendem Gelächter: „der moint i bin bleeed“!
Wenige Monate später wurde das „Wiesle“ ein Baugrundstück…

Omo war einer der Menschen, der mit seiner fröhlichen Art etwas Farbe in den grauen Alltag brachte. Nicht nur ich freute mich, wenn ich ihn mit seinem Moped durch Bretten düsen sah, oder er am Marktplatz beim Kiosk saß und mir lauthals sein „Hallo, wie gehts“ zurief.
Omo, mach’s gut, wir werden dich vermissen!

Text: Matthias Menzel und Bernd Hausner, Bilder: Bernd Hausner

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