von G.H.
Was den Brettener Einzelhandel betrifft:
Seine Entwicklung lässt sich am Leerstand erkennen, der in Bretten wiederholt vorhanden ist. In der Fußgängerzone der Innenstadt (Altstadt) gibt es nicht immer eine nahtlose Übergabe bei Mieterwechsel. Diese Lage ist nicht besonders begehrt, was sich an der schlechten Besucherfrequenz zeigt. Die Brettener Fußgängerzone ist nicht besonders frequentiert.
Ein weiteres Thema ist das zu vermittelnde Kauf-Erlebnis – ein weicher Faktor. Die Stadt Bretten könnte ein gutes Umfeld schaffen. Jedoch die Einzelhändler sind letztlich diejenigen, welche dieses Versprechen eingehen müssten. Bei einem attraktiven Angebot werden aus (Altstadt-) Besuchern auch Kunden. Es liest sich so einfach, doch so schwierig ist es ebenso. Das Umfeld muss stimmen. Stimmt es in Bretten? Eine Innenstadt braucht, um attraktiv zu sein, ein gewisses Angebot an Gastronomie, Aktionen und eben gute Einkaufsmöglichkeiten mit Parkmöglichkeiten. Diese Voraussetzungen machen eine Einkaufstour zum Erlebnis. Die Einkaufstour wird dadurch emotional aufgeladen.
Worin besteht eigentlich die Stärke des innerstädtischen Einzelhandels? Die Verbraucher wünschen sich zunehmend „emotionale Einkaufserlebnisse“, verbindliche Beratung und greifbaren Service. Da kann eine Online-Shop nur schwer mithalten, weil er das eben nicht leisten kann. Daran sieht man die Stärke, viele Chancen und die Zukunft des Einzelhandels.
Wie fördert die Stadt Bretten ihren Einzelhandel? Durch einen Wochenmarkt, einige Festivitäten (Weinmarkt, Kunstmarkt, Französischer Markt, Fischmarkt usw.), einige über die Stadtgrenze bekannt. Mit Einzelhandelsgutachten, Einzelhandelsbefragungen, Befragungen für ein Einzehandelskonzept – am 29. April 2010 -. Beim Letzten fehlt meines Erachtens noch immer die Analyse darüber, was in der Innenstadt noch fehlt!
Wo ist denn das wichtige Instrument, um das Gleichgewicht zwischen dem Marktangebot auf der grünen Wiese (Diedelsheimer Höhe, Kraichgau-Center) und einer gesunden Innenstadt zu halten? Beides ist wichtig! Einflussmöglichkeiten der Stadt Breten sind doch sehr begrenzt. Wie soll sie Fehlentwicklungen entgegenwirken, die sie selbst hervorgebracht hat? Wie unterstützt die städtische Wirtschaftsförderung den Brettener Einzelhandelsverband?
Meines Erachtens stehen sich der unabhängige Einzelhandel und die Filialisten im Weg. Es gibt eben nicht eine ausgewogene Mischung von beidem – unabhängigen Einzelhandel und Filialisten. Dadurch ist die Innenstadt außerhalb der Fußgängerzone wenig attraktiv. Mit einem inhabergeführten Einzelhandel sollte man die Individualität haben, die vom Kunden gesucht wird und die letztlich die Attraktivität ausmacht. Andererseits wollen Besucher der Stadt Bretten auch die bekannten Qualitäten in der Fußgängerzone antreffen. Bietet man ihnen dazu die Möglichkeiten? Wohl eher nicht! Eigentlich ist eine gute Mischung, die beides bietet, sehr wichtig.
Der Brettener Einzelhandel in der Altstadt steht im Wettbewerb mit den Einkaufsmöglichkeiten auf der grünen Wiese. Dann gibt es noch das Internet mit seinen unendlichen Einkaufsmöglichkeiten. Begreift der Einzelhandel dieses aber als Chance, schärft sein Profil, wenn er es hat, stimmt sein Angebot auf die Marktlage ab und erweitert seinen Service durch ein professionelles Onlineangebot, dann kann eigentlich nur wenig misslingen. Experten sagen, dass der Erfolg eines Einzelhandelsstandortes besonders von Ausstrahlung, Echtheit und Atmosphäre abhängt. Dann muss der Brettener Wirtschaftsförderung einiges klarer werden, was zu bezweifeln ist. Ich denke, Bretten ist in dieser Hinsicht nicht besonders aufgestellt und hat entsprechend keine guten Aussichten.
Ist es das hauptsächliche Ziel einer Stadt, besonders gute Einkaufsmöglichkeiten bereit zu stellen? Ist die Shopping-Möglichkeit also die einzige Selbst-Definition? Wenn man den Trend und die weltweite Entwicklung betrachtet – ja. Diese Konsum-Orientierung findet in seelenlosen Städten wie Dubai ihren maximalen Ausdruck.
Die vor Jahren neugestaltete Einkaufs-Innenstadt von Bruchsal mit ihren neuen Marmor-Fassaden und Kunst-Buchsbäumchen ist nahezu leer, seelenlos.
Es war der damalige OB Metzger, der das Kraichgau-Center zu „neuen Mitte“ Brettens ausrief. Dieser Ort ist ein seelenloser, aber dafür überfüllter Parkplatz – mit viel Shopping-Erlebnis. Besonders hübsch auch das nach dem Vorbild amerikanischer Stores aufgebaute Shopping-Viertel an der Wilhelmstrasse. Wie gut, dass der Marktplatz noch nicht so aussieht. Die Mehrheit der „Shopper“ will solche Stores, günstige Waren, wie mit dem Bagger hingekippte Billig-Waren – das ist der Trend. Wird es Bretten schaffen, Luxus-Uhren-Geschäfte in die noch verbliebenen Jahrhunderte alten Fachwerk-Gebäude der Innenstadt zu pflanzen, für die Porsche-Cayenne-Fahrerin? Ist das erstrebenswert für alle Brettener, und wenn ja, warum?
Bretten ist zum Glück noch keine seelenlose Stadt. Aber wer meint, die Seele entsteht allein durch das Einkaufen, der irrt. Ich mag das Wort Shoppen oder Einkaufen nicht mehr hören. Was für eine Absicht steckt dahinter, wenn man meint, man müsse malerische Cafe‘s und Bars deshalb ansiedeln, damit man dann dem Hauptzweck einer Innenstadt die Grundlage schafft – dem Shoppen? Lasst uns doch die Leute in die Innenstadt prügeln, damit die Seele von Bretten erblüht und endlich alle Gäste das werden was eigentlich im Vordergrund steht – nämlich Kunden.