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PresseBadische Neueste Nachrichten 28. Juli 2014 „Betreuungsgeld in der Kritik – Studie sieht „falschen Anreiz“ für benachteiligte Familien“
von h-z (Name des Autors ist dem BAK bekannt)

Welch ein Unsinn: Den vergeblichen Versuch zu unternehmen, den Besuch einer Kita ausschließlich mit dem Betreuungsgeld in Verbindung zu bringen! Sollte das eine Studie sein, dann bin ich ab sofort Student! Ich vermisse in dieser Studie die Verarbeitung von Ergebnissen der Bindungsforschung – gestresste Kinder!
Die leibliche Mutter als in der Regel erste Bindungsperson des Kindes kann durch keine noch so qualifizierte pädagogische Fachkraft ersetzt werden. Erzieherinnen und Erzieher können jedoch bei behutsamer Eingewöhnung in Ergänzung von Mutter und Vater zu weiteren vertrauten Bezugspersonen für das Kind werden. Zwangsläufig werden sie es nicht! Und schon gar nicht wegen eines Betreuungsgeldes.
Es stimmt ebenso, dass ausschließlich häuslich betreute Kinder in den ersten etwa zwei Lebensjahren keine Bildungsnachteile erleiden müssen.

Zum Gesamtbild und zur Gesamtbetrachtung – fehlt in der Studie – gehört, dass der Besuch einer Krippe für zahlreiche Kinder besonders aus anregungsarmen Familien – in der Studie mit Migrantenfamilien und bildungsarmen Eltern bezeichnet – gut ist und eine frühe Tagesbetreuung insgesamt für zuzsätzliche Bildungsimpulse sorgen kann.

Schließlich ist auch richtig, dass der Stresspegel bei Kindern nach einem langen Krippentag erhöht ist. Hier ist zu unterscheiden zwischen positivem Stress im Sinne von Anregung und Herausforderung und negativem Stress, der zu verkleinern ist. Bei genauer Betrachtung der Forschungslage ergibt sich etwa folgendes Bild: Im ersten Lebensjahr des Kindes sollte Tagesbetreuung nur bei besonderem Bedarf erfolgen. Bei Möglichkeit bei einer Tagespflegeperson, die in dieser frühen Zeit im Vergleich zur Krippe zumeist günstigere Bedingungen bietet. Eine Betreuungsquote von unter fünf Prozent bei unter einjährigen Kindern zeigt im Übrigen, dass die Eltern in Deutschland diese Botschaft verstanden haben. Nach Vollendung des zweiten Lebensjahres profitieren praktisch alle Kinder von einer Tagesbetreuung , vor allem wegen der vielfältigen Anregungen und Begegnung mit anderen Kindern. Strittig ist allein der Zeitraum zwischen dem ersten und dem zweiten Geburtstag. Wenn etwas strittig ist, dann empfiehlt schon der gesunde Menschenverstand eine Einzelfallprüfung. Davon ist die in Frage gestellte obige Studie jedoch weit entfernt!

Empfindliche Kinder wie zum Beispiel Frühgeborene sollten nach Möglichkeit etwas später in Tagesbetreuung gegeben werden. Dabei darf die Betreuungszeit nicht zu lang sein. Demgegenüber ziehen seelisch stabile Kinder durchaus schon nach Vollendung des ersten Lebensjahres aus zusätzlichen Anregungen in der Krippe Gewinn. Was Kinder und Familien in Deutschland am wenigsten brauchen, ist das abermalige Aufflammen eines ideologisch gefärbten „Krippenkrieges“. Wenn Eltern verunsichert werden, besteht die Gefahr, dass denjenigen in Politik und Fachlichkeit, die sich für zweifellos notwendige Verbesserungen der Qualität in Krippen und Kindertagespflege-Stellen einsetzen, der Wind aus den Segeln genommen wird.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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8 Antworten zu Presse kommentiert

  1. HM sagt:

    Ich habe noch einen weiteren Blick bezogen auf die Kinderbetreuung in unserem Land.

    Staatlich subventionierte Kinderbetreuung soll vor allem den Anteil der kinderlosen Frauen „deutlich“ senken. Eltern- und Kindergeld sollen vor allem dazu führen, dass Eltern „im Durchschnitt mehr Kinder“ bekommen sollen. Nachzulesen in der Bertelsmann-Studie. Diese sagt von sich, die umfangreichste Auswertung ehe- und familienbezogener Maßnahmen und Leistungen zu sein, die es jemals gegeben haben soll.

    Man kann diese Ergebnisse aber auch ganz anders lesen und beurteilen: Trotz milliardenschwerer Investitionen in Kinderbetreuung bleiben in Deutschland mehr Frauen denn je kinderlos. Allem Kinder- und Elterngeld zum Trotz ist das Geburtenniveau in einem der wohlhabendsten Länder der Welt konstant eines der niedrigsten. Und die durchschnittliche Zahl der Kinder je Familie geht weiterhin zurück.

    Das aber kann nur heißen, finanzielle Anreize bei der Überlegung, eine Familie zu gründen und als Familie zu wachsen, fallen kaum ins Gewicht.

    (Selbst-)Vertrauen kann man eben nicht (ver-)kaufen, wohl aber zerstören, indem die Ehe politisch abgewertet und das Maß aller Familienpolitik die Anhebung von (vorwiegend) weiblichen Reserven für den Arbeitsmarkt ist.

    Also: BRD-Familienpolitik ade!

  2. HM sagt:

    @ Kommentar Kg- am 1. September, 2014

    Das Erreichen von mehr Qualität ist jedoch aufgrund des Personalmangels ziemlich schwer. ErzieherIin ist kein Beruf mit Zulauf, was wenig Hoffnung macht.

    Der letzte Bildungsbericht hat angemahnt, mehr Geld für das Bildungssystem auszugeben. Was tun zuständige Ministerien? Sie spielen diese Investitionen gegen das Betreuungsgeld aus!

    Eine finanzielle Maßnahme stärkt die Eltern und versucht, ihnen Mut zu machen, ihren Erziehungs- und Bildungsauftrag wahrzunehmen. Investitionen in Einrichtungen sowie in die Weiterbildung und Qualifizierung des Kindergarten-Personals sind genauso nötig.

    Die Bildung unserer Kinder ist nicht kostenlos zu haben – Herr Schäuble (CDU)!

  3. Kg- sagt:

    Dem obigen BAK-Beitrag von h-z ist aus den folgenden Gründen zuzustimmen:

    Wie gehen Leser mit „wissenschaftlichen Studien“ um. Einerseits wird Menschen aus nachprüfbaren Verstößen gegen wissenschaftliches Arbeiten der Doktortitel entzogen; andererseits glaubt man jeder Studie ohne nachzufragen, wie sie entstand und wer sie mit welcher Motivation in Auftrag gab.

    Das Ergebis der Studie zum Betreuungsgeld stand schon fest, bevor die erste Befragung stattgefunden hatte. Ob das unseren wissenschaftlichen Ansprüchen genügt und ob wir das alles mit Steuergeld bezahlen müssen, sollte man ernsthaft öffentlich diskutieren.

    Von dieser Studie gehen zwei Botschaften aus. Die erste heißt, Eltern tun ihren Kindern etwas Böses an, wenn sie diese selbst betreuen und ihnen den Besuch von Tagesbetreuungseinrichtungen verweigern. 🙁

    Wo bleibt da der Respekt vor dem freien Willen und der Wahlfreiheit der Eltern?

    Die zweite Botschaft heißt, Bildung kann nur in öffentlichen Einrichtungen an die Kinder herangebracht werden. 🙂

    Ist das so?

    Eine Tageseinrichtung nach der anderen wird gebaut. Doch es muss endlich um Qualität und nicht nur um Quantität gehen. Eltern wollen ja durchaus ihre Kinder in eine Betreuungseinrichtung geben, weil sie diese fördernd für Kinder erachten wie auch für ihren Familienalltag benötigen. Es ist sehr sinnvoll, Kindern aus benachteiligten Familien eine besondere Fürsorge zukommen zu lassen. Doch brauchen wir endlich, was Fachleute schon lange fordern: ein wesentlich besseres ErzieherIinnen-Kind-Verhältnis (Relation)!

  4. gg sagt:

    @ h-z am 31. Juli, 2014 im letzten Absatz

    Der Staat hat alle Familien, die für ihre Kinder sorgen, zu unterstützen.

    Hierbei muss er den Eltern die Wahlfreiheit lassen. Sie ist nur möglich, wenn sie so gestellt werden, dass sie diese auch ausüben können.

    Und hierzu gehört ebenso das Betreuungsgeld. Der Betrag müsste sogar noch wesentlich höher liegen:

    – Ein Krippenplatz kostet den Steuerzahler jährlich 15 000 Euro –

    Und einen Betrag missgönnt man Müttern, die ganz bewusst auf eine Berufstätigkeit zugunsten ihrer Kinder bis zum dritten Lebensjahr verzichten: Nämlich den Betrag von monatlich 100 Euro!

    Was für ein familienpolitischer Trugschluss! 🙁

  5. R. Gm. sagt:

    Das Betreuungsgeld von Schwarz/Gelb:

    Dumm, dümmer – also steigerungsfähig!

    Die geplante Pkw-Maut – aktuelle Bezeichnung = Infrastrukturabgabe von Dobrindt (CSU):

    Gleichermaßen!
    🙂

  6. h. sagt:

    @ h-z BAK-Beitrag 29. Juli 2014

    „Welch ein Unsinn: Den vergeblichen Versuch zu unternehmen, den Besuch einer Kita ausschließlich mit dem Betreuungsgeld in Verbindung zu bringen. Sollte das eine Studie sein, dann bin ich ab sofort Student!“…

    Die Bertelsmann-Stiftung beklagte bereits 2007 ein einzuführendes Betreuungsgeld als falsches Signal für sozial benachteiligte Familien.

    Vor einem Jahr wurde dann dennoch das Betreuungsgeld eingeführt. Vor der Einführung wurde eine Studie in Auftrag gegeben, sodass die Daten für die Studie vor der Einführung des Betreuungsgeldes erhoben wurden und nicht mit dem dann folgenden tatsächlichen Antragsverhalten für das Betreuungsgeld abgeglichen wurden. Die Studie hat zum Ergebnis, was die Bertelsmann-Stiftung vorausgesagt hatte.

    Aktuell stellt sich heraus, dass die Zahlen so manipuliert wurden, dass ein Skandal perfekt erschien. Und welche Aussage in der Studie betrifft eigentlich das Betreuungsgeld?

  7. h-z sagt:

    BNN 29. Juli 2014
    KOMMENTARE
    „Gute Gründe“

    Den Ausführungen von MARTIN FERBER muss man voll und ganz zustimmen!

    Auf Druck der CSU wurde das Betreuungsgeld vor einem Jahr eingeführt. Es setzt total falsche (weil nur finanzielle) Anreize und wirkt daher kontraproduktiv.

    Es fehlen demgegenüber ErzieherIinnen und auch noch Kita-Plätze. Wenn noch mehr Eltern sich für einen Krippenplatz entscheiden würden, wäre das bundespolitische Verwirrspiel weitaus größer.

    Das Gerede um das Betreuungsgeld ist dummes Zeug. Fehlende bundespolitische Qualitätsstandards, eklatanter (Fach-) Personalmangel, größtenteils Kitas als reine Verwahranstalten sind die nicht zu übersehenden negativen Tatsachen.

    Einzig und allein haben Eltern zu entscheiden, ob das Kind außerhalb oder nur innerhalb der Familie erzogen werden soll. Der allumfassende – hier wurschtelnde Staat – hat sich gefälligst rauszuhalten!

  8. h-z sagt:

    Badische Neueste Nachrichten am 26. Juli 2014
    Seite 1 „Es fehlt an Kita-Personal“

    Es ging politisch lange um die Zahl der Kindertagesstätten für unter Dreijährige. Ab August 2013 konnte man den Anspruch auf einen Platz gesetzlich einklagen. Trotzdem gibt es immer noch zu wenig Plätze für die Kleinkinder.

    Studien bescheinigen, die Qualität der Betreuung ist nicht die beste. Zu viele Kinder werden von zu wenigen Erziehern betreut.

    In Baden-Württemberg und Bremen ist ein Erzieher durchschnittlich für drei Kinder zuständig – optimal nach dem anspruchsvollen Betreuungsschlüssel!

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