Leserbrief zum Ausbau der Gemeinschaftsschulen in Bretten

Leserbriefzu den Berichten in den Brettener Nachrichten und der Brettener Woche über die Diskussion zum Ausbau der Gemeinschaftsschulen und dem Beschlussantrag der Stadtverwaltung zu Punkt 6 der Tagesordnung am 18.6.2013
von Gunter Lange
Ich würde es außerordentlich begrüßen, wenn der Brettener Gemeinderat am 18. Juni dem Beschlussantrag der Verwaltung mehrheitlich folgen würde. Ich möchte aber gerne sagen, warum:
Mit Blick auf unsere heranwachsenden Enkelkinder verfolge ich mit großer Sorge die laufende Diskussion um die von der Rot-Grünen-Landesregierung langfristig flächendeckend geplante Gemeinschaftsschule als Basisschule (=heterogene Einheitsschule für alle Kinder). Hierzu Zitat aus dem Wahlprogramm 2010 der Grünen: “Die Basisschule ist eine Gemeinschaftsschule (GMS) für alle Kinder. Die Basisschule umfasst alle Bildungsgänge der Sekundarstufe 1 und führt nach dem 10. Schuljahr zu einem differenzierten mittleren Bildungsabschluss. Wir Grünen streben an, dass sich jährlich 10 % der weiterführenden Schulen zu Basisschulen weiter entwickeln.“
Nun lese ich aber an anderer Stelle: “Baden-Württemberg liegt bisher bei Vergleichsstudien wie dem Ländervergleich der Kultusministerkonferenz, dem Bildungsmonitor oder der Pisa-Studie ebenso wie andere Bundesländer mit differenziertem Schulsystem regelmäßig auf den Spitzenplätzen, im Gegensatz zu Bundesländern mit Gesamt-oder Gemeinschaftsschulen.“

In einem Artikel der FAZ vom 10.5.2013 der Pädagogik-Professoren Matthias Burchardt und Jochen Krautz lese ich weiter, dass viele Studien belegen würden, dass ein von der Lehrperson aktiv gelenkter Unterricht deutlich effektiver als eine Reduzierung des Lehrers auf den Lernbegleiter sei. In der Info-Veranstaltung der Brettener Grünen konstatierte Schulrat Straub auf Zuhörer-Anfrage, dass pädagogische Maßnahmen wie kooperatives Lernen, Teamarbeit, Differenzierung und Rhythmisierung bereits in den vorhandenen Schulsystemen praktiziert werden. J. Böhm, Bundesvorsitzender der VDR, schreibt im März 2011: “Jeder spezifische Bildungsgang hat seine volle Berechtigung und sein eigenes inhaltliches, methodisch-didaktisches und pädagogisches Konzept. Ziel muss es sein, schulische Förderung möglichst in homogenen Lerngruppen zu organisieren.“

Ich bin nun kein Pädagoge, kein Parteimitglied und kein Politiker. Deshalb weiß ich nicht, welches das beste Schulsystem ist, aber ich nehme für mich in Anspruch, ein logisch denkender Mensch zu sein. Deshalb frage ich mich, nach welcher Logik ausgerechnet in Baden-Württemberg ein offenbar erfolgreiches, homogenes, aber durchlässiges Schulsystem in ein heterogenes Einheitssystem geändert werden muss? Was, wenn die Gemeinschaftsschule als Einheitsschule nicht so funktioniert, dass alle Eltern für ihre Kinder darin eine angemessene Bildungsentwicklung gesichert sehen? Müssen diese Eltern ihre Kinder dann freikaufen und auf teure Privatschulen schicken? Stellt das auf diese Weise entstehende „duale System“ die glühend beschworene Chancen- und Bildungsgerechtigkeit dar?

Deshalb halte ich den Beschlussantrag der Stadtverwaltung für klug und weitblickend, mit der Einrichtung einer GMS an der Hebelschule das Systemangebot um den von der Regierung gewünschten heterogenen Schultyp zu erweitern und gleichzeitig für Realschule und Schillerschule ein in beiden Richtungen durchlässiges Kooperationsmodell mit homogenen Klassen zu entwickeln. Dieses breite Schulangebot erspart dann wenigstens den Brettener Eltern und Schülern private Schullösungen.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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