Brettener Weihnachtsmarkt-Händler mit Halbzeitbilanz unzufrieden
Von unserem Redaktionsmitglied Joachim Schultz
Bretten. Langsam könnte der Besuch des Brettener Weihnachtsmarkts doch noch zu einem Vergnügen werden, denn wenigstens die äußeren Bedingungen sollen mitspielen: Es bleibt winterlich. Das könnte die bislang eher miserabel ausfallende Bilanz zahlreicher Standbetreiber in der laufenden letzten Marktwoche noch etwas aufbessern. Denn das Schmuddelwetter mit Regen, Schneematsch und Eis zu Beginn hat viele Wünsche offen gelassen. Gedränge vor der Bühne und Buden ist bislang ausgeblieben, mancher Händler spricht dagegen eher von trostloser Leere an den Werktagen.
Christiane Goutier schenkt an ihrem Stand Glühwein aus. Sie ist total unzufrieden mit dem Geschäft. Ein Drittel weniger Glühwein als vor einem Jahr hat sie in der ersten Woche verkauft. „Es muss sich insgesamt etwas ändern. Wenn es so bleibt, bin ich das letzte Mal hier. Denn die gegenwärtige Besucherflaute nur am Wetter festzumachen, wäre falsch. Beispielsweise wurde uns versprochen, dass das Skandinavische Dorf mehr Leute auf den Weihnachtsmarkt bringen wird. Doch das Dorf samt Eisbahn nimmt eher Kundschaft weg. Und wenn man sieht, wie schön der Knittlinger Markt am vergangenen Wochenende war, fällt der Brettener dazu weit ab“, klagt Goutier.
Insgesamt könne man mit der Resonanz unter den gegebenen äußeren Bedingungen zufrieden sein, hieß es gestern auf Anfrage aus dem Amt für Wirtschaftsförderung im Brettener Rathaus. „Die Besucherzahl ist natürlich wetterabhängig. Die Adventswochenenden sind im Vergleich zu den anderen Wochentagen jedoch ganz gut gelaufen“, sagt eine Mitarbeiterin des Amtes. Es habe viele Anrufe gegeben, in denen sich Neugierige nach dem Weihnachtsmarkt erkundigt hätten. Außerdem wird in umliegenden Kommunen, darunter Bruchsal, Mühlacker und Maulbronn, mit Plakaten auf den Markt in der Melanchthonstadt aufmerksam gemacht.
Aus Bruchsal machte sich am Montagnachmittag ein Ehepaar auf den Weg nach Bretten, um den Brettener Weihnachtszauber zu erleben. Doch sie sind enttäuscht. „In zwei Minuten waren wir über den Markt gelaufen. Wir fanden den Markt, als die Buden in der gesamten Fußgängerzone verteilt waren, viel schöner“, erzählt die Frau. Mit dieser Meinung stehen die beiden Besucher an diesem Nachmittag nicht alleine.
Oft kritisieren befragte Händler eine insgesamt lieblose Darstellung des Marktes, hohe Standmieten, den Karussell-Standort und die Verteilung der Buden, Stichwort: geballtes Auftreten der Glühweinstände zwischen Marktplatzbrunnen und Karussell. Ein Händler, der nicht genannt werden will, vermisst angesichts des Bilds, das der Markt abgibt, das weihnachtliche Flair völlig. „Ich fühle mich mehr auf einen Rummelplatz als auf einem Weihnachtsmarkt versetzt.“
Holzspielzeug und weihnachtliche Deko-Artikel hat Willi Schmid in seinem Sortiment. „Man muss einfach sehen, dass Bretten eine kleine Stadt ist. Normalerweise habe ich einen Stand in Ettlingen. Natürlich mache ich dort ganz andere Umsätze. Generell ist festzustellen, dass bei den Besuchern ein Sättigungsgrad eingetreten ist, und die Geschäfte überall nicht mehr so gut laufen. Viele erwarten von einem Marktbesuch ein besonderes Erlebnis, deswegen fahren sie lieber nach Karlsruhe oder Heidelberg“, so Schmid. Er ergänzt: Da könne eine Stadt machen was sie wolle, gegen diesen Trend komme Bretten nicht an.
Peter Weisgerber verkauft weihnachtliches Allerlei in Bretten und auf anderen Märkten in der Region. „Seit Jahren geht in Bretten immer weniger. Das Skandinavische Dorf bringt überhaupt nichts, um diese Entwicklung wenigstens im Ansatz zu stoppen. An keinem anderen Buden-Standort sieht es so düster wie in Bretten aus.“ Weisgerbers Markt-Kollegin Johanna-D. Hörtling ist seit 24 Jahren mit einem Stand in Bretten mit dabei. Sie sieht die Sache pragmatisch und mit einiger Erfahrung eher gelassen: „Erst am Ende des Weihnachtsmarktes wird zusammengezählt.“