Keine Entwarnung für Georg-Wörner-Straße

Seit gestern fließt der Verkehr wieder durch die Pforzheimer Straße / Stadt strebt großes Verkehrskonzept an
Von unserem Redaktionsmitglied Christina Zäpfel
Bretten. Das Ende einer Dauerbaustelle belebt in Bretten eine andere, eine politische Baustelle. Das ehemalige Heberer-Haus in der Pforzheimer Straße steht kurz vor seiner Vollendung, die Stadt hat deshalb seit gestern die einspurige Durchfahrt auf der Bundesstraße 294, also der Pforzheimer Straße, für den Verkehr wieder freigegeben. (Die Brettener Nachrichten berichteten.)

Das ruft die Anwohner der Georg-Wörner-Straße auf den Plan: Die fühlen sich seit dem Brand des historischen Heberer-Hauses vom massiven Verkehrsaufkommen in ihrer Straße gestört. Denn: Seitdem das alte Heberer-Haus bei einem Großbrand am 7. September 2007 völlig zerstört wurde, danach wegen des Baus der Melanchthonakademie und des anschließenden Baus des „neuen Heberer-Hauses“ die Pforzheimer Straße voll gesperrt war, wurde der Verkehr in beide Richtungen durch die L 1103, die Georg-Wörner-Straße, geleitet. Zuvor war dort eine Einbahnstraße.

„Wir befürchten, dass unsere Straße nicht wieder zur Einbahnstraße wird, obwohl der Verkehr in der B 294 wieder fließt“, sagt der Sprecher der dortigen Bürgerinitiative, Stefan Mohr. Diese Befürchtung scheint angesichts der städtischen Reaktion nicht ganz unbegründet. Denn von dort war vorerst keine Entwarnung zu bekommen: Auf die Frage, wie es mit der Georg-Wörner-Straße weitergeht, antwortete Oberbürgermeister Martin Wolff: „Das wissen wir alle noch nicht.“ Er wolle im Zuge der Sporgassenbebauung ein Verkehrskonzept entwickeln und so lange nicht an einzelnen Straßen „herumdoktern“, so Wolff wörtlich. Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr, der voraussichtlich im Januar nichtöffentlich tagt, soll es um solch ein Gesamtkonzept gehen. Dort sollen alle Fakten auf den Tisch kommen, damit man eine nachhaltige Lösung findet, vertröstet Wolff die Betroffenen.

Mindestens so lange werden die Anwohner der Georg-Wörner-Straße also noch bangen müssen, ob ihre Straße nach einer Sperrung in der Pforzheimer Straße von „zwei Jahren und neun Monaten“ auch weiterhin Durchgangsweg zum Beispiel für Lkws sein wird. „Wir werden nicht akzeptieren, dass unsere Straße dauerhaft in beide Richtungen befahren wird“, so Mohr. Seine Bürgerinitiative störe die massive Zunahme des Verkehrs. Der fahre vielerorts sehr nah an den Wohnhäusern vorbei. Schwere Lkws folgten mitunter „blind“ ihrem Navigationsgerät, obwohl nur Anliegerverkehr erlaubt sei – die Stadt habe dieses Problem nie in den Griff bekommen. (OB Metzger sprach seinerzeit im Übrigen vom „Anlügerverkehr“).

Zudem hielten sich viele Autofahrer nicht an die Tempo-30-Zone, was ein Anwohner der Georg-Wörner-Straße gegenüber den Brettener Nachrichten wütend bestätigt: „Am Wochenende brausen die hier manchmal mit 60 oder 70 Sachen durch. Die Bürgerinitiative spricht von einer „innerstädtischen Schnellstraße und Stadtautobahn“.

Und Mohr: „Wir befürchten, dass unsere Häuser durch den Schwerlastverkehr Schaden nehmen, erste Risse sind schon sichtbar.“ Und weitere Befürchtungen treiben die Anwohner um, so Mohr. „Wir wurden immer wieder darauf verwiesen, dass man im Zuge der Sporgassenplanung eine große Verkehrslösung anstrebe. Unsere Sorge ist es aber, dass man dort oben Fakten schafft, zum Beispiel indem man die B 294 zu einer Stadtstraße herunterstuft und dann die Georg-Wörner-Straße zweispurig belässt.“ (Siehe auch Hintergrund.)
Im Regierungspräsidium Karlsruhe sieht man es zunächst als logische Konsequenz an, die Georg-Wörner-Straße wieder einspurig zu führen, sobald die B 294 dauerhaft geöffnet ist – das ursprüngliche Provisorium also wieder aufzulösen.

Der zuständige Referatsleiter im Regierungspräsidium Nicola Damianoff verweist grundsätzlich darauf, dass die Stadt Bretten seiner Meinung nach, eigenständig darüber befinden könne, ob die Georg-Wörner-Straße in Zukunft nicht zweispurig befahrbar bleibt. Bleiben also einige Fragen offen: Hat eine mögliche Herabstufung der B 294 Auswirkungen auf die Georg-Wörner-Straße? Will man die Georg-Wörner-Straße auch herabstufen oder im Gegenteil mehr belasten – zugunsten einer herabgestuften Pforzheimer Straße?

Welche Alternative ist für den überörtlichen Verkehr denkbar, um die Innenstadt zu entlasten? Brächte ein anderes Projekt, nämlich die direkte Anbindung der von Oberderdingen kommenden L 1103 an die B 35 im Brettener Osten ein wenig Entlastung für die Georg-Wörner-Straße? Es könnte eine lange Sitzung werden, wenn der Verkehrsausschuss tagt.

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9 Antworten zu Keine Entwarnung für Georg-Wörner-Straße

  1. fc sagt:

    „Wir befürchten, dass unsere Straße nicht wieder zur Einbahnstraße wird, obwohl der Verkehr in der B 294 wieder fließt“,

    Das bleibt auch so – leider…

    Wie man mit einem Einbahnstraßensystem die Verkehrsprobleme in Bretten lösen kann, wurde im BAK mehrfach dokumentiert.

    Jetzt können sich die „Verkehrsexperten“ noch eine weitere, ergänzende Möglichkeit überlegen. Die steht im ADAC nachzulesen:

    „Warum UPS-Fahrer fast nie links abbiegen“

    „Der kürzeste Weg ist nicht immer der schnellste. Aus dieser Erkenntnis entwickelte UPS mit Wissenschaftlern und Mathematikern Ansätze, die eine effiziente Paketzustellung ermöglichen sollen. Zentrales Element der Überlegungen: Linksabbiegen sollen nach Möglichkeit vermieden werden.“
    Ach nein!

    http://adac-blog.de/warum-ups-fahrer-nie-links-abbiegen/

    Aber glaubt mir, die Ignoranz der Entscheider wird wieder siegen… Typisch Bretten…

  2. hra sagt:

    Obwohl Politiker auf allen Ebenen – Bund, Länder, Gemeinden – zweifellos die Macht der politischen Entscheidung haben, bleiben die Ergebnisse hinter den Erwartungen der Menschen weit zurück. Abzulesen an den jeweiligen Wahlbeteiligungen!

    Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass diese Entscheider konturloser werden, je weiter oben sie auf der vermeintlichen Karriereleiter stehen. 🙁

  3. H. sagt:

    Zum großen Verkehrskonzept der Großen Kreisstadt Bretten in Brettener Nachrichten am 2. Dezember 2010
    und
    zum Leserbrief „Bretten nervt mich schon seit langem“ in Brettener Nachrichten am 15. Januar 2014
    und
    zum Leserbrief „Im Postweg ist die Situation genauso prekär“ in Brettener Nachrichten am 18. Januar 2014

    Man kann von den Brettener Mandatsträgern nichts erwarten. Denn Kommunalpolitiker verfügen – im Vergleich und Gegensatz zu Normalsterblichen – über

    die „Macht der politischen Entscheidung“.

    Es ist ein Instrument (Werkzeug), mit dem sie sich über die Tatsachen der Leserbriefinhalte hinwegsetzen (können).
    Sogar über ihr eigenes Unwissen und über ihre eigenen Zweifel! 🙂

  4. Rr-Hn sagt:

    Ein lustiger Ratschlag an Frau Brandmeier auf ihren passenden Leserbief:

    Die Große Kreisstadt Bretten großräumig umfahren

    und wenn das nicht geht

    „Höhenruder“ einschalten!

    Diese lassen sich technisch für jedes Auto nachrüsten, müssen aber von Kfz-Sachverständigen geprüft und genehmigt werden! 🙂

  5. ghg sagt:

    Brettener Nachrichten am 15. Januar 2014
    Leserbrief: „Bretten nervt mich schon seit langem“

    Frau Birgit Brandmeier in Oberderdingen hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Uneingeschränkt kann man ihren Ausführungen zustimmen. Sie sind nichts anderes als das, was von mir oberhalb am 7. Februar 2013 kommentiert wurde.

    BNN am 2.12.2010 „Stadt strebt großes Verkehrskonzept an – am 07.02.2013 „Verkehrskonzept lässt auf sich warten“

    Nichts hat sich getan. Alles ist so wie bisher geblieben. Verkehrszählungen und Verkehrsdiskussionen. Großartige regelmäßige Ankündigungen, keine Realisierungen.

    In etwa vergleichbar: BUSY DOING NOTHING! 🙂

  6. ghg sagt:

    BNN 2. Dezember 2010
    „Stadt strebt großes Verkehrskonzept an“ s. oben 🙁

    Und heute:
    „Verkehrskonzept lässt auf sich warten“ 🙁

    „Jetzt kommt es also darauf an, was die Entscheidungsträger, sprich Gemeinderat und Verkehrsausschuss, dort planen.“ 🙂

    Bisher herrschte Konzeptlosigkeit. Daher sind die Erwartungen hoch. Der Verkehrsausschuss mit guten Ideen empfiehlt dem Gemeinderat zu beschließen. Hoffentlich lässt sich dabei sachlich denken. Dennoch muss die Verwaltung neutrale Vorlagen erarbeiten.

    Sonst kann es passieren, weil man sich selbst überall zu wichtig nimmt, nimmt die Brettener Bevölkerung auch keinen mehr so richtig ernst! 🙁

  7. fc sagt:

    @ mm
    Nun hat die Schlichtung bei Stuttgart 21 eindeutig bewiesen, dass man die Fakten öffentlich auf den Tisch legen muss, weil die Bürgerschaft auf „Augenhöhe“ mehr Verstand aufweist als bei „Regierenden!“ befürchtet wird. Zeigen nicht die Versteckspiele nur die Unsicherheit und mögliche Unehrlichkeit oder Inkompetenz auf, die das bequeme „Regieren“ überhaupt ermöglichen? Die Zeche soll eh der „Dumme“ bezahlen.

    Das Vertrauen (von den Regierenden so begehrt) ist aber nur auf Realität und Ehrlichkeit aufgebaut.

    Das moderne, junge und offene Handeln – gegenüber und gemeinsam mit der Bürgerschaft – habe ich beim neuen OB Wolff vorausgesetzt – und mich getäuscht. 🙁

  8. h - z sagt:

    Brettener Verkehrspolitik
    Stets voll gegen die Brettener Bürgerinnen und Bürger?

  9. mm sagt:

    warum muss eigentlich der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr nichtöffentlich tagen? Nur um die Gemeinderäte zu schützen, damit diese sich den Bürgern gegenüber nicht für ihre Entscheidungen rechtfertigen müssen? Ganz schön feige!
    Zudem habe ich den Eindruck, dass die „Nichtöffentlichkeit“ in Bretten eher noch zunimmt, als zu Zeiten Metzgers.

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