Brot und Käse aus rollendem Kaufhaus

Cap-Mobil als karitatives Projekt beliefert Kunden in der Region mit Lebensmitteln
An sechs Tagen fährt das Cap-Mobil
Von unserem Mitarbeiter Alexander Jähne
Bretten. Sechsmal die Woche ist es auf den Straßen des Kraichgaus unterwegs: das rollende Kaufhaus auf vier Rädern. Mit einer Gesamtfläche von rund zwölf Quadratmetern richtet sich das vor zwei Jahren gegründete Gemeinschaftsprojekt der Lebenshilfe Bruchsal-Bretten sowie des Cap-Lebensmittelmarktes aus Graben-Neudorf nicht nur an Menschen mit Behinderung oder Senioren, sondern prinzipiell an jeden, der schnell und bequem seine Einkäufe tätigen will.

Samstagmorgens in Sprantal: Um acht Uhr erledigt der Landwirt Maurizio, er war 2009 Kandidat bei der Fernsehshow „Bauer sucht Frau“, brav seine Besorgungen. Der 49-jährige Italiener aus Sprantal ist der erste Kunde, der an diesem Tag das Cap-Mobil betritt. „Entgegen der weitläufigen Meinung, unser fahrendes Kaufhaus sei nur für Rentner und Menschen mit Benachteiligung bestimmt, sind Kunden aller Art jederzeit bei uns willkommen“, berichtet Ute Winkler, die gemeinsam mit zwei weiteren Fahrern sowohl in Bretten als auch in anderen Teilen des Kraichgaus unterwegs ist.
An sechs Tagen in der Woche fährt das Cap-Mobil quasi bis vor die Haustür der Kunden, um die Leute mit frischen Lebensmitteln, Zeitschriften, Obst, Gemüse, Haushaltsartikeln, Tiernahrung oder Pflegeprodukten zu versorgen.

Die Sprantalerin Edith Hunzinger beispielsweise schätzt den praktischen Komfort dieser Einrichtung, schließlich seien die „Einkaufsmöglichkeiten hier in unserem Ortsteil doch sehr begrenzt“, wie die 86-Jährige meint. Das man jedes Mal die Nachbarn auf eine zwanglose Unterhaltung treffe, sei ein weiterer Grund, warum sie regelmäßig das Cap-Mobil aufsuche. Gerd Heger, ebenfalls aus Sprantal, will hingegen seine Familie mit einem ausgiebigen Wochenendfrühstück überraschen. Brot, Butter, Milch, Käse, Wurst und frische Eier stehen daher auf seinem Einkaufszettel.
In den Regalen des Cap-Mobils wird Heger schließlich fündig. Und selbst den Warenkorb braucht Heger nicht zu seiner Haustüre zu tragen. Diese Aufgabe übernimmt Ute Winklers Helferin Corina Heilig, vor sechs Wochen mehrfache Medaillengewinnerin bei den Special Olympics in Bremen, Disziplin: Inline Skating. „Im Cap-Markt arbeiten zehn Menschen mit körperlicher oder geistiger Benachteiligung“, berichtet Ute Winkler, „die uns hin und wieder auf unseren Touren begleiten“. Mit viel Freude und Engagement seien die Helfer bei der Sache, weil sie zum einen eine sinnvolle Aufgabe bekämen und zum anderen, sich ein kleines Taschengeld dazu verdienen könnten.

Kunden wie Gerd Heger betrachten die Sache mit dem Cap-Mobil sogar als eine Situation, von der beide Seiten etwas hätten: „Bequem Einkäufe tätigen und dabei noch eine karitative Idee unterstützen, besser geht es doch gar nicht.“ Schade findet Heger hingegen, dass dem Projekt bislang nicht die verdiente Aufmerksamkeit zuteil komme und, dass das „fahrende Kaufhaus“ bislang noch zu wenig Unterstützung von kommunaler Seite aus erfahre. Dabei läge sowohl Ute Winkler als auch dem Team vieles daran, eine echte Wohlfühl-Atmosphäre für die Kunden zu schaffen. „Kommunikation oder ein familiärer Umgang wird bei uns genauso groß geschrieben wie die Tatsache, dass wir uns für Beratung und die Wünsche des Einzelnen genügend Zeit nehmen. Stammkunden, die uns seit langer Zeit die Treue halten, sind der Beweis dafür, dass unser Konzept aufgeht.“

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