Nein, das hat den Stadträten gar nicht gefallen, was ihnen die Vertreter der Firma Newport ganz unverblümt ins Gesicht sagten: Die Idee von der Shopping-Mall mit diversen Märkten und Geschäften sei nur ein Traum. Für Geschäfte wie C&A, H&M oder Mediamarkt sei Bretten einfach zu klein, habe kein ausreichendes Einzugsgebiet. Deshalb müsse man an der Sporgasse kleine Brötchen backen.
Dabei hatten die anderen Investoren gerade die schönsten Bilder vom künftigen Einkaufsparadies auf die Leinwand projiziert. Dieses schöne, neue Bretten hatten Kommunalpolitiker und die vielen Zuhörern noch im Kopf. Mancher sah sich in Gedanken schon unter der Pergola bummeln, die breite Treppe zum Promenadenweg hinauf gehen, den Einkauf aus dem Supermarkt in der Tiefgarage im Kofferraum verstauen – und nun diese kalte Dusche.
Die Gemeinderäte reagierten prompt mit Ablehnung – was angesichts des wenig inspirierten Newport-Entwurfs auch nicht schwer fiel. Und doch blieb bei ihnen etwas hängen, war Nachdenklichkeit spürbar: Ist der große Wurf an der Sporgasse realistische Vision oder nur ein Traum? Zu oft sind dem Gemeinderat schöne Bilder vorgeführt worden, die dann sehr nüchterner Realität wichen: am Seedamm, beim Kraichgau-Zentrum oder am Engelsberg. Gerade mal ein Jahr ist es her, dass sie einen wunderschönen, aber realitätsfernen Animationsfilm über die Zukunft der untertunnelten Sporgasse vorgeführt bekamen.
Andererseits: Der Gedanke, dass die Bündelung attraktiver Geschäfte eine Eigendynamik entwickeln könnte, dass dieser Synergie-Effekt Brettens Standort-Nachteile ausgleichen könnte, ist nicht einfach von der Hand zu weisen: Optimismus an der Sporgasse und Bretten lebt auf? Die Investoren handeln auf eigenes Risiko, sind also zum Erfolg verdammt.
Eine Glaubensfrage, ob man nun den Pessimisten oder den Optimisten vertraut. Das ist jetzt Sache des Gemeinderats. Dazu sollte man ihm Zeit lassen und nicht erwarten, dass er sich schon nächste Woche entscheidet. Rudolf Baier
Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :
- Kein Interesse an Landrats-Nachfolge - 1989
- Stadt Bretten weist BUND-Kritik an Regionalverbandentscheidung zurück - 2005
- Leserbrief : Noch viele Fragen offen - 2006
