Bei Deuerer soll der Betriebsfrieden zurückkehren

Erstmals in der Firmengeschichte gibt es beim Tierfutterhersteller einen Betriebsrat / Harmonie demonstriert
„Das hatte schon ein gewisses Allergie-Potenzial“
Von unserem Redaktionsmitglied Christina Zäpfel
Bretten. Alles zurück auf Los bei Deuerer: Der Betriebsratsstreit beim Brettener Tiernahrungshersteller ist vorerst beigelegt. Im Gespräch mit den Brettener Nachrichten demonstrierten die Geschäftsleitung, Gewerkschaft und der neue Betriebsrat gestern Einigkeit und ungewöhnliche Harmonie. Seit Anfang des Monats verfügt die Tiernahrung Deuerer GmbH erstmals in ihrer Firmengeschichte über einen neunköpfigen Betriebsrat und einen frisch gewählten Betriebsratsvorsitzenden namens Axel Eberhardt. Der Weg dorthin aber war steinig und führte die beteiligten Parteien – Geschäftsführung, Mitarbeiter und die zuständige Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) letztlich bis vor das Bundesarbeitsgericht. (Die BNN berichteten mehrfach.)

„Der Konflikt ist irgendwann einfach eskaliert, es wurde nicht mehr miteinander, sondern nur noch übereinander geredet“, räumt Deuerers neuer Rechtsanwalt Ulrich Zaiger ein, der sich seit vergangenem Jahr des Konflikts angenommen hat. „Die Realität ist einfach aus dem Blick geraten. Wir müssen einräumen, dass die Firma Deuerer da nicht gut beraten war“, so Zaigers Zugeständnis.
Auch der NGG-Gewerkschaftssekretär Christian Schick, der gestern mit am Tisch saß, bestätigt: „Wir wollen jetzt einen Neuanfang wagen und wirklich konstruktiv zusammenarbeiten. Die Betriebsratswahl ist vorbildlich über die Bühne gegangen. Auf dieser Grundlage kann man etwas wachsen lassen.“

Das hörte sich freilich vor Monaten noch völlig anders an. Zum einen schwelte ein ungelöster Konflikt mit gekündigten Deuerer-Mitarbeitern, die in der Gewerkschaft waren. Zum anderen konnte man sich nicht über die Besetzung des Wahlausschusses einig werden. „Herr Schick hat nichts in unserer Firma zu suchen“, wurde damals noch verkündet. Heute demonstrieren die Beteiligten hingegen Einigkeit. Alle Kündigungsverfahren seien weitgehend einvernehmlich gelöst, bestätigen Zaiger und Schick. Und Firmenchef Hans-Jürgen Deuerer räumt zerknirscht ein: „Dass uns da von außen, von der Gewerkschaft jemand reinreden wollte, das waren wir einfach nicht gewohnt. Das hatte schon ein gewisses Allergie-Potenzial.“ Damals sollte laut richterlicher Entscheidung Christian Schick Vorsitzender des Wahlausschusses werden.

Nachdem man sich aber zusammengerauft hat, so berichtet Zaiger, habe man sich auf einen internen Wahlvorstand aus den Reihen der Belegschaft geeinigt. Letztere hat jetzt mit einer Wahlbeteiligung von 35 Prozent den ersten Deuerer-Betriebsrat gewählt. Der Lagerist Axel Eberhardt steht seit der konstituierenden Sitzung an der Spitze des neuen Gremiums und gibt sich zuversichtlich: „Wir müssen jetzt erst mal sehen, welche Wünsche seitens der Belegschaft an uns Betriebsräte herangetragen werden. Aus meiner Sicht kann ich nur sagen, ich habe einen hervorragenden Arbeitsplatz. Da mangelt es an nichts.“
Deuerer dazu: „Wenn bisher Missstände aufgetreten sind, war es immer möglich, diese direkt bei uns vorzutragen. Das soll auch so bleiben, wir sind immer noch ein Familienbetrieb, wenn auch mittlerweile stark gewachsen. Wir wollen das neue Instrument nutzen, um unsere Leute stärker einzubinden, etwa in Fragen der Sicherheit.“ Auch hofft man seitens der Geschäfsleitung, bei Konflikten zwischen den unterschiedlichen Nationalitäten im Werk besser und schneller reagieren zu können.

Die großen Baustellen sieht auch Gewerkschafter Schick momentan nicht: „In den vergangen Jahren wurde gerade im Bereich Arbeitszeit- und Schichtmodelle viel erreicht. Und traute Einigkeit herrscht schließlich auch bei der zukünftigen Stoßrichtung: „Wir wollen wieder vertrauensvoll und sinnvoll zusammen arbeiten“, so die einträchtige Runde.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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Eine Antwort zu Bei Deuerer soll der Betriebsfrieden zurückkehren

  1. T/U sagt:

    Wahlbeteiligung 35 Prozent.
    65 Prozent zeigten kein Interesse an einer Interessenvertretung!

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