Hinter Bleiglasscheiben geht ein Traum in Erfüllung

Zelko Uzelac macht aus leerstehenden Geschäftsräumen am Marktplatz den einzigen Kiosk der Innenstadt
Mit dem warmen Wetter Hoffnung auf mehr Kunden
Von unserem Mitarbeiter Arnd Waidelich
Bretten. Bretten hat ein Innenstadtproblem. Die blinden Schaufenster in vielen Geschäften entlang der Fußgängerzone künden davon. Das Wehklagen darüber ist groß, Abhilfe fern. Eine kleine Initiative dagegen hat Zelko Uzelac gestartet. Der Kroate hat die Klappläden des Hauses Nummer 3 am Marktplatz wieder geöffnet, die lange Zeit mit verschlossen waren.

Es ist ein historisches Ambiente, in dem Uzelac seine Initiative gestartet hat. Alte Bleiglasfenster schmücken das Haus. Eine winzige Inschrift kündet von deren Alter: „E.u.H. Grosskopf GLHSM Karlsruhe 1934“. Dahinter hat er auf zehn Quadratmetern einen winzigen Kiosk eingerichtet, werktags geöffnet zwischen 6.30 und 18 Uhr. Eine gute Gelegenheit habe er wahr genommen, sagt er, als mit dem Kaufhaus Schneider auch der dazu gehörige Kiosk schließen musste. Wo vor Jahrzehnten aus dem Lager des ehemaligen Schuhhauses Groll höchstens mal reparierte Schuhe durch die Fenster gereicht wurden, da hat jetzt neues Leben Einzug gehalten. Ein Regal mit Süßigkeiten, Tabak und Zigaretten, mehr allerdings nicht. Und einige Exemplare der BNN wechseln täglich den Besitzer. Wer will, kriegt noch eine heiße Wurst oder einen Kaffee – „to go“. Der Tee geht manchmal auch noch mit.

Mit dem Kiosk hat sich der Kroate einen alten Traum erfüllt. „Als ich 1973 aus Osiek nach Bretten gekommen bin, da waren am Marktplatz diese Läden schon zu. Damals habe ich mir gesagt: Direkt am Marktplatz, da muss man doch was machen können.“ Seine Heimat war ihm Anregung dazu. Der Vater eines Freundes hatte einen Kiosk am Marktplatz in Osiek, und er erinnert sich noch heute gern an diese alten Zeiten: „Da sind wir zusammen gesessen und haben über alles stundenlang gesprochen: Fußball, Politik und Frauen natürlich!“ Einige wenige Stammkunden hat Zeljko Uzelc schon gewinnen können, die mit ihm jetzt hier in Bretten diese Themen durchackern. Dazu zählt Werner Rätz. „Optimal, hier am Marktplatz so was zu eröffnen“, meint er, steckt den Kopf durchs Fenster und lässt sich nach dem Zigarettenkauf bequem und breit mit den Unterarmen für längeres Pläuschchen auf dem Fensterbrett nieder.

Sein Kiosk soll keine Eintagsfliege sein, hofft Uzelac. „Ich will das schon etwas länger machen“. Abhängig ist er dabei allerdings vom Hausbesitzer. Der arbeitet an einem neuen Nutzungskonzept. Ob er da noch hinein passt, das weiß er nicht. Die Hoffnung hat er aber nicht aufgegeben, Hoffnung darauf, „dass jetzt alles besser wird“. Denn seine Erwartungen auf großen Umsatz haben sich bis jetzt nicht erfüllt. Verantwortlich macht er dafür vor allem den langen und strengen Winter. Aber jetzt soll es besser werden! Mit dem warmen Wetter, so hofft er, kommen auch mehr Kunden.
Geschäfts-Nachbar Joachim Brust hält schon länger durch. In seinem Käseladen hat er den harten Weg des Neuanfangs schon etliche Jahre hinter sich.
Gerade für die Kleinen, die nur eine Chance in der Spezialisierung hätten, vermisst er die Unterstützung der Stadt. Deren Attraktivität werde durch die kleinen Geschäfte gehoben. Für die Wagemutigen müsse ein grundsätzliches Hilfskonzept entwickelt werden.

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Eine Antwort zu Hinter Bleiglasscheiben geht ein Traum in Erfüllung

  1. Qua. sagt:

    Die Unterstützung der „Kleinen“ durch die Stadt

    wird doch sicherlich vom erwarteten Einzelhandelskonzept vorgeschlagen?

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