„Das ist ein Sturm im Wasserglas“

E.G.O. verlässt den Sulzfelder Standort / Firmenspitze: „Gerüchte und Halbwahrheiten in der Öffentlichkeit“
Umzug soll ohne Kündigungen erfolgen
Von unserem Redaktionsmitglied Joachim Schultz
Oberderdingen/Sulzfeld. Wenn man mit Johannes Haupt, Vorsitzender der E.G.O.-Geschäftsführung, über die Umzugspläne für das Werk in Sulzfeld redet, zeigt er sich irritiert über Dinge, die er zu diesem Thema gelesen und gehört hat. Für Haupt sind es „viele Gerüchte und Halbwahrheiten“, die seit ein paar Tagen in der Öffentlichkeit die Runde machten. „Das ist ein Sturm im Wasserglas. Ich kann die Aufregung wegen der Verlagerung, die in Sulzfeld aufkommt, zwar verstehen, aber ich bin Geschäftsführer des Unternehmens und muss an die wirtschaftlichen Interessen und den Erhalt der Arbeitsplätze denken“, sagt Haupt.

400 Menschen, die in der Sulzfelder E.G.O.-Fabrik ihren Arbeitsplatz haben, sind vom Umzug betroffen. Darunter sind auch rund 80 Blanco-Beschäftigte, die in den nächsten Monaten in die Blanco-Fertigungsstätte in der Sulzfelder Heinrich-Blanc-Straße umziehen.

Jetzt beginnt die entscheidende Phase. In den nächsten zwei bis drei Wochen möchte die E.G.O.-Geschäftsleitung mit dem Betriebsrat „einvernehmlich“ (Haupt) den Umzug unter Dach und Fach bringen. Bis spätestens Ende des Jahres sollen dann die etwa 320 E.G.O.-Beschäftigten das Sulzfelder Werk verlassen haben und ins Oberderdinger Stammwerk, dort arbeiten 1 700 Menschen, integriert sein.
Zu viele Emotionen bestimmen nach Worten Haupts das Thema und die Diskussion um die geplante Verlagerung der Produktion von Sulzfeld ins benachbarte Oberderdingen. Dabei sei das Vorhaben schon seit geraumer Zeit bekannt. „Bei drei Versammlungen seit Mitte 2009 informierte man die Beschäftigten über die Umzugspläne“, hebt Haupt hervor.

Für E.G.O. ist das Zusammengehen der beiden Produktionsstätten am Oberderdinger Standort das Ergebnis einer einfachen Kostenberechnung. Das Unternehmen erwartet durch diesen Schritt erhebliche Einsparungen. Ein gutes Argument angesichts eines starken Geschäftsrückgangs seit dem Beginn der Finanzkrise. Und noch immer sind die wirtschaftlichen Aussichten in der Küchengeräte-Branche ungewiss. „Es entsteht ein Kostenvorteil, wenn die Produktion, die bislang in Sulzfeld ist, in Oberderdingen integriert wird. Das rechnet sich durch Einspareffekte bereits binnen eines Jahres“, sagt Haupt.
Der Umzug soll ohne Kündigungen erfolgen. „Bis Ende 2011 gibt es eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat zur Standortsicherheit und zum Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. Wir wollen auch nach 2011 keine Leute entlassen. Wir mussten jedoch diese Entscheidung treffen, um den Oberderdinger Standort und die dortigen Arbeitsplätze langfristig zu sichern.“ Von Anfang an habe man Betriebsrat und Belegschaft über die Ziele informiert und dabei die Fakten dargelegt, um die Entscheidung transparent zu machen.
Die wichtige Zusammenführung der beiden Standorte im Stammwerk in Oberderdingen stellt das Unternehmen vor räumliche Probleme. Das Platzangebot ist beschränkt. Das weiß Haupt und geht auf entsprechende Kritikpunkte ein: „Es wird am Anfang eng werden. Doch Fachleute gehen daran, diese räumliche Verhältnisse so zu gestalten, dass die Integration möglich sein wird.“
Betriebsratschef Bruno Nehring sieht die Tragweite der Entscheidung des Unternehmens, „um die Krise zu bewältigen“. „Mit der Zusammenlegung der beiden Werke will man Synergie-Effekte nutzen und damit Produktionskosten senken“. Geschäftsleitung und Betriebsrat sind Nehring zufolge bestrebt, einen Konsens in dieser wichtigen Angelegenheit zu erreichen. „Der Markt ist im Umbruch. Unsere Kunden prüfen verstärkt das Angebot von Konkurrenten, die billiger in Osteuropa und China produzieren lassen. Die Unternehmensleitung steht unter Druck und muss reagieren. Kostenreduzierungen ergeben damit Sinn.“
Strittig sei dagegen, so Nehring, ob man mit dieser Strategie eines räumlichen Zusammengehens in Oberderdingen alle Arbeitsplätze auch zukunftssicher macht. „Wir müssen uns fragen, ob sich das Unternehmen durch die räumliche Konzentration in Oberderdingen hier nicht alle Möglichkeiten verbaut, in der Zukunft zu wachsen.“ In dieser Frage sucht Nehring weiter das Gespräch mit der E.G.O-Spitze. „Wie soll der Standort künftig aussehen? Wie stellt sich die Geschäftsführung zur Erschließung neuer Geschäftsfelder, die zum Unternehmen passen würden?“, fragt sich Nehring. Diese Diskussion möchte er mit einer langfristigen Jobgarantie weit über das Ende der vereinbarten Arbeitsplatzsicherung bis Ende 2011 hinaus führen.

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3 Antworten zu „Das ist ein Sturm im Wasserglas“

  1. Tim sagt:

    Ein gewählter “Möchtegern” scheint mir fehl am Platze!

    So ein Schwachsinn, du kennst ihn doch gar nicht. Der Mann hat einiges auf dem Kasten!

  2. zyw. sagt:

    „Das ist ein Sturm im Wasserglas“, der sich zum Orkan entwickeln kann.

  3. av sagt:

    Betriebsratschef Bruno Nehring

    „Diese Diskussion möchte er mit einer langfristigen Jobgarantie weit über das Ende der vereinbarten Arbeitsplatzsicherung bis Ende 2011 hinaus führen.“

    Ein gewählter „Möchtegern“ scheint mir fehl am Platze!

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