In vielen Firmen beginnt Bangen um Arbeitsplatz

Brettener Arbeitsagentur: Wegen Wirtschaftskrise weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit in nächsten Monaten
100 Betriebe von Kurzarbeit betroffen
Von unserem Redaktionsmitglied Joachim Schultz
Bretten. In vielen von der Wirtschaftskrise mitgenommenen Firmen in Bretten und Umgebung müssen die Beschäftigten den Gürtel enger schnallen – nach wie vor. Doch die Kurzarbeit hat vielen Arbeitnehmern bislang den Gang zum Arbeitsamt erspart. Das Kurzarbeitergeld dient zahlreichen Firmen als Brücke über das wirtschaftliche Tal. Rund 100 Betriebe meldeten in den vergangenen zwölf Monaten bei der Brettener Agentur für Arbeit Kurzarbeit an. Über die zurückliegenden 15 Monate sind nach Angaben der Arbeitsvermittlung durchschnittlich 1 000 Arbeitnehmer von Kurzarbeit betroffen gewesen. In der Spitze waren es im Mai und Juni jeweils etwa 2 300 Menschen.

„Die Entwicklung 2009 auf dem Brettener Arbeitsmarkt ist wie befürchtet. Das Kurzarbeitergeld wird stark in Anspruch genommen, damit verhindern die Firmen das Schlimmste“, sagt Florence Lingenfelser, Leiterin der Brettener Arbeitsvermittlung. Im Rückblick auf das Jahr 2009 stellt Lingenfelser drei Dinge fest: „Die Frühjahrsbelebung fiel dem konjunkturellen Abschwung zum Opfer. Nach der Sommerpause gab es keine nennenswerte Erholung auf dem Arbeitsmarkt. Ein weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit in den kommenden Wochen und Monaten wird kommen.“
Weil ein Anziehen der Konjunktur nicht abzusehen sei, werden Entlassungen nach Ansicht der Brettener Agenturchefin zunehmen. „Arbeitgeber wollen sich nach den Erfahrungen der letzten Monate Überkapazitäten nicht mehr leisten und beginnen sich nun konsequent von Personal im Produktionsbereich, das sie wegen fehlender Aufträge zu viel haben, zu trennen.“ Die Beschäftigten in diesen Betrieben erleben die Schattenseite der Krise, sie müssen angesichts der Dramatik der Situation verstärkt um ihren Arbeitsplatz bangen.

Andererseits nimmt die Arbeitsvermittlung Lichtblicke wahr: Es gibt etliche Betriebe, die bei der Agentur das Ende der Kurzarbeit ankündigen.
Arg gebeutelt von der Wirtschaftskrise sind im Raum Bretten vor allem der Maschinenbau, die Automobilzulieferbranche, Firmen in der Elektroindustrie und vereinzelt Handwerksbetriebe sowie Unternehmen, die im Handel tätig sind. Von einem leichten stabilen Aufwärtstrend in der Wirtschaft redet Lingenfelser, trotzdem müsse man mit einer steigenden Zahl von Arbeitslosen rechnen, Stagnation wäre „ein Erfolg“. „Das Handwerk berichtet weiterhin von einer guten Auftragslage und der Handel spricht ebenfalls noch nicht von größeren Auswirkungen der Krise auf das Konsumverhalten der Verbraucher.“
Die Wirtschaftskrise zeigt sich für Lingenfelser in einer weiteren Entwicklung: „Als Gewinner werden am Ende die qualifizierten Fachkräfte dastehen, Verlierer sind klassische Produktionsmitarbeiter ohne berufliche Qualifikation.“ Momentan trennen sich die Betriebe eher von Männern, die überwiegend in der Fertigung beschäftigt sind. Die Zahl dieses Personenkreises, der bereits bei der Agentur als arbeitslos gemeldet war, nahm innerhalb eines Jahres um fast 50 Prozent zu. Bei den Frauen verzeichnet die Arbeitsvermittlung einen Anstieg von etwa 20 Prozent.

Zu den Schwächsten auf dem Arbeitsmarkt gehören Auszubildende und Berufseinsteiger unter 25 Jahren wegen der kurzen Betriebszugehörigkeit oder weil sie am Ende der Ausbildung und ohne Aussichten auf eine Übernahme sind. „Bei dieser Gruppe stellen wir eine Steigerung der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat um rund die Hälfte fest“, sagt Lingenfelser.

Ohne nennenswerte Folgen bleibt der Abschwung auf den Ausbildungsmarkt im Raum Bretten. „Bei den gemeldeten Ausbildungsstellen wurde das Vorjahresergebnis gut gehalten. Diesen Stellen standen gleich viel gemeldete Bewerber gegenüber. Insgesamt zeigte sich der Ausbildungsmarkt stabil und hat sich durch die Bemühungen der Berufsberatung und der Industrie- und Handelskammern weitgehend ausgeglichen.“

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10 Antworten zu In vielen Firmen beginnt Bangen um Arbeitsplatz

  1. miß sagt:

    Antwort für i am 9.1.10

    Genau der ist es!
    Nur die genaue Höhe der Schulden in Millionen Euro kenne ich leider nicht!
    Die Investoren, von denen er ständig geredet hat, für den abgeholzten Teil des Rüdtwalds (22 Hektar) sind mir leider ebenso nicht bekannt!

  2. i sagt:

    Frage an miß am 08.01.2010

    Ist das etwa der mit der „Messe-Lüge“ am linken Rand vom Pressespiegel unter den meist-kommentierten Beiträgen – mit 49 Kommentaren –
    und der 22 Hektar Rüdtwald platt gemacht hat für mehrere Firmen-Investoren
    und der Millionen Schulden hinterlässt?

  3. A.-By. sagt:

    Aufklärung für spezi:

    Paul Metzger (CDU), der sich als Oberbürgermeister während 24-jähriger Amtszeit in schaffiger Weise um die Stadt Bretten verdient gemacht hat.

    Und das nun mindestens für drei Jahre als Präsident beim KSC fortführt.

  4. miß sagt:

    Antwort an spezi von heute

    Ich nenne einen Kommunalpolitiker meines Vertrauens:

    Den noch – Brettener OB sowie den derzeitigen KSC-Präsidenten Paul Metzger (CDU)! 🙂

  5. edd. sagt:

    Wir produzieren durch einen kranken Rationalisierungs- und Produktivitätswahn zu schnell und zu viel.

    Die Antwort auf die Systemkrise lautet: Die Menschen sollen noch länger arbeiten, noch weniger verdienen und flexibler sein. Aber selbstverständlich dennoch mehr konsumieren, mehr Kinder bekommen und soziale Verantwortung übernehmen.

    Die größte Lachnummer jedoch ist das FDP-Theater um die Steuern.

    Unternehmen schaffen keine Arbeitsplätze wegen Steuersenkungen, sondern wenn sie Absatzmöglichkeiten sehen. Und die sind derzeit sehr begrenzt.

    Wir brauchen eine Politik, welche die dahinsiechende Binnenkaufkraft stärkt. Und zwar nicht nur durch Steuersenkung, sondern durch eine Senkung der Lohnnebenkosten und durch Mindestlöhne. Notwendig ist auch eine höhere Besteuerung auf Kapitalerträge, damit endlich wieder verstärkt Geld in die Realwirtschaft fließt.

    Denn die Krise zeigt: Spekulanten sind das größte Problem der Marktwirtschaft! Forderungen wie diese werden stets schön weggebügelt mit dem Argument, dies müsse international geschehen. Das stimmt natürlich. Aber ebenso trifft zu, dass es jetzt in der Krise auch die Chance dazu gibt.

    Man muss gespannt sein, wie lange die deutsche Politik (was ist das?) braucht, um einzusehen, dass der alte Satz

    „Autos kaufen keine Autos“

    aktueller ist denn je.

  6. spezi sagt:

    @ miß
    Welchem Politiker konnte man schon jemals trauen? Und aus welcher Partei?
    Bitte um Aufklärung.

    Ich kenne keinen.

  7. miß sagt:

    @ konku. von heute

    „Mehr Netto vom Brutto!“

    Hinter den Plänen der FDP steckt nur ein einziger nachvollziehbarer Grund: Die Liberalen haben vor der Wahl etwas versprochen („Mehr Netto vom Brutto“), was sie rational betrachtet gar nicht halten können.

    Insoweit werden jetzt volkswirtschaftlich unvernünftige politische Klimmzüge gemacht, um irgendwie dieses schwachsinnige Steuersenkungsversprechen einzulösen.

    Es geht bei den FDP-Steuerplänen nicht um das volkswirtschaftlich Sinnvolle, sondern um die Glaubwürdigkeit der Partei (die Partei hat immer Recht!) oder auch nur von einzelnen Personen zulasten des volkswirtschaftlichen Gesamtinteresses. Offensichtlich gibt es bei den sogenannten Spitzenpolitikern der Liberalen einige (welche?), die sich über die negativen Folgen ihres Handelns nicht ausreichend bewusst sind.

    Sind das noch die Politiker, denen man als Bürger vertrauen kann?

  8. konku. sagt:

    Leistung muss sich wieder lohnen!
    Mehr Netto vom Brutto!
    Sowie weitere dumme Politiker-Sprüche!

  9. mers.st. sagt:

    Also es gibt sie doch – die heile Arbeitswelt in Deutschland! 🙂

  10. mers.st. sagt:

    „In vielen Firmen beginnt Bangen um Arbeitsplatz“

    Ein sehr probates Mittel zur Steuerung, das (noch) arbeitende und natürlich weiterhin arbeitsabhängige Volk unter permanentem gesundheitlichen Druck zu halten.

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