Leserbrief: Hilflosigkeit und Inkompetenz

Zu „Nicht ohne zusätzliche Kreditaufnahme durch die Krise“ in der Ausgabe vom Samstag, 21. November:
Ein altes deutsches Sprichwort heißt „Spare in der Zeit, so hast Du in der Not“. Als Privatier wäre man mit dieser finanziellen Situation insolvent und nicht mehr kreditwürdig. Im Rathaus hat man den Überblick verloren, sich verspekuliert. Mit den Planungen in der Vergangenheit war man zu phantastisch und über das Ziel hinaus geschossen, die Lasten hat einmal mehr der Bürger zu schultern.

Die weltweite Finanzkrise hatte ihre Indikatoren vorausgeschickt und kam nicht über Nacht. Eine der Aufgaben in der Verwaltung ist auch die fortwährende, finanzielle Überwachung, und der Gemeinderat hat dies zu kontrollieren. Hier haben beide versagt. Schon im Jahr 2008 waren die Gewerbesteuereinnahmen um 400 000 Euro geringer. Dass die Zuführungsrate zum Vermögenshaushalt mit rund 1,8 Millionen Euro das zweitbeste Ergebnis der letzten Jahre ist, sagt nichts weiter aus als Hilflosigkeit und Inkompetenz von Verwaltung und einer Mehrheit des Gemeinderates, die per Wortspielerei sich bemühen, das Ausmaß und deren Auswirkungen zu hübschen.

Dem Gemeinderat blieb gar nichts anderes übrig, als den Nachtragshaushalt mehrheitlich abzunicken, da er bereits den Haushalt für 2009 abgesegnet hatte, welcher nun der Korrektur bedarf.
Dramatisch die Situation, das man sich so gewaltig bei der Haushaltsaufstellung verschätzt hat.
Die Gewerbesteuereinnahmen sind eingebrochen, von 4,5 Millionen Euro korrigiert auf eine Million Euro – war’s das oder kommt noch mehr? Hält man keinen Kontakt zur örtlichen Wirtschaft und meint blauäugig, die Bäume wachsen in den Himmel?

Für was haben wir eine Verwaltung, die Tendenzen im Vorfeld nicht erkennt? Heute haben wir die Zugriffsmöglichkeit auf Informationen wie nie zuvor, genutzt wird dies scheinbar nicht oder falsch interpretiert – beides ist fatal. Der stetig wachsende Schuldenberg wird in Form einer Bugwelle weiter vor sich her geschoben, ein Ende ist nicht abzusehen.

Gerhard Schwara Germanenweg 12 Oberderdingen-Flehingen

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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2 Antworten zu Leserbrief: Hilflosigkeit und Inkompetenz

  1. r.hofmann sagt:

    Die Volksvertreter der Gemeinde Oberderdingen – und der Städte und Gemeinden mit Nachtragshaushalten – müssen noch folgendes lernen. Wenn Geld von der rechten in die linke Tasche geräumt wird, hat sich das Geld damit noch nicht vermehrt. Und man lernt auch: Geld kann man nur einmal ausgeben.

    Wenn man mehr Geld in die Hand nimmt – auch wenn das auf Pump ist – dann passiert nichts weiter, als dass die Pro-Kopf-Verschuldung jedes Oberderdinger Bürgers steigt und dieser durch die folgenden Zinszahlungen noch mehr belastet wird.

    Entlastet wird dabei niemand!

    Merke: Dieser zusätzliche Schuldendienst schränkt die Handlungsfähigkeit der Gemeinde Oberderdingen weiter ein.

  2. e sagt:

    Zutreffend auf fast alle Gemeinden in Baden-Württemberg sowie in unserer Republik!

    Nur die Zahlen sind halt unterschiedlich!

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