Paul Metzger, die Stadtbirne und die Bahnhofstraße

Es ist gerade mal ein Jahr her, als in der für die Natur und Umwelt in Bretten gefährlichsten Zeit, im August, der „Waldvernichter“ am Werk war. Damals wurden, mitten in der Vegetationsperiode, im Burgwäldle große, gesunde Buchen gefällt. Grund: sie standen vor der neu gebauten Aussichtsplattform und behinderten die 180 Grad Rundumsicht und vor allem, die freie Durchsicht auf den Pfeiferturm (damals noch ohne „Diktatoren-Dächle„).
Mit einem nur noch Besessenheit zu nennenden Eifer, macht sich das Stadtoberhaupt seit Jahren daran, große, gesunde und schöne Bäume aus dem Stadtbild zu entfernen.

Die Liste der im Handstreich gefällten Bäume ist inzwischen lang :

die Platanen in der Bahnhofsstraße sind bereits das zweite mal Ziel der oberbürgermeisterlichen Attacken, Zitat Metzger : „Eigentlich ist die Bahnhofstraße ja kein Wald“ und : „Die Sicherheit der Bürger geht vor“ ;
Im Winter 2006 wurden in der Friedrichstraße und in der Pfluggasse Platanen und Akazien gefällt, Begründung OB Metzger: „da die Anwohner auch tagsüber Licht einschalten mussten“;
Im November 2006 wurden in der Bertholdstraße zwei große Ahornbäume gefällt, Begründung Pilzbefall, Zitat Metzger : „Bei diesem Pilzbefall wirkt der Baum außen noch ganz gesund, aber innen ist er wie ein Schwamm“, aahhh, der „Baumdoktor“ hatte gesprochen…;
Bei der Erneuerung der Fahrbahndecke im Postweg wurden im letzten Jahr ebenfalls Platanen entfernt. Die standen allerdings im Bereich des Gehweges. Diesmal war die „Sicherheit“ der Bevölkerung nicht gefährdet, aber es gibt jetzt dort den einen oder anderen Parkplatz mehr… ;
Die großen Pappeln an der Saalbach im Breitenbachweg mußten vor Jahren weichen, da sie „die Sicherheit des Schulhofes im Edith-Stein-Gymnasium“ gefährdeten;
Auf dem Friedhof kommt auch gerne und häufig die Motorsäge zum Einsatz : Ob die Sicherheit derer, die dort ihre letzte Ruhe gefunden haben der Grund ist, entzieht sich unserer Kenntnis…
Und nicht zu vergessen die Zerstörung von 22ha Rüdtwald, auch hier wird weiterhin „arrondiert“, sei es wegen Sturmeinwirkung oder wegen der dort immer noch durchgeführten massiven Erdbewegungen;

Die Liste läßt sich bis zum Überdruß weiterführen, in jedem Stadtteil können die Anwohner von solchen Blitzaktionen berichten. Immer betroffen : gut gewachsene, schöne Bäume, „außen noch ganz gesund“, aber Herrn Metzger ein Dorn im Auge. Falls überhaupt Begründungen gegeben werden, wirken sie entweder an den Haaren herbeigezogen oder lächerlich. Gemeinsam ist diesen „fachmännischen“ Äußerungen nur, dass sie stets nach der Baumvernichtung geäußert werden. Beispiel aus dem Munde des OB : „Die „falschen“ Bäume werden deshalb entfernt und durch kleinere ersetzt werden“ . (also waren sie „falsch“, weil sie zu groß waren?)

Natürlich und selbstverständlich in der „Bundeshauptstadt im Naturschutz“ ist, dass aufgeforstet wird. Aber diesmal fachmännisch und mit „den richtigen Bäumen“ . Die sind angenehm winzig, versperren niemandem die Aussicht, zerstören mit ihren bösen Wurzeln nicht die Straßen und die Kanalisation und die Menschen müssen tagsüber auch nicht das Licht einschalten! Zudem bleibt die Sicherheit der Bevölkerung gewährleistet, sie wird nicht durch umstürzende Platanen in Mitleidenschaft gezogen. Der Eine oder Andere erleidet höchstens einen Hitzschlag, wenn er die baumlosen Straßen vom Bahnhof in die Innenstadt zu Fuß zurücklegt…

Als Lösung seines „Baumproblems“ hat der Experte Metzger jetzt in der Bahnhofstrasse eine neue Gattung in’s Spiel gebracht : „die chinesische Birne“ . Er hat hier eine Baumsorte gewählt die völlig kraichgau-untypisch ist, bis 15 m hoch und 5 m breit wird, die wegen tiefgehender Wurzeln „sehr hitzeverträglich und unempfindlich gegenüber Luftverschmutzung, im Alter ausreichend frosthart ist“.
Tiefgehende Wurzeln? Aha, es handelt sich bei dieser Birne wohl um die „Abriß-Birne“, die die Begründung für ihre baldige Fällung wohl selbst mitbringt?

Zum Thema Stadtbirne, siehe auch NaSowas?!

Aber Spaß beiseite, sämtliche Äußerungen des Stadtoberhauptes Metzger zu diesem Thema sind unerträglich, zeugen von der abgehobenen Haltung eines im Amt gealterten, beratungs-resisitenten Bürgermeisters, der glaubt seine Ideen seien so ingeniös, dass er sie nicht mehr zur Diskussion stellen müsse. Dies betrifft im übrigen nicht nur die Vernichtung von Natur, oder deren „Ver-Schlimm-Besserung“.

Die handstreichartigen Aktionen im August, wenn er die meisten seiner Gemeinderäte und Bürger im Urlaub wähnt, werfen ein entlarvendes Licht auf den „Trickser“ Metzger : so wenig wie möglich offen und ehrlich mit der Bürgerschaft und seinem Gemeinderat diskutieren, es könnte ja eine Lösung gefunden werden, die ihm nicht passt. Obwohl seine Tage in Bretten gezählt sind, setzt er alles daran, dass die Spuren seiner unerklärlichen Abneigung gegen Bäume im Stadtbild möglichst lange sichtbar bleiben werden.

Die verschandelte Bahnhofstraße wäre geradezu ideal geeignet seinen Namen zu tragen, versinnbildlicht sie doch alles, was für die Amtszeit Metzgers typisch war : naturleere Betonwüste, ohne Konzept und Stil, Hauptsache schnell gemacht, Bürgerbeteiligung,Ideenwettbewerb Fehlanzeige, kurzum die ideale „Paul Metzger Allee“

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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10 Antworten zu Paul Metzger, die Stadtbirne und die Bahnhofstraße

  1. E/A sagt:

    In Bretten ist man der Pflicht, bei der Benutzung der Bahnhofstraße für die Sicherheit der Menschen zu sorgen, schon seit langem nicht mehr nachgekommen.

    Man hat hier – aus Geldmangel – erforderliche Baumpflegearbeiten unterlassen.

    Dadurch hat man sich eben nach vielen Jahren in die günstige Lage gebracht, aus Sicherheitsbedenken die Bäume in der Bahnhofstraße einfach zu fällen.

  2. n.n. sagt:

    Für mich ist das schrecklich, auch der ganze Rechtfertigungszirkus jetzt danach, schließlich hätte man ja auch mit dem Baumbestand bauen können, denn jeder weiss ja auch dass ein Baum Wurzeln hat.

  3. NY sagt:

    Metzger bekommt nun seinen sehnsüchtig ereiferten Platz in der Geschichte:

    als Apostel Paul der Baumschlächter, um weltweit Pilger auf den erleuchtenden Pfad nach „St.Paul de Bretten“ zu führen.

  4. NY sagt:

    Frau Koma ist da!

  5. -el- sagt:

    „Was passiert wenn das Astwerk von wurzelstarken Platanen unmittelbar an Straßenrändern nicht rechtzeitig eingekürzt wird und keinen jährlichen Pflegeschnitt erhält, zeigt sich aktuell in der Bahnhofstraße.“
    Das ist im Amtsblatt vom 20.08.09 nachzulesen.

    Konnte man nicht schon bereits beim Schaden an der Jugendmusikschule feststellen, dass die Pflegemaßnahmen vernachlässigt wurden?
    Das hat wohl der Chef der Verwaltung 23 Jahre schleifen lassen und will sich jetzt nicht als schuldig bekennen. Nicht „Metzgers Alle“ soll diese Straße zukünftig heißen, sondern höchstens noch als „Metzgers Glatze“ in die Geschichte eingehen. Als ständiges Warnzeichen, was passiert, wenn man (absichtlich?) eine vorhersehbare Katastrophe herbei führt.

  6. -nz- sagt:

    Die nächste Aktion wird wohl auf dem Parkplatz des Streichelzoos vollzogen werden.

    Dort sollen die schönen Birken (wegen dem künftigen Freizeitpark) abgeholzt werden, damit die Autofahrer zukünftig wieder an der prallen Sonne ihre Fahrzeuge aufheizen lassen können.

  7. -fc- sagt:

    Im August werden die Bäume gefällt?
    Jetzt haben wir noch eine ganze Woche zur Verfügung, um die Allee an der Wilhelm Straße nieder zu machen. Der gestrige Sturm hat bereits den Anfang gemacht. (Siehe BNN v. 21.08.09)

    Sind das vielleicht Spätschäden aus dem Umbau der Wilhelmstraße?

  8. H.U. sagt:

    schlimm, ganz ganz schlimm. Typisch für die Kraichgaustadt Bretten: ganze Alleen auf den Kompost werfen. Schlimm, zum brechen schlimm.

  9. E/A sagt:

    Und Fachmann für (grob) fahrlässig unterlassene Baumpflegemaßnahmen? 🙂

  10. rt sagt:

    Wie wäre es mit dem Titel:
    Baumvernichter h.c? 🙂

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