Radikal

„Radix“ heißt auf lateinisch die Wurzel. Davon leitet sich nicht nur das Radieschen ab, sondern auch das Wort „radikal“. Und irgendwie passt es zusammen, dass jetzt in Bretten ein Wurzel-Problem mit einer Radikalkur gelöst wurde: Weil den Straßenbauern das Wurzelwerk der Platanen in der Bahnhofstraße im Weg war, haben sie es gekappt. Mit der Folge, dass jetzt fast alle Bäume, die dem Weg vom Bahnhof ins Stadtzentrum ihren unverwechselbaren Charakter gegeben haben, gefällt werden mussten – eine Radikallösung eben.

Mussten die Platanen in der Bahnhofstraße wirklich umgelegt werden? Wäre es möglich und sinnvoll gewesen, sie zu erhalten? Man kann sich darüber lange streiten, es ändert nichts mehr. Fast alle Bäume sind aus dem Straßenbild verschwunden.

Und trotzdem. Das ging schon ein bisschen schnell mit dem Baumfällen. Über weitaus weniger gravierende Eingriffe ins Stadtbild wird in Bretten üblicherweise ausführlichst diskutiert. Erinnert sei nur an die gläsernen Stelen auf dem ovalen Kreisel. Gewiss, wenn Gefahr droht, wenn nicht mehr standsichere Bäume auf Fußgänger oder Autos stürzen könnten, muss schnell gehandelt werden. Aber war diese Situation nicht vorhersehbar?

Es geht auch anders, sogar in Bretten: Als vor rund 25 Jahren die Bäume auf der Nordseite des Brühlgrabens gefällt werden sollten, um die Wilhelmstraße zu verbreitern, protestierten viele Bürger. Landwirtschaftsminister Gerhard Weiser eilte herbei und riet den Brettenern bei einem Lokaltermin, erst einmal auf der Südseite des Grabens neue Bäume zu pflanzen. Das Weitere werde man dann sehen. Heute stehen Bäume auf beiden Seiten des Brühlgrabens. Und die Wilhelmstraße ist jetzt nach dem Kahlschlag in der Bahnhofstraße die einzig verbliebene grüne Achse in der Stadt. Rudolf Baier

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4 Antworten zu Radikal

  1. i sagt:

    Wie in vielen Gemeindehaushalten:

    Die (planbaren) Ursachen spielen keine übergeordnete Rolle, nur die darauf folgenden völlig unvorhergesehenen Auswirkungen!

  2. uwe sagt:

    Hier wurde den Benutzern der Bahnhofstraße nur die Folge (mögliche Gefähdung) und nicht deren Ursache (unterlassene Baumpflege)

    auf dümmliche Art und Weise vom Brettener OB

    vor Augen (Brettener Nachrichten, Brettener Woche) geführt.

  3. Gust./Fo. sagt:

    Wenn tatsächlich Gefahr gedroht hätte, dann doch nur wegen der seit Jahren schwachen Finanzen und der dadurch

    – sträflich vernachlässigten –

    Baumpflegearbeiten an Baum-Kronen und -Wurzeln!

  4. dr sagt:

    Ist das Naturfrevel?

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