Wie gehabt

MATTHIAS KULD
Die Kreistagswahl hat zwei Qualitäten. Zum einen trifft sie eine Aussage über Parteien, zum anderen über Personen. Zum ersten haben wir den erstaunlichen Fall, dass es keinen Gewinnerjubel, kein Verlierergeheule geben kann. Alle künftig im Kreistag vertretenen Gruppen sind – mit Ausnahme der Stelle hinter dem Komma – ergebnismäßig unverändert aus der Wahl hervorgegangen. Das werden alle als Erfolg beschreiben, zumal auch die Wahlbeteiligung stabil blieb. Wobei – das muss jedes Mal neu gesagt werden – selbst 52 Prozent kein Ruhmesblatt sind.

Denn fest steht doch, dass der Kreis ausreichend viel für das Alltagsleben des Kreisbewohners tut, wovon dieser permanenten Nutzen hat: Nahverkehr, Straßenbau, Krankenhaus, Sozialwesen und so weiter und so weiter. Kurz: Der Landkreis ist dem Menschen näher, als es viele glauben. Deswegen sind – traurig genug – 52 Prozent Wahlbeteiligung passabel, aber nicht gut. Vielleicht sind zwischen den Parteien zu wenig Unterschiede erkennbar? Ein Eindruck, den man gewinnen kann, der dennoch nicht entscheiden sollte.

Zum zweiten stehen hinter jeder Partei Personen. Und hier hat es verschiedentlich gerumpelt im Kreistag. Verdiente Altvordere sind nicht mehr vertreten, manches politische Jungtalent ist überraschend dabei. Sicherste Garantie für ein Kreistagsmandat scheint dabei ein Bürgermeisteramt zu sein. Auch die Erstkandidaten aus den Rathäusern haben überzeugende Wahlergebnisse. Will der Bürger die Meister also doch im Kreistag? So scheint es. Und es muss auch nicht ganz schlecht sein. Kreispolitik ist von der Verwaltungsarbeit geprägt, die der Kreistag kontrolliert. Dabei muss das Interesse der Kreisbewohner naturgemäß oben an stehen. Dies dem Begünstigten transparenter zu vermitteln, sollte sich der Kreistag im Sinne politischer Kultur auf die Fahne schreiben.
Matthias Kuld

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Eine Antwort zu Wie gehabt

  1. ghg sagt:

    Und da wundern sich Politiker, dass Wähler nicht mehr zur Urne gehen.

    Die Verdrossenheit der Bürger über die Politiker – regelmäßig als Politikverdrossenheit bezeichnet – wird weiterhin zunehmen.

    Nicht die Politik, sondern die Politiker haben Schuld daran, dass ein wichtiges demokratisches Gut wie „wählen gehen“ vom Wetter und nicht von Wahlaussagen abhängig gemacht wird.

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