Keine Karteileichen

Text: Patrick Lang
Bretten ist eine lebendige und aktive Stadt. Deshalb gibt es in dieser Stadt auch ebenso aktive Bürger, die mit offenen Augen und Ohren das Geschehen in der Kraichgau-Metropole verfolgen.
Die Rede ist vom Bürgerarbeitskreis (BAK), eine Initiative hinter der zweifelsohne eine bewegte Geschichte steht.
Die Wurzeln des BAK reichen zurück ins Jahr 1996, als sich in Bretten die »Bürgerinitiative für den Erhalt des »alten Friedhofs« gebildet hatte. Innerhalb dieser Bewegung kam die Idee zur Gründung eines »BürgerRatBretten«. Die Stadtverwaltung aber war schneller und rief ihrerseits den Bürgerarbeitskreis ins Leben, der die Aufgabe hatte, dem Gemeinderat Impulse zu geben.

BAK-Mitglied Matthias Menzel plaudert für WILLI aus dem Nähkästchen: »Schon zwei Jahre nach seiner Gründung wurde der BAK als `nicht mehr erforderlich´ erachtet. Auch die Räumlichkeiten im Rathaus wurden nicht mehr bereitgestellt. Der Gemeinderat empfand die Aktivitäten des BAK als Einmischung in dessen Aufgaben. Daraufhin wurde stattdessen die `Lokale Agenda´ ins Leben gerufen, bei der jeder Aufgabenbereich von einem Rathausmitglied geleitet wird.«

Obgleich sich der BAK offenbarnicht nur Freunde gemacht hat, existiert er bis heute und hat sich seit den Anfangstagen vieler Projekte angenommen – unter anderem ging es um die Einrichtung einer zweiten Ganztagesgrundschule an der Schillerschule, verschiedene Verkehrskonzepte, und die Belebung der Innenstadt. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der »Initiative Rüdtwald«, deren übergeordnetes Ziel es ist, den Rüdtwald zu erhalten.
Auf der Internetseite des BAK wird die Geschichte des Rüdtwalds in allen Einzelheiten verfolgt und ist für jedermann einsehbar. Die Grundidee des Bürgerarbeitskreises ist es, durch die langjährige Erfahrung mit
Verwaltungsabläufen, Mitbürgern eine Anlaufstelle bei allen möglichen Problemen und Fragen zu sein.

»Leider ist derzeit durch die Blockadehaltung der Stadtverwaltung dem BAK gegenüber keine vernünftige und zielgerichtete Arbeit möglich«, bemängelt Matthias Menzel, der neben seinem Namen keine weiteren
Angaben zu seiner Person machen wollte.
Vorsicht heißt das Gebot der Stunde auch bei der Organisation des BAK: Damit etwaige öffentliche Angriffe keine Einzelpersonen treffen, wird der Arbeitskreis seit 2002 von einem Gremium geleitet.
So werde außerdem auch eine demokratische Struktur gefördert, und die Demokratie ist dem BAK ja durchaus ein Anliegen – Wahlen allein seien keine Befriedigung, Beteiligung ist gefragt.

Der Arbeitskreis will also als eine Einrichtung verstanden werden, die nicht nur akzeptiert, sondern auch gerne mal hinterfragt und nicht nur im Melderegister existiert.
Die Stadtverwaltung wollte auf WILLI-Anfrage übrigens kein Statement zum Thema geben.

Ein früherer Gemeinderat hat uns aber verraten, dass er den BAK durchaus zu schätzen wisse. Dieser rücke schließlich diskussionswürdige Themen in die Öffentlichkeit. Dass aber die Stadt der kritischen Haltung nicht gerade mit bedingungsloser Kooperation begegne, sei auch verständlich.
»Ein besonderes Anliegen ist uns ebenso das Recht auf freie Meinungsäußerung in der Presse. Deshalb haben wir über Jahre hinweg jeden Leserbrief-Zensur-Versuch auf unserer Seite dokumentiert«, erzählt
Matthias Menzel.
Zudem sind auf der Internetseite über 3800 Presseartikel archiviert, die bis ins Jahr 1957 zurückreichen.
Es findet sich also kaum ein polarisierendes Thema, das nicht vermerkt wurde und schon allein der BAK an sich scheint ein polarisierendes Thema zu sein.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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Eine Antwort zu Keine Karteileichen

  1. n.-K. sagt:

    Besonders wegen des internen (Stadtverwaltung) und externen (Gemeinderat) kommunalen Hickhacks hat sich der BürgerArbeitsKreis Bretten als ein inzwischen anerkanntes und erforderliches Diskussions- und Kritikforum etabliert.

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