Leserbrief : Öffentlich vom OB vorgeführt

Zum Bericht „OB: Pfusch am Bau und ärgerliche Verzögerungen“ (BNN vom 16. April):
Als ich aus dem Urlaub zurückkam, stieß ich bei der Durchsicht der Zeitungen der letzten Woche auf einen Artikel und dazugehörige Fotos zur Baustellensituation in der Melanchthonstraße. Ich wunderte mich sehr über die Fotos und vor allem über den Artikel. Es ist zwar sehr lobenswert, dass sich Paul Metzger in seiner Eigenschaft als Oberbürgermeister so intensiv um die Bauaufsicht kümmert. Was mir allerdings Sorgen bereitet, ist, dass auf den Fotos die Mitarbeiter des Rathauses und der Stadtwerke äußerst betretene Gesichter machen. Ihnen ist ihr Unbehagen deutlich anzusehen.

Dieses Unbehagen ist für mich verständlich, da sie öffentlich vom OB vorgeführt wurden. Im Artikel kam zudem deutlich zum Ausdruck, dass der OB die Professionalität seiner Mitarbeiter anzweifelt. Die Mitarbeiter können sich gegen solche Anschuldigungen selbstverständlich nicht öffentlich zur Wehr setzen. Ich halte eine solche Vorgehensweise für unfair und stelle mir motivierende Mitarbeiterführung anders vor.
Ich wünsche mir als Bürgerin und als Gemeinderätin, dass der Oberbürgermeister neben der Aufsicht über seine Mitarbeiter auch seiner Fürsorgepflicht nachkommt. Wäre es in diesem Fall nicht sinnvoller gewesen, zunächst ein intensives Gespräch im kleineren Kreise mit den Mitarbeitern und der Baufirma zu führen? Dabei hätten Kritik aber auch Lösungsvorschläge offen diskutiert und entsprechende Ziele vereinbart werden können.

Mit Missständen an die Presse zu gehen, ist meines Erachtens immer „ultima ratio“. Die Mitarbeiter im Rathaus motiviert dieses Vorgehen sicherlich nicht. Letztlich sind es nämlich diese Mitarbeiter und die Leute der Baufirma, die die Baustelle voranbringen sollen – und wir alle sind auf diese Arbeit angewiesen.

Ulrike Jäger
Im Wiesengrund 14
Bretten

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12 Antworten zu Leserbrief : Öffentlich vom OB vorgeführt

  1. jos.pr. sagt:

    Es mangelt im Kreis der Bügermeister und Oberbürgermeister – also in den Rathäusern von Gemeinden und Städten – an einer wirksamen externen Kontrolle.

    Dieses Betätigungsfeld bleibt gern an den Medien hängen. Die allerdings wissen zu wenig, was in den Rathäusern abläuft. Daher können sie diese Aufgabe nur sehr eingeschränkt erfüllen.

  2. Frz. sagt:

    Die Mitarbeiter auf dem Foto scheinen nicht unbedingt zu den Günstlingen ihres Anführers zu gehören?

  3. P.L. sagt:

    Echte Führungskräfte – u. a. Oberbürgermeister – sollten im positiven Sinn Durchsetzungsvermögen, Selbstvertrauen, Beharrlichkeit und Kreativität haben.

  4. -zuk- sagt:

    Die hier von

    – Stadträtin Ulrike Jäger –

    genannte „motivierende Mitarbeiterführung“ sowie „Fürsorgepflicht“ des Vorsitzenden des Gemeinderates und Stadtverwaltungschefs OB Metzger

    entspricht ja den Tatsachen.

    Denn dieser Führungsstil (Egotrip) erzeugt auch Fragen nicht nur in der Brettener Bevölkerung, sondern schafft längst überfällige Diskussionen im Gemeinderat sowie im Personalrat.

  5. seb. sagt:

    Welchen Stellenwert nehmen im Rathaus Bretten Kommunikation, Teamorientierung und Motivationsgabe als zentrale Führungsaufgaben ein?

  6. -Irmg.- sagt:

    Übrigens Führungsstile (management by-Techniken)

    Fünf besonders schlechte Führungsstile fallen mir ein:

    1. by Helikopter: Schnell eintreffen, Staub aufwirbeln und schnell wieder verschwinden

    2. by Jeans: An den wichtigsten Stellen sitzen die größten Nieten

    3. by Ego: Ich bin vollkommen meiner Meinung

    4. by Dezibel: Überzeugen durch Lautstärke statt durch Argumente

    5. by Nilpferd: Auftauchen, Maul aufreißen, untertauchen.

  7. ch.u. sagt:

    Diesen Führungsstil wendet er doch schon seit langem an!

    Er scheint wohl bisher – öffentlich – niemandem aufgefallen zu sein?

  8. -Rob- sagt:

    Dazu muss man sie jedoch kennen und anwenden, um herauszufinden, ob sie die Wirtschaftlichkeit tatsächlich erhöhen! 🙂

  9. -Rob- sagt:

    Erkenntnisse der Betriebssoziologie, Betriebspsychologie, Wirtschaftsethik u. a. sind zu berücksichtigen, um die Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung zu erhöhen.

  10. -Rob- sagt:

    Betriebsklima = ein Fremdwort! 🙁

  11. wern.-by. sagt:

    Welche Meinung vertreten eigentlich die Kolleginnen und Kollegen von Frau Jäger im Gremium (die Brettener Stadträtinnen und Stadträte)?

  12. mm sagt:

    die Mitarbeiter im Baubetriebshof können ein Lied (nein, nicht das Badnerlied) über ihren selbstherrlichen Chef singen. Das Verhalten, immer Recht zu haben und wenn’s schief geht sind die anderen schuld, ist nicht nur infantil und unglaubwürdig, es zerstört auch nachhaltig die Motivation der Mitarbeiter. Das kann sich nur eine mit Steuermitteln finanzierte öffentliche Verwaltung erlauben!

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