Krise trifft den Autozulieferer Beru

Fahrzeugbauer bestellen weniger Startsysteme / IG Metall kritisiert Umgang mit Beschäftigten
Von unserem Redaktionsmitglied Joachim Schultz
Bretten/Ludwigsburg. Mehr und mehr Betriebe in der Region bekommen den schweren wirtschaftlichen Abschwung drastisch zu spüren. Vor allem Automobilzulieferer drosseln die Produktion, weil deren Kunden erheblich weniger Kraftfahrzeuge verkaufen. Das Unternehmen Beru gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Zündungs- und Diesel-Kaltstartsystemen sowie Fahrzeugelektronik. Der Zulieferer macht einen großen Teil seines Umsatzes mit der Automobilbranche und kämpft nun mit den Folgen des Einbruchs bei der Fahrzeugproduktion.

Um den Verlusten aus dem Fahrzeuggeschäft zu begegnen, fährt Beru die Produktion runter. So gilt im Gölshausener Beru-Werk seit Jahresanfang Kurzarbeit. Laut der Gewerkschaft IG Metall betrifft diese Maßnahme 110 der rund 260 in Gölshausen Beschäftigten. Bis Mitte des Jahres gelten die reduzierten Wochenarbeitszeiten in Produktion und Entwicklung (die Brettener Nachrichten berichteten). Über die aktuelle Situation und wie sich Beru auf einen länger andauernden Absatzeinbruch vorbereitet und welche Konsequenzen dies möglicherweise für die Belegschaft am Standort Gölshausen hat, dazu wollte die Sprecherin des Unternehmens in Ludwigsburg, Sabrina Knorr, nichts sagen.

Zum Kundenkreis von Beru gehören Autobauer wie Audi, BMW, Chrysler, Mercedes-Benz und Opel. Alle Hersteller haben es seit Herbst mit schwachen Verkaufszahlen zu tun. In zahlreichen Pkw-Fabriken stehen darum die Produktionsbänder teilweise still. Unter Druck stehen damit automatisch Zulieferbetriebe wie Beru. „Im Bereich Erstausrüstung wirkten sich die Finanzkrise und die damit verbundenen Produktionsrückgänge bei den Fahrzeugherstellern spürbar aus. Beru verzeichnete hier im dritten Quartal 2008 deutliche Umsatzeinbußen. Die Erlöse im Neun-Monats-Zeitraum gingen dementsprechend auf 215,3 Millionen Euro (vergleichbarer Zeitraum 2007: 226,9 Millionen Euro) zurück. Im vierten Quartal zeichnet sich ein weiterer Rückgang ab“, heißt es in einer im Internet veröffentlichten Zwischenbilanz vom November 2008.

Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr verheißt wenig Gutes. 2009 rechnet Thomas Waldhier, Vorstandvorsitzender der Beru AG, wegen der anhaltenden Autokrise weiter mit einer schwachen Nachfrage und geringeren Umsätzen als erwartet.

Der Bevollmächtigte der IG Metall in Bruchsal, Eberhard Schneider, wirft Beru vor, die Krise auf dem Rücken der Beschäftigten auszutragen. „Die Firma Beru missachtet in mehreren Fällen die Rechte der Beschäftigten aus deren Arbeitsvertrag. Bei den Beschäftigten, die von der am 1. Januar begonnen Kurzarbeit ausgenommen wurden, werden drei Stunden pro Woche vom Zeitguthaben automatisch abgezogen“, so Schneider. Er ergänzt: „Dies bedeutet für die Beschäftigten, die nicht in Kurzarbeit sind, eine Verlängerung ihrer Arbeitszeit von 40 auf 43 Stunden ohne Lohnausgleich für die Dauer der Kurzarbeit.“

Schneider spricht in diesem Zusammenhang von einem „klaren Rechtsbruch“. Außerdem werde den Arbeitnehmern in Kurzarbeit, die tarifliche Aufzahlung zum Kurzarbeitergeld vom Arbeitgeber verweigert, obwohl in vielen Fällen im Arbeitsvertrag auf die tarifliche Regelung Bezug genommen werde, empört sich Schneider.

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