Neustart der Geburtshilfe in Bretten

Am Krankenhaus startet der Betrieb am Sonntag
Vier Belegärzte garantieren medizinische Qualität
Von unserem Redaktionsmitglied Matthias Kuld
Bretten. Um ein Bild zu wählen – es war eine schwere Geburt. Die Wiederöffnung der Geburtshilfeabteilung am Kreiskrankenhaus in Bretten mit vier Belegärzten am Sonntag war lange ungewiss. Nach acht Monaten des Stillstands und äußerst zähen Verhandlungen freut sich Landrat Christoph Schnaudigel, ein „Zeichen für den Klinikstandort Bretten“ setzen zu können.

Dort freut sich auch Oberbürgermeister Paul Metzger, der im zweiten Halbjahr 2008 auf Arztsuche gegangen war. „Das Primat der Politik hat für die Menschen entschieden“, meint der Rathauschef, der schon weiter gehendes Interesse formuliert: „Angesichts des geplanten Bettenabbaus geht es darum, die wohnortnahe Grund- und Regelversorgung durch das Krankenhaus dauerhaft sicherzustellen“.

Arztmangel – genauer gesagt: Belegarztmangel – war das Ursprungsproblem, das im Sommer einen Aufreger der Kreispolitik verursachte. Von zwei Belegärzten, die in Bretten im Jahresdurchschnitt 400 Kinder ans Licht der Welt holten, kündigte einer zur Jahresmitte 2008. „Alle Versuche“, so der Landrat, „einen neuen Gynäkologen für die Geburtshilfe zu gewinnen, scheiterten.“ Der seinerzeitige Klinikverwaltungschef habe im Großraum Bretten alle in Frage kommenden Ärzte besucht – und sich nur Absagen eingehandelt.

Das Ergebnis jedenfalls war, dass die Geburtshilfe im Sommer den Betrieb einstellte, weil die ärztliche Versorgung nicht zu gewährleisten war. Allerdings wollte der Klinikausschuss, dass die Flinte nicht ins Korn geworfen, sondern weiter nach Möglichkeiten gesucht werden sollte, die Geburtshilfe in Bretten wieder zu betreiben. In der Melanchthonstadt machte Oberbürgermeister Metzger gegenüber dem Landkreis Druck und hatte Verbündete in den Bürgermeistern der Umgebung. Schließlich unterstützte auch die Klinik-Holding, die seit 2009 die beiden Kreiskrankenhäuser Bruchsal und Bretten übernommen hat, die Anstrengungen zur Wiederöffnung.

Die Gespräche und Verhandlungen mit Geburtshelfern auch aus der weiteren Region, um doch noch eine Lösung zu zimmern, verliefen nach Einschätzung von Landrat Schnaudigel schwierig. Es galt neben den medizinischen Standards auch organisatorische, rechtliche und finanzielle Fragen verlässlich zu klären – von der Versicherung über die Dienstpläne bis hin zur Abdeckung eines eventuellen Fehlbetrages durch den Landkreis.
Eine klare Linie erhielten diese Gespräche, als die Klinik-Holding mit am Tisch saß. So sieht es jedenfalls Thomas Herr, einer der vier ab Sonntag in der Geburtshilfe tätigen Mediziner. Er ist froh, dass die Abteilung nun wieder startet. Das Personal – Hebammen und Kinderkrankenschwestern – ist vollzählig an Bord. Der Landrat ist zuversichtlich, dass der Betrieb gut funktionieren wird. Er freut sich darüber, dass nun die „Unruhe raus ist“. Immerhin hatte es im vergangenen Sommer eine richtige Demo auf dem Brettener Marktplatz gegeben, bei der der Kreis hart angegangen und für die Geburtshilfe vor Ort geworben wurde.

Info
Zur Wiederinbetriebnahme der Geburtshilfe am Krankenhaus Bretten gibt es am morgigen Samstag einen „Tag der offenen Tür“ von 13 bis 17 Uhr mit Infos, Gesprächen und Besichtigungen.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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