Klinkenputzen für eine echte Wahl

Von Alexander Hettich
Ittlingen – Konkurrenzlos glücklich, es winkt die ungefährdete Wiederwahl. Mancher Politiker würde das sicherlich für eine komfortable Situation halten. Nicht so Ittlinger Gemeinderäte, die sich mit großem Einsatz auf die Suche nach Gegenkandidaten für die Kommunalwahl am 7. Juni gemacht haben. Ihr Ziel: Bei der Abstimmung soll möglichst eine dritte Liste mit Bewerbern an den Start gehen. „Es ist ganz wichtig, dass junge Leute dazukommen“, sieht Michael Hauk, einer der Initiatoren, die Ausgewogenheit im Gremium gefährdet.

Ausgewogen
„Es ist sicher ungewöhnlich, was wir machen“, sagt Daniela Uhler, die gemeinsam mit ihren Ratskollegen Hauk und Ute Talheimer das Projekt „Liste Junge Bürger“ angestoßen hat. In der Tat. „Wir machen uns schließlich selbst Konkurrenz“, ist sich Hauk durchaus bewusst. „Man muss aber auch das Ganze sehen.“ Bei den Freien Wählern und den Frauen im Gemeinderat, die bisher mit eigenen Listen angetreten waren, gab es viel Zustimmung.

Kurios: Hat das Projekt Erfolg, finden sich also genügend neue Kandidaten, könnten Anwärter auf den arrivierten Listen den Kürzeren ziehen. Egal. „Es ist einfach wichtig, dass der Gemeinderat ausgewogen ist“, sieht Uhler ein wichtiges Ziel. Die Kommunalpolitiker haben die Erfahrung gemacht, dass es immer dieselben sind, die sich im Ort einbringen. Die Ittlinger engagieren sich auch gerne punktuell, wenn sie ein aktuelles Problem plagt. Aber eine längere Verpflichtung im Rat? „Das wird immer schwieriger“, weiß Ute Talheimer. Darum haben sich die drei jetzt die Nachwuchssuche auf die Fahnen geschrieben. „Bei manchen Fragen“, ist Hauk überzeugt, „braucht man einfach mehrere Blickwinkel.“ Wenn es etwa um den Kindergarten oder die Grundschule geht, seien ältere Ratsmitglieder „nicht mehr so nah dran“.

Dass sich die Mitarbeit lohnt, davon sind die drei überzeugt. „Man kann wirklich etwas bewirken“, erzählt Daniela Uhler. Vieles, was sich im Lebensumfeld der Bürger abspielt, gehört in die Hoheit des Gemeinderats – seien es die Bildungseinrichtungen, Sportanlagen oder die Entscheidung, den Bahnhof für die S-Bahn Rhein-Neckar fit zu machen. Dabei spielen Parteienproporz oder Lagerdenken im Elsenztaldorf überhaupt keine Rolle. Es geht um die Sache. Schließlich, so Hauk, „sind wir alle Ittlinger“. Also gehen die drei Klinkenputzen, machen persönliche Besuche, leisten Überzeugungsarbeit. Sie haben sich auch das Telefonbuch vorgeknöpft und Anwärter kontaktiert. Definitive Zusagen gibt es nicht.

Flexibler
Manche schrecke vielleicht die Amtszeit von fünf Jahren. Aber da müsse man flexibler sein, plädiert Hauk: „Wenn jemand nach ein paar Jahren aus wichtigen Gründen nicht mehr kann, ist das auch nicht so schlimm.“ Schlimm fände er es nur, wenn die Ittlinger am 7. Juni nicht wirklich vor einer Wahl stünden, wen sie auf die zwölf Ratsstühle setzen. Die beiden bestehenden Listen sind noch keinesfalls mit je zwölf Kandidaten besetzt. Nicht ausgeschlossen, dass am Ende nur zwölf Aspiranten abgenickt werden. „Das“, so Hauk, „wäre in Armutszeugnis für die Gemeinde.“

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Eine Antwort zu Klinkenputzen für eine echte Wahl

  1. ghg sagt:

    Cui bono?

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