Wasserpreis steigt erneut

Cross-Border
Stuttgart – Bodensee- und Landeswasserversorgung müssen ihre Trinkwasserpreise zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate erhöhen. Grund sind weitere Millionenkosten für die Umstrukturierung der Cross-Border-Leasinggeschäfte. Statt „beachtlicher Gewinne“, auf die Verbandsvorsitzender OB Wolfgang Schuster Ende 2008 verwies, müssen nun Verluste verbucht werden.

2001 und 2002 hatten die Versorger für ihre Anlagen Leasingverträge mit US-Investoren geschlossen und einen sogenannten Barwertvorteil kassiert. Die Verträge laufen noch 20 Jahre. Die Finanzkrise zwingt die Versorger zur Umschichtung von Geldanlagen. Statt Wertpapieren setzen sie auf US-amerikanische Staatsanleihen. Dies war bereits im November beschlossen worden. Weil die Verzinsung der Anleihen seitdem gesunken ist und der US-Finanzpartner AIG Berechnungsmethoden geändert hat, müssen die Versorger mehr Anleihen kaufen und daher Millionen nachschießen.

Die Verbandsversammlungen sollen am Mittwoch in Esslingen für die Neuanlage zusätzlich insgesamt 38,4 Millionen Euro bewilligen. Die Landeswasserversorgung (LW) hatte aus dem Barwertvorteil und den seitdem angesammelten Zinsen mit 30,7 Millionen Euro profitiert. Bei ihr laufen nun Kosten von 36,1 Millionen Euro auf, 13,1 Millionen mehr als im November. Die Bodensee-Wasserversorgung (BWV) hatte zunächst einen Nutzen von 44,2 Millionen. Sie muss nun 52,3 Millionen bringen, 25,3 mehr als im November berechnet. Der Verlust erreicht bei der BWV sieben, der LWV laut vorliegender Papiere 5,4 Millionen Euro.

Weil die Staatsanleihen schwanken, wolle man sich am Mittwoch „einen Spielraum von zwei Millionen Euro einräumen lassen“, sagt der kaufmännische LW-Geschäftsführer Wolfgang Eisele. Der Wasserpreis steige insgesamt um rund sechs Prozent auf 39,1 Cent pro Kubikmeter. Bei der BWV beträgt der Aufschlag 5,7 Prozent auf 41 Cent. Inwieweit die Aufschläge an die 6,2 Millionen Kunden weitergegeben werden, entscheiden die örtlichen Wasserversorger.

„Wir reden von einem klaren Verlust, ich kann nur sagen, dass es mir leid tut. Wir bedauern heute alle, dass wir das Cross-Border-Geschäft gemacht haben“, sagte Esslingens OB Jürgen Zieger, der stellvertretender Vorsitzender ist, am Donnerstag auf Anfrage. Das Ziel, Preiserhöhungen zu dämpfen, werde verfehlt. Die Verbände müssen am Ende der Laufzeit 257 (LW) und 317 (BWV) Millionen Euro an einen US-Investor zurückzahlen, was durch die jetzige Änderung gesichert sein soll. Ziel sei aber nach wie vor, aus den Verträgen vorzeitig auszusteigen. „Das wollen alle“, sagt Zieger.

Konstantin Schwarz
12.02.2009 – aktualisiert: 12.02.2009 19:25 Uhr

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4 Antworten zu Wasserpreis steigt erneut

  1. -Kris.(To) sagt:

    Hirnrissig von den Verantwortlichen – so lange Vertragslaufzeiten (zwischen 20 und 30 Jahren) zu vereinbaren.

  2. HK sagt:

    An -an-i- am 13. Februar 2009

    Ein ganz netter Aufruf an die lokale Presse!
    🙂

  3. ürk- sagt:

    Verantwortlich für diesen Zocker-Blödsinn mit Kundengeldern ist nach wie vor niemand!

  4. -an-i- sagt:

    Wie wirkt sich dieses Desaster auf die Wasserpreise in Bretten aus?

    Wird uns die lokale Presse entsprechende Informationen liefern – können, wollen, dürfen?

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