Bürgermeister wollen mehr Geld

Von Hagen Stegmüller
Hohenlohe – Die Arbeitswoche hat sieben Tage und Fehler werden kaum verziehen. Es ist keine neue Erkenntnis, dass Bürgermeister unter großem Druck stehen und von der Öffentlichkeit kritisch beäugt werden. Trotzdem halten der Städte- und Landkreistag sowie der Verband baden-württembergischer Bürgermeister die Zeit für gekommen, den Rathaus-Chefs mehr Geld zu zahlen. Im Wesentlichen sollen alle Bürgermeister im Land um eine Besoldungsgruppe höher eingestuft werden.

Der Öhringer Oberbürgermeister ist Chef von 350 Mitarbeitern und verantwortet einen Haushalt von jährlich 100 Millionen Euro. Dafür erhält Jochen K. Kübler (Besoldungsgruppe B 4) inklusive Aufwandsentschädigung gut 8000 Euro brutto im Monat. Im Vergleich zum Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens mit ähnlichen Kennzahlen hält Kübler sein Gehalt nicht für üppig.

„Zahlt die Leute während ihrer aktiven Zeit ordentlich“, fordert der Öhringer OB. Im Gegenzug erachtet er es für notwendig, die Pensionsansprüche zurückzuschrauben: „Es kann nicht sein, dass ein Bürgermeister nach zwei Amtsperioden das volle Ruhegehalt erhält.“ Der Landtag habe mit seiner Diätenreform dieses Jahr gezeigt, wie es besser geht. Ab 2011 bekommen die Parlamentarier 6300 statt bisher 5000 Euro, dafür müssen sie einen Teil ihrer Altersvorsorge selbst bestreiten.

Mehr Gehalt und weniger Pension?
„Das könnte ich mittragen“, sagt der Forchtenberger Rathauschef Uwe Gysin. Als Bürgermeister stehe man extrem in der Öffentlichkeit, insofern sei die Forderung nach etwas mehr Geld berechtigt. Mit 6200 Euro Gehalt inklusive Entschädigung und Familienzuschlag fühlt sich Gysin (Besoldungsgruppe A 15) jedoch „nicht unterbezahlt“.

Handlungsbedarf sehen Gysin und sein Dörzbacher Kollege Willi Schmitt aber bei Bürgermeistern, die ihre dritte Amtsperiode antreten. Sie haben bisher keine Möglichkeit auf einen Gehaltssprung. „Ich bin ein Vertreter des Leistungsprinzips“, sagt Schmitt. Wenn ein Bürgermeister länger als 16 Jahre im Amt bleibe, komme das auch der Pensionskasse des Landes zugute. Wegen der vollen Pensionsansprüche nach zwei Amtsperioden „hören viele einfach auf“, meint Schmitt.

„Da spricht nichts dagegen“, kommentiert Schöntals Gemeinde-Chefin Patrizia Filz den Vorschlag des Öhringer OB nach geringerer Pension zugunsten höheren Gehalts. Mit einer besseren Besoldung komme man dem Ziel des Bürgermeister-Verbands näher, geeignete Leute zu einer Kandidatur zu bewegen.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Sonstiges abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

11 Antworten zu Bürgermeister wollen mehr Geld

  1. A. -By. sagt:

    Das sind mehr deren Chefs in den Gemeindeverwaltungen!

  2. Rich.S. sagt:

    Ich kenne genügend Betriebsblinde in kommunalen Verwaltungen.

    Nur sind die nicht unbedingt selbstherrlich.

  3. Kerst-.-FIsh. sagt:

    Sie als selbstherrlich zu bezeichnen, wäre eine Beleidigung für alle Selbstherrlichen im Muster-Ländle.

  4. Rd sagt:

    Sie – die unterbezahlten Verwaltungschefs –

    „(gemeindeverwaltungs-)blind“ zu nennen, wäre eine Beleidigung

    für einige „Blinde“ in Gemeindeverwaltungen.

  5. b/m sagt:

    „Bürgermeister wollen mehr Geld“

    Wer will das nicht?

  6. nils-krt. sagt:

    Und in die freie Wirtschaft wechseln, um nicht nach Einwohnerzahl, sondern nach echt nachgewiesener Leistung (Zielvereinbarung) entlohnt zu werden.

  7. ghg sagt:

    Wenn sich diese Spezies unterbezahlt fühlt, dann kann sie ja nach acht Jahren aufhören.
    🙂

  8. Pet. Wag. sagt:

    Der Bericht verschweigt, dass Bürgermeister’innen nach der Einwohnerzahl der Gemeinde besoldet werden.

  9. E/A sagt:

    Nach einer Amtsdauer von
    zwei mal acht = sechzehn
    2 x 8 = 16 Jahren! 🙂

  10. mm sagt:

    der Zeitpunkt der Forderung ist einfach ideal gewählt! Die Herren stehen mit zwei Beinen im Leben, handeln unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, nachhaltig, verantwortlich, sprich : in die eigene Tasche!

  11. ü sagt:

    „Wegen der vollen Pensionsansprüche nach zwei Amtsperioden „hören viele einfach auf“, meint Schmitt.

    Einfach super! Wer würde das nicht – einfach aufhören?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert