Autohäuser fürchten um ihre Existenz

Zweistellige Verkaufsrückgänge bei den Neuwagen im Enzkreis – Opel-Hauser in Pforzheim meldet Insolvenz an
Enzkreis/Pforzheim – Immer mehr Autofahrer schrecken aus Kostengründen vor dem Kauf eines Neuwagens zurück, und sogar an den Reparaturen wird oft gespart. Auf die Kfz-Betriebe und Autohäuser in Pforzheim und im Enzkreis wirkt sich die Sparsamkeit ihrer Kunden existenzbedrohend aus.

VON THOMAS SADLER
Aktuelles Beispiel für ein in Schwierigkeiten geratenes Autohaus ist die traditionsreiche Fritz Hauser Ing. GmbH&Co. KG auf der Wilferdinger Höhe in Pforzheim. Am Freitag voriger Woche stellte die Geschäftsleitung beim Amtsgericht Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Die Firma, welche die Marken Opel, Chevrolet und Saab vertreibt, habe rund 65 Beschäftigte, sagt der Rechtsanwalt Philipp Casse, ein Kollege des zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellten Mannheimer Fachanwalts Markus Ernestus. Zunächst laufe der Geschäftsbetrieb bei Auto-Hauser mit der ganzen Belegschaft normal weiter. Die Löhne seien bis einschließlich Dezember über das Insolvenzgeld gesichert. Angestrebtes Wunschziel sei der Erhalt aller Arbeitsplätze, so Philipp Casse. Opel-Hauser ist kein Einzelfall. „Da werden noch mehr Kfz-Betriebe und Autohäuser folgen“, befürchtet bereits Mathias Morlock, der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Pforzheim-Enzkreis.

Die Autobranche sei das „absolute Sorgenkind“ in der Handwerksbranche. In den vergangenen fünf, sechs Jahren sei das Neuwagengeschäft in Deutschland eingebrochen. Die potenziellen Käufer hätten einfach nicht das Geld für Anschaffungen, und das Benzin werde auch immer teurer. „Die Leute fahren heute ihre Fahrzeuge länger, nämlich im Durchschnitt fast neun Jahre, und die Wagen halten auch immer länger.“ Dass immer weniger Reparaturen anfielen, sei zwar erfreulich für die Halter, aber schlecht für die Werkstätten. Die bekämen außerdem zunehmend Konkurenz durch Nebenerwerbswerkstätten, die billiger arbeiteten. Wettbewerbsverschärfend für Niederlassungen, die Pkws an den Kunden zu bringen versuchen, wirke sich das Angebot von Mietwagenketten aus, die von den Herstellern große Rabatte erhielten, so Morlock. Die Autohäuser selbst wiederum hingen „am ausgestreckten Arm“ der Automobilproduzenten, die ihr Vertriebsnetz zentralisierten und damit ausdünnten. Die Folge: „Es gibt immer weniger Autohäuser.“ Ebenfalls ungünstig auf den Absatz wirkten sich die hohe Mehrwertsteuer und „eine Unsicherheit durch die Umweltgesetzgebung“ aus, meint der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft.

Von einer insgesamt „angespannten Situation“ berichtet auch Roman Rösch, der Pressesprecher der Innung des Kfz-Gewerbes Pforzheim-Enzkreis. In der eigenen Rösch-Gruppe sei die Zahl der verkauften Fahrzeuge gegenüber dem vorigen Jahr mehr oder weniger konstant geblieben, doch sei in der Branche zu beobachten: „Viele Verbraucher sind erst mal zurückhaltend.“ 2009 werde sich die Lage kaum entspannen, befürchtet Rösch, zumal ganz aktuell noch die internationale Finanzkrise die Lage am Automobilmarkt verschärfe.

Der Rückgang der Verkaufszahlen liege bei vielen Betrieben im Enzkreis „im zweistelligen Bereich“, sagt Jürgen Kellenberger, der Obermeister der Kfz-Innung. „Die Leute haben zu wenig Geld. Wären die Steuern und Abgaben niedriger, würden mehr Autos gekauft.“ Fahrzeuge, die mehr als 30000 Euro kosten, bekomme er in seinem Königsbacher Ford-Autohaus nur schwer los, berichtet Kellenberger. Viele Kunden vernachlässigten mittlerweile aus finanziellen Gründen die Inspektionen und Reparaturen, was auch an den Angeboten der „Hinterhofwerkstätten“ liege.

Außerdem sei die Verdienstspanne für die Händler zu klein, moniert der Geschäftsmann. „Die Hersteller haben eine Umsatzrendite von über acht Prozent, und die der Autohäuser liegt unter 0,4 Prozent: Das sagt doch schon alles aus“, beklagt der Obermeister der Innung. Wichtig wäre aus seiner Sicht, dass die gleichen Pkws in ganz Europa gleich teuer sind, fordert Kellenberger, der die Preisunterschiede kritisiert.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Sonstiges abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu Autohäuser fürchten um ihre Existenz

  1. -an-i- sagt:

    Die einzige Frage die man sich immer wieder stellen muss ist:
    Wer schafft die Voraussetzungen, dass alle Krisen und Misstände überhaupt möglich sind?

    Die einzige Antwort ist und wird auch bleiben:
    Die Politik und die dort handelnden Personen.

    Missmanagement in der freien Wirtschaft ist beispielsweise nur eine Folge davon.

    Oder kennt jemand andere Ursachen die an der Gesetzgebung, an den Voraussetzungen und Entscheidungen, schrauben können?

  2. pet. my. sagt:

    Mich wundert das ganz und gar nicht nicht mehr!

    Weil man ständig finanziell gemolken wird:

    Kaufpreis, (Kreditkosten), Verwaltungsgebühren, Kfz-Steuer, Kfz-Versicherung, Umweltplaketten, Mautgebühren (Ausland), Parkgebühren, technische Untersuchungen, Inspektionen, Reparaturen, Verschleißteile

    und nicht zuletzt Kraftstoffpreise u.v.m.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert