Zwang hilft nichts

Es ist eine Abstimmung mit den Füßen: Weil ihnen das Essen im schuleigenen Bistro offenbar nicht schmeckt und die Portionen sich mitunter am FdH-Prinzip („Friss die Hälfte“) orientieren, strömen täglich Dutzende Schüler aller Klassenstufen zum Imbiss vor dem ESG, um sich einen Döner oder eine Currywurst zu gönnen. Und dies, obwohl ihnen „Arreststrafen“, vulgo: Nachsitzen, drohen.
Dass die Konkurrenz der Schulleitung nicht behagt, weil die ihre Schüler lieber pädagogisch wertvoll ernähren möchte, ist teilweise nachvollziehbar. Die Argumente, um den Schülern den Besuch der drei Schritte vom Schulgelände entfernten Bude zu verwehren, allen voran die „Verkehrsgefährdung“, sind aber hanebüchen. Wenn die Imbiss-Betreiberin es nämlich darauf anlegen würde, brauchte sie nur Döner und Hamburger über den Zaun des schuleigenen Parkdecks reichen – ohne, dass die Schüler das Schulgrundstück zu verlassen brauchten.

In Wahrheit geht es um etwas ganz anderes: Die Schule hat ein mit vielen Vorschuss-Lorbeeren bedachtes, vom Förderverein unterstütztes Bistro – und das muss schwarze Zahlen schreiben. Da ist jeder privat verkaufte Döner einer zu viel. Statt die Dönerbude als Konkurrenz zu verteufeln, sollten sich die Verantwortlichen lieber einmal Gedanken über das Angebot im eigenen Laden machen. Will heißen: Bietet Döner, Currywurst oder anderes, was Schüler nunmal gerne essen, im Bistro an. Klärt über Nährwerte auf. Und warum nicht mal Hamburger und Pommes aus Bio-Fleisch?
Mit Zwang führt man Schüler jedenfalls nicht zur gesunden Ernährung, sondern erreicht oftmals das Gegenteil.

Thilo Kampf

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5 Antworten zu Zwang hilft nichts

  1. RL sagt:

    Ich finde dieses Gutemenschentum abartig wenn man anderen vorschreiben möchte was man essen soll. Jeder hat das Recht zu essen was er möchte. Und wenn er sich tot frisst – dann war das eben die Konsequenz. Man muss aber aufklären wiejemand aussieht, der von der 5. Klasse bis zum Abi jeden Tag ein Döner frisst und wie einer aussieht, der sich konservativ oder biologisch den „Ranzen“ vollschlägt.
    Da wäre ich eher für einen Fettzuschlag für ungesundes Essen, der in die Krankenkassen fließt… Aber dieser schulische Kleinkrieg ist lächerlich!

  2. -schw- sagt:

    Gutes Essen und Ernährungserziehung in der Schule sind der notwendige Kontrapunkt zum Werbemärchen von fast food (einfach und gut) und zu familiären Ernährungsdefiziten.

  3. -bam- sagt:

    Diese Mc Donalds-Wonneproppen -bedauerlicherweise auch in Bretten – und Burger-Buddhas sind doch nur das Produkt der heutigen Essgewohnheiten.

  4. Zand.-/May. sagt:

    Von Esskultur kann man schon lange nicht mehr reden.

  5. Hub.Gr. sagt:

    Das Durchschnittsgewicht von Schülern spricht nicht unbedingt für eine gute Ernährung! 🙁

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