Förderschule klagt über Mangel an Lehrern

Schulleiterin sieht Qualität des Unterrichts gefährdet
Größere Klassen und keine Arbeitsgemeinschaften
Von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Baier
Bretten-Diedelsheim. Das Schuljahr beginnt für Monika Czolk, die neue Leiterin der Pestalozzischule in Diedelsheim, mit Ärger: Für die Planung des Unterrichts an der größten Förderschule im Landkreis Karlsruhe fehlen ihr drei Lehrkräfte. Zwei Stellen hat die Schulbehörde nach Ende des letzten Schuljahres nicht mehr besetzt, eine Lehrerin hat angekündigt, dass sie wegen Krankheit nicht zum Unterrichtsbeginn erscheinen wird. „Was soll ich machen, wenn jetzt noch jemand krank wird? Als Sonderschule können wir schließlich die Kinder, die praktisch alle Fahrschüler sind, nicht früher heimschicken oder einbestellen.“
18 Lehrer und der Rektor standen bis Ende Juli zur Verfügung, um 154 Kinder zu unterrichten. Jetzt sind es 16 Lehrer für 148 Kinder, dazu die neue Schulleiterin – „mir fehlen zwei volle Deputate, das sind 52 Lehrerstunden“, klagt Monika Czolk und verweist darauf, dass gerade an der Förderschule der Lehrerbedarf besonders groß ist. Die Schüler werden in maximal 15-köpfigen Klassen unterrichtet, ab 16 Kindern pro Jahrgang müssen Parallelklassen gebildet werden. Unterrichtet wird von Klasse eins bis neun, dazu kommt noch eine sogenannte Diagnoseklasse für schulpflichtige, aber noch nicht schulreife Kinder.

Im vergangenen Jahr hatte das Lehrerkollegiums der Diedelsheimer Pestalozzischule noch 13 Klassen unterrichtet. „Dieses Jahr musste ich wegen des Klassenteilers zwölf Klassen bilden“, erklärt Monika Czolk. „Das bedeutet, dass Schüler auf andere Klassen verteilt werden.“ Doch gerade an der Förderschule sei eigentlich neben einer überschaubaren Klassengröße vor allem Kontinuität gefordert.

Die Diedelsheimer Pestalozzischule wird besucht von Kindern aus Bretten und den Stadtteilen, aus Walzbachtal, Gondelsheim, Oberderdingen, Sulzfeld, Kürnbach und Zaisenhausen, die dem allgemeinen Bildungsgang in Grund- und Hauptschulen nicht folgen können. Auch die Nachbarstadt Knittlingen, obgleich sie im Enzkreis liegt, schickt Kinder ins nahe gelegene Diedelsheim. Die Zahl der an der Pestalozzischule unterrichteten Kinder sei seit Jahren konstant und liege bei etwa 150, berichtet Schulleiterin Czolk.

Nicht nur im eigentlichen Unterricht sollen die Diedelsheimer Sonderschullehrer im Einsatz sein, sondern auch als Berater, um Kinder, die eventuell einer Förderung bedürfen, vor Ort zu testen und mit ihnen zu sprechen. „Dieses Deputat musste ich streichen“, sagt die Schulleiterin. Auch bei der an der Diedelsheimer Schule eingerichteten Beratungsstelle habe sie Stunden streichen müssen. Und auch für Arbeitsgemeinschaften seien nicht genügend Lehrer da.
Dabei wäre nach Meinung von Monika Czolk Abhilfe durchaus möglich. Zum Beispiel, indem man den Vertrag eines jungen Lehrers verlängern würde, der bis zum Ende des letzten Schuljahrs in Diedelsheim tätig war. Er hatte nach dem Referendariat keine Stelle in Baden-Württemberg bekommen und war deshalb in die Pfalz abgewandert. Als eine Diedelsheimer Lehrerin in Mutterschutz ging, kehrte er hierher zurück und bekam einen befristeten Vertrag. Die beurlaubte Lehrerin sei zwar nicht zurückgekehrt, der Vertretungsvertrag aber trotzdem nicht verlängert worden, klagt die Schulleiterin. „Jetzt hat der Kollege wieder eine Stelle in der Pfalz angetreten.“

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