„Das ist wie eine Beerdigung”

Zunächst keine Geburtshilfe mehr am Krankenhaus Bretten / Demo am Samstag
Von unserem Mitarbeiter Arnd Waidelich
Bretten. Die Brettener Rechbergklinik trägt Trauer. Jetzt ist es amtlich. Gestern schloss der Kreißsaal offiziell seine Pforten. Jutta Ritzmann-Geipel, Pflegedienstleiterin der Abteilung, musste eine kleine Träne verdrücken. „Das ist für mich wie eine Beerdigung“, kommentierte sie das Abschließen der großen Schiebetür, die den Kreißsaal vom anderen Bereich der Klinik trennt. Ob das Abschließen endgültig ist, steht noch nicht fest. In der Rechbergklinik hofft man, dass es ein Schritt ist, der zurück gegangen werden kann. „Ich glaube an die Wiederauferstehung“, formulierte Jutta Ritzmann-Geipel sehr bildhaft.
Für die Hebamme Dorothee Kröner ist der Schritt fast makaber. Sie ist selbst schwanger und hatte gehofft, ihr Kind noch in Bretten auf die Welt bringen zu können. Ihr berufliche Zukunft ist zumindest bis zur Geburt ihres Kindes die Rechbergklinik: „Ich gehe auf eine andere Station, weil ich in Bruchsal sowieso nur kurz in der Entbindungsstation arbeiten könnte“. Viele andere Hebammen müssen allerdings nach Bruchsal wechseln.

„Für mich ist das ein trauriger Tag“, meinte auch Dr. Heinz Kaiser, Chefarzt der Klinik für Anaesthesiologie, weil die Geburtshilfe eine Abteilung sei, die bei der Bevölkerung auf die größte Zufriedenheit stoße. „Das ist eine ganz, ganz schwierige Situation für mich, da ich auch mit der Geburtshilfe beschäftigt war. Ich wäre überglücklich, wenn es gelingen würde, die Abteilung weiter zu führen“, meinte er. Dass Brettener in Bretten nicht mehr geboren werden können, das sei kein Aushängeschild für eine kinderfreundliche Stadt.

Verwaltungsleiter Wolfgang Keßler setzte gestern noch auf die Initiative von Landrat Christoph Schnaudigel. „Es finden ja noch Gespräche statt mit Interessenten, die als Belegarzt hier arbeiten wollen“.
Entscheidend werde die nächste Sitzung des Klinikausschusses sein. Dort soll der Komplex insgesamt nochmals behandelt werden.

Zuvor aber ruft die Initiative „Geburtshilfe muss in Bretten bleiben“ ruft am Samstag, 2. August, 11 Uhr, zu einer Demonstration auf dem Marktplatz auf.
Thema: Die Geburtshilfe in Bretten soll erhalten werden (siehe auch Texte unten).

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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9 Antworten zu „Das ist wie eine Beerdigung”

  1. k- sagt:

    Eben hier muss eine Versorgungslücke geschlossen werden, weil Hebammenstellen bis zu einem nicht mehr verantwortbaren Maß gestrichen werden!

  2. ber.-sch. sagt:

    Das bedeutet eine Bankrotterklärung des deutschen Gesundheitssystems!

  3. p sagt:

    In Deutschland herrschen bereits vielerorts unbestritten diese Zustände.

  4. S. sagt:

    Ein enges ökonomisches Korsett zwingt Klinikleitungen dazu, Personal auch im Kreißsaal abzubauen. Hebammen betreuen oft mehrere Frauen gleichzeitig.

    Dadurch wird Geburtshilfe unsicher.

  5. -Irmg.- sagt:

    Das sind ausschlaggebende Kriterien, mit denen die Kreispolitiker ein Ergebnis herbeiführen müssen, welches den Patientinnen und den Neugeborenen zugute kommt.

  6. P.L. sagt:

    Bei einer ausreichenden Zahl von Hebammen und Ärzten fühlen sich die werdenden Mütter gut betreut. Sie haben keinen hohen Medikamentenverbrauch, weniger operative Eingriffe und kürzere Geburten.

  7. nurs/-Ma. sagt:

    Wenn dem in der Kreisklinik Bretten genauso ist, dann hat der Karlsruher Kreistag die unangenehme Mitteilungspflicht an die Kreisbürgerschaft, die „wahren“ Gründe für seine Verhaltensweise zu benennen.

  8. konrd. sagt:

    Wegen des starken Kostendrucks werden die Stellenbesetzungen in den Kreißsälen immer weiter reduziert.

  9. f sagt:

    In Deutschland gibt es traditionell die Hebammen-Geburtshilfe: Gesetzlich verankert ist, dass zu jeder Geburt eine Hebamme hinzugezogen werden muss.

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