Schuften für Vater Staat

MARTIN FERBER
Es ist geschafft. Der brave und ehrliche Steuerbürger darf sich den Schweiß von der Stirn wischen und erleichtert aufatmen. 189 Tage, sieben Stunden und 56 Minuten hat er in diesem Jahr nach Berechnungen des Bundes der Steuerzahler ausschließlich für Vater Staat gearbeitet, das ist mehr als die Hälfte des Jahres. Doch nun ist damit Schluss. Von nun an fließt alles, was der Steuerzahler erwirtschaftet, ins eigene Portemonnaie. Rein rechnerisch.


51,73 Prozent vom Einkommen der Bürger und Betriebe behält der Staat in diesem Jahr in Form von direkten und indirekten Steuern sowie von Sozialabgaben ein, im vorigen Jahr waren es noch 52,4 Prozent, weswegen alle sogar fünf Tage länger für „Vater Staat“ schuften mussten. Nur, der Bürger spürt von dieser minimalen Entlastung so gut wie nichts, sie resultiert ausschließlich aus der Reform der Unternehmensbesteuerung, die die Wirtschaft um rund fünf Milliarden Euro entlastet. Und während der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung sank, erhöhte sich die Pflegeversicherung, demnächst dürften auch die Krankenkassenbeiträge kräftig steigen. Ein Nullsummenspiel. Auf rund 550 Milliarden Euro belaufen sich die Steuereinnahmen des Bundes, der Länder und der Kommunen in diesem Jahr, das ist so viel wie noch nie zuvor in der 59-jährigen Geschichte der Bundesrepublik.
Und doch hat es die öffentliche Hand noch immer nicht gelernt, mit dieser unglaublichen Summe auszukommen, weiterhin machen der Bund und etliche Länder neue Schulden, weil die Ausgaben noch stärker steigen als die Einnahmen. Und auch jetzt debattieren die Politiker auf Bundesebene angesichts der ständig steigenden Preise und des nahenden Wahljahres lieber über neue Geschenke und Wohltaten, statt über Einsparungen und Kürzungen im Etat.
So verständlich der Ruf der CSU nach einer Wiedereinführung der Pendlerpauschale oder des Steuerzahlerbundes nach einer Senkung der Steuern auch ist, er verdreht die Prioritäten. An der Haushaltskonsolidierung führt kein Weg vorbei. Bitter, aber wahr: Die Bundesbürger zahlen heute die Zeche für 40 Jahre ungebremste Schuldenmacherei, weil die Deutschen 40 Jahre über ihre Verhältnisse gelebt haben. Damit muss ein für allemal Schluss sein.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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13 Antworten zu Schuften für Vater Staat

  1. Qua. sagt:

    Steuern sind ein erlaubter Fall von Diebstahl.

    Thomas von Aquin italienischer Theologe 1224-1274

  2. nieb. sagt:

    Testimonium paupertatis! 🙂

  3. -neresh- sagt:

    Der Finanzbürgermeister Leonhardt kann seinem Dienstvorgesetzten Metzger ganz bestimmt fachlich und sprachlich weiterhelfen.

  4. -Kris.(To) sagt:

    Weil sie sich – nach Duden – rentieren sowie Zins und Gewinn bringen.

  5. -Ger.-Luk.- sagt:

    Jetzt muss Metzger nur noch erklären, warum sich Schulden in der kommunalen Finanzpolitik lohnen.

  6. -Dir sagt:

    Rentierende = sich lohnende Schulden sind nach Duden – etwas oberhalb – zumindest sprachlich möglich.

  7. -Hü- sagt:

    Nach Duden muss es dann rentierende Schulden heißen.

  8. -Hü- sagt:

    Nach Duden: rentieren (Zins, Gewinn, Rente bringen); sich-(sich lohnen)

  9. Mx.-L. sagt:

    Ich kenne den Fachausdruck rentabel: zinstragend, einträglich.

  10. J/N sagt:

    Fachlich: Rentierlich

    Diese Wortschöpfung existiert weder betriebswirtschaftlich noch volkswirtschaftlich.
    Und bleibt somit ein Geheimnis ihres Erfinders und Benutzers.

  11. Cam. sagt:

    Spachlich: Rentier (-lich?) ist

    1. eine Hirschart in der Tundra

    2. ein Sternbild

    3. eine Person, die von regelmäßigen Einnahmen aus Kapitalanlagen

    4. eine Person, die von regelmäßigen Einnahmen aus Verpachtung von Grundbesitz lebt.

  12. pp sagt:

    Nötige Ergänzung zum Kommentar -an-i-

    In Bretten möchte OB Metzger diese Tatsache als „Rentierliche Schulden“ verkaufen.

    Hat jemand eine passende Erklärung für diesen Blödsinn?

    Ja, es ist nicht nur sprachlich, auch noch fachlich voll daneben.

  13. -an-i- sagt:

    „Die Bundesbürger zahlen heute die Zeche für 40 Jahre ungebremste Schuldenmacherei,“…

    In Bretten möchte OB Metzger diese Tatsache als „Rentierliche Schulden“ verkaufen.
    Hat jemand eine passende Erklärung für diesen Blödsinn?
    Meine Meinung ist leider nicht druckreif…

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