LESERBRIEF : Fehlender Belegarzt nur Vorwand

Schon vor mehr als einem halben Jahr habe ich von Insidern erfahren, dass die Existenz der Geburtshilfeabteilung wegen zu niedriger Geburtenzahlen in Gefahr geraten kann (steigende Kosten bei sinkenden Einnahmen). Die Probleme bei der Suche nach einem zweiten Belegarzt sind daher nur als Vorwand zu sehen.
Es ist die Pflicht der Exekutive, rechtzeitig und mit der notwendigen Intensität nach Ersatz Ausschau zu halten. Der Ärztemangel muss einer Personalabteilung in diesem Umfeld bekannt sein – ein der Situation angemessenes Engagement darf erwartet werden.
Vielmehr muss der Landkreis Karlsruhe als Betreiber notfalls Interimslösungen schaffen. Einfach zumachen – so geht’s nicht! Aller Orten wird von zu niedrigen Geburtenraten und negativen demographischen Konzequenzen lamentiert. Hier wird ein Meisterstück abgeliefert, wie man diese negative Entwicklung noch fördern kann. Es ist ein kinderfeindlicher Schritt, den es selbst in den düsteren Zeiten des 20. Jahrhunderts nicht gegeben hat. Wir bewegen uns in der medizinischen Grundversorgung der Geburtshilfe in die Richtung eines Entwicklungslandes, wenn aus einem Einzugsbereich von zehntausenden Bewohnern 20 bis 40 Kilometer Fahrtstrecke in Kauf genommen werden muss.

Es geht nicht um die Bequemlichkeit sondern um die Risiken die aus einer solchen langen Anfahrt resultieren. Wer trägt die Kosten und Folgen, wenn es durch einen Blasensprung zu einem Nabelschnurvorfall mit anschließender Unterversorgung kommt?
Die Kinder kommen wann Gott will, auch nachts bei Glatteis. Im eingeschneiten Auto zu gebären ist in der Vorstellung ein Albtraum, bei Komplikationen ist mit katastrophalen Konsequenzen zu rechnen.
Bürger wehrt Euch!

Dipl.-Ing (FH) Michael Dittes
Weißhoferstraße 114
75015 Bretten

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8 Antworten zu LESERBRIEF : Fehlender Belegarzt nur Vorwand

  1. will.hofm. sagt:

    Endlich jemand, der zuständigerweise vernünftig mitkommentiert: Frau A. Hertle eine Frau und Mutter zweier Kinder, die sie in der Rechbergklinik entbunden hat.

  2. A. Hertle sagt:

    Vor gut 5 Jahren ist die Geburtsstation in Bretten mit viel Aufwand renoviert worden und jetzt soll sie einfach zugemacht werden?

    Ich war froh, beide Kinder so nah zu meinem Wohnort entbinden zu können. Außerdem war das Klima dort herzlich und angenehm.

    Wenn die Abteilung aus „politischen“ Gründen geschlossen werden sollte, fände ich das wirklich ein absoluter „Hammer“…

    Bei meiner 1. Schwangerschaft hatte ich Blutungen und war froh, schnell in der Klinik sein zu können… und ja, ich kenne noch ein Beispiel, bei dem es die Schwangere gerade noch so geschafft hatte – vom Hausertal in die Rechbergklinik – um ihr Kind dort zu entbinden (das 1. Kind!!!)

    Schwangerschaft ist keine Krankheit – ganz klar… aber mit Wehen erst mal eine starke halbe Stunde – vielleicht noch hinter einem LKW herzuzuckelnd im Hauptverkehr – nach Bruchsal zu fahren, wo wir hier eine gutgehende Geburtsstation haben, fände ich nicht angenehm…

    Auch bei Unsicherheiten im Umgang mit dem Säugling oder falls Probleme auftauchen (z.B. beim Stillen) konnte man ganz unbürokratisch im „Kinderzimmer“ vorstellig werden und bekam Hilfe…

    Ich plädiere unbedingt dafür, dass die Geburtenstation der Rechbergklinik erhalten bleibt… auch wenn für mich persönlich die Familienplanung schon abgeschlossen ist.

  3. f - h sagt:

    Nicht nur die kontroversen Statements zwischen

    dem zuständigen Landrat Dr. Schnaudigel 🙂

    und dem nicht zuständigen OB Metzger 🙁

    sind interessant.

  4. will.hofm. sagt:

    Ich würde gern die Meinungen von Frauen und Müttern zu diesem Thema lesen.

  5. Chr.Z. sagt:

    Leider ein mehr untaugliches Fallbeispiel zur Rettung der Belegabteilung Geburtshilfe in der Rechbergklinik.

  6. a sagt:

    Schwangerschaft ist keine Krankheit.
    Sie wird nach ihrem Erkennen oft dazu gemacht.

    Wie im Leserbrief – allein im Zeichen einer langen Anfahrt zur (plötzlichen?) Entbindung in einem Krankenhaus – beschrieben.

  7. -Cath.D. sagt:

    Die oben stehenden zwei letzten Absätze schildern ja ein passendes Szenario, welches sich – nur wegen einer zu langen Anfahrt – ereignen kann.
    Etwas zu durchsichtig!

  8. -Irmg.- sagt:

    Es heißt doch, Schwangerschaft ist keine Krankheit.

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