„Überörtliche Verkehrsinfrastruktur reicht nicht mehr aus“

Christoph Schnaudigel, Landrat des Landkreises Karlsruhe
05.07.2008 Der Landkreis Karlsruhe ist 1085 Quadratkilometer groß, hat 32 Städte und Gemeinden mit mehr als 100 Stadt und Ortsteilen und rund 431 000 Einwohnern. Landrat Christoph Schnaudigel sprach mit Marcus Dischinger über den Landkreis und die dazugehörigen Herausforderungen.

Staatsanzeiger: Welches Ziel verfolgten sie mit Umstrukturierung der Landkreisverwaltung?
Schnaudigel: Ich habe von meiner Organisationshoheit Gebrauch gemacht und die Landkreisverwaltung zum 1. Juni 2008 nach meinen Vorstellungen umstrukturiert. Die vor allem nach innen wirkenden Veränderungen dienen in erster Linie der Verbesserung der Abläufe im Haus. So habe ich die beiden Eigenbetriebe Kliniken und Abfallwirtschaft jeweils einem Dezernenten unterstellt. Zudem wollte ich die Bedeutung des Kommunalamtes als Dienstleister für Städte und Gemeinden durch ein einheitliches Kommunal- und Prüfungsamt stärken.

Was sind die Stärken des Landkreises in wirtschaftlicher Hinsicht und wo sehen sie die Herausforderungen?
Der Landkreis Karlsruhe bietet hervorragende Standortfaktoren für Firmen, Unternehmen und Gewerbetreibende. Ein optimaler öffentlicher Nahverkehr, gute Gewerbeflächen sowie attraktive Städte und Gemeinden mit hervorragenden Bildungseinrichtungen tragen hierzu bei. Hinzu kommt ein hohes Potenzial an gut ausgebildeten Fachkräften und demzufolge eine sehr geringe Arbeitslosigkeit. Darüber hinaus verfügen der Landkreis und die Region über ein überdurchschnittlich hohes Angebot an Forschungs- und Bildungseinrichtungen. Der Baden Airport in Söllingen, der zukünftig innerhalb der Flughäfen in Baden-Württemberg eine noch größere Rolle spielen wird und an dem der Landkreis beteiligt ist, wird mehr und mehr zu einem wichtigen Rückgrat für die heimische Wirtschaft. Sorge bereitet uns immer mehr die nicht mehr ausreichend leistungsfähige überörtliche Verkehrsinfrastruktur. Der Ausbau der A 8 wie auch der A 5 Richtung Süden muss zügig vorangetrieben werden. Ebenso brauchen wir dringend eine Ertüchtigung der Südschiene Richtung Basel.

Die Diskussionen um verstärkte Zusammenarbeit am Mittleren Oberrhein hat außer einer Kooperationsvereinbarung zwischen TRK und Metropolregion Rhein-Neckar- noch zu keinen konstruktiven Ergebnissen geführt. Wie positioniert sich der Landkreis in dieser Frage?
Ich begrüße die Kooperationsvereinbarung zwischen der Technologieregion und der Metropolregion Rhein-Neckar. Denn im Hinblick auf die Intensivierung der regionalen Zusammenarbeit müssen wir uns zunächst dort orientieren, wo es die größten Verflechtungen gibt: beim Nahverkehr, bei der Wirtschaft und der Wissenschaft. Das ist für den Landkreis Karlsruhe eindeutig der Rhein-Neckar-Raum. Ziel muss es sein, den gemeinsamen Wirtschafts- und Forschungsraum in seiner Entwicklung zu stärken, um auch weiterhin zu den führenden Wirtschaftsräumen in Europa zu gehören. Wichtig wird es nun sein, die Vereinbarung auch konkret mit Leben zu erfüllen. Skeptischer bin ich bei der Diskussion um eine Europäische Metropolregion Oberrhein. Selbstverständlich ist die Zusammenarbeit am Oberrhein ebenso wichtig. Den Metropolcharakter einer Region von Karlsruhe bis Basel kann ich jedoch nicht erkennen.

Wie im übrigen Land wird auch im Landkreis Karlsruhe über die Kliniken diskutiert. Wie wollen sie die Kliniken fit machen für einen immer härter werdenden Wettbewerb?
Die Neuausrichtung und Fortentwicklung der kreiseigenen Kliniken war seit meinem Amtsantritt im vergangenen September eines meiner zentralen Themen. Hintergrund ist die finanzwirtschaftliche Situation der beiden Krankenhäuser in Bretten und Bruchsal. Diese entwickelte sich insbesondere seit 2005 nachteilig. Deshalb habe ich dem Klinikausschuss vorgeschlagen, die Fürst-Stirum-Klinik Bruchsal und die Rechbergklinik Bretten künftig als Klinken des Landkreises Karlsruhe gemeinsam mit den Enzkreis-Klinken und den Klinken Ludwigsburg-Bietigheim unter dem Dach einer regionalen Klink-Holding zusammenzufassen. Diese strategische Partnerschaft auf Augenhöhe soll den Fortbestand und die Weiterentwicklung der beiden Kreisklinken und damit die Versorgung der Bevölkerung im Kreisgebiet sicherstellen. Zwischenzeitlich liegt uns auch ein Angebot der Stadt Karlsruhe über eine Zusammenarbeit des Städtischen Klinikums mit den beiden Kreisklinken vor. Wir werden auch dieses Angebot vorbehaltlos prüfen.

05.07.2008

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7 Antworten zu „Überörtliche Verkehrsinfrastruktur reicht nicht mehr aus“

  1. Els. sagt:

    Andernfalls dürfte man sich noch solche Berichte – natürlich auf freiwilliger Basis – vor die Augen führen. 🙁

  2. p/T sagt:

    Seine Antrittsbesuche in den Städten und Gemeinden des Kreises wird er hoffentlich hinter sich gebracht haben.

  3. F. M. sagt:

    Eine Wasserstandsmeldung kann – bei Hochwasser – wesentlich spannender sein.

  4. crok. sagt:

    Nichts reißt mich beim Lesen vom Stuhl.

  5. Tab. sagt:

    Schade um den Abdruck.

  6. Ottm.Schu. sagt:

    Alles wie gehabt! 🙁

  7. özd. sagt:

    Ich lese keine Antwort, welche den Landkreis zu irgendeiner Stimmung zum Aufbruch verleiten könnte.

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