Leserbrief: Allmählich unerträglich

Zu den Berichten über die Brettener Autokorsos nach den EM-Fußballspielen:
Sehr gut erinnere ich mich noch an die Autokorsos während der WM im Jahre 2006, die schon für reichlich Aufregung in der Brettener Bevölkerung gesorgt haben. Vergleiche ich diese nun mit der Fußball-EM, so eskalieren diese Korsos aber mittlerweile in jeglicher Hinsicht.
Während die Freude über ein gutes Spiel und das Weiterkommen in die nächste Runde sicherlich auch mal etwas lauter werden darf, nimmt die propagierte Form der motorisierten Freude allmählich unerträgliche Formen an, für die mir als Normalbürger jegliches Verständnis fehlt. Alkoholisierte und hupende Fahrer und Mitfahrer verstopfen fern jeder Rücksichtsnahme auf Anwohner über Stunden die Straßen, ohne dass die Polizei mit ihrem Auftrag für Ordnung und Sicherheit zu sorgen, beherzt eingreift.

Wer wird denn verantwortlich gemacht, wenn ein sogenannter Fan vom Autodach fällt und vom nächsten Auto überrollt wird? Es geht doch bei den Autokorsos nicht mehr nur um die Freude ob eines gewonnenen Spiels, sondern um den Ausdruck einer sich veränderten Gesellschaft, der ich mit Sorge entgegenblicke. Während es mir als Bürger in der fußballfreien Zeit nicht erlaubt ist, auf nächtlichen Heimfahrten bei offenem Fenster laut Musik zu hören, fallen immer öfter bei Festlichkeiten jegliche Schranken — und die Ordnungshüter schauen tatenlos zu, wie Gesetze gebrochen werden.
Den Strafzettel, den ich in den letzten Tagen wegen Überschreitung der Parkzeit erhalten habe, kann ich doch nun eigentlich guten Gewissens an die Ordnungsbehörde zurückschicken mit der Bitte, wegen der Ausnahmesituation EM auf solche Lappalien zu verzichten. Warum sollte ich tagsüber nicht falsch parken dürfen, wenn ich doch abends jeglichen Paragraph der Straßenverkehrsordnung überschreiten darf?

Torsten Zander Hinter dem See 5 Bretten

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17 Antworten zu Leserbrief: Allmählich unerträglich

  1. a-s sagt:

    An mm

    Lärm zu Hause oder in der Nachbarschaft tritt sicherlich nicht so geballt auf wie der Lärm in der breiten Öffentlichkeit.

    Auch die Verantwortlichen der Stadt Bretten drücken bei öffentlichen Veranstaltungen und Brauchtumsfesten jeder Art alle öffentlichen „Ordnungs-Augen“ zu.

  2. mm sagt:

    na,na, gemach die Herren! Jeder empfindet Geräusche, je nach Art und Herkunft (der Geräusche), verschieden. Bestes Beispiel ist doch immer der eigene Lärm, oder der der eigenen Kinder. Dass den der Nachbar nicht mehr hören kann….völlig unverständlich! Also lassen wir jedem das Recht, Lärm individuell als störend oder auch nicht zu beurteilen. Ob er „rechtens“ ist,steht doch auf einem ganz anderen Blatt.

  3. Ros./Ta./ sagt:

    An -nz- oberhalb

    Es ist ja durchaus möglich, dass hellsinki immer gerade dann was an den Ohren hat (eine besondere Art von Gehörstörung), wenn es um die Lärmkulisse bei Volksfesten u. ä. geht.

  4. -nz- sagt:

    Menschen wie „hellsinki“ sind echt zu bewundern. Wenn das alles stimmt, sogar zu beneiden. Sie wohnen mitten in Bretten und hören nichts („hab ich gut geschlafen“).
    Ich wohne auch im näheren Umkreis, knapp außerhalb der Altstadt, und erlebe einen Höllenlärm! Selbst der normale Verkehrslärm stellt den Stadt- und Verkehrsplanern ein Armutszeugnis aus. Ich schlafe allerdings nur noch mit „Ohrstöpseln“.
    Da halte ich mich dieses mal schon an die Worte von „Stadtpfeiffer“aus dem Kurier vom 25.06.08:
    „…dass mer dann sei Mitbirger…bis gegen drei Uhr morgens hat nerfe misse…“

  5. D-L sagt:

    Ich kann es kaum erwarten. 🙂

  6. vikt-murc. sagt:

    Nach einem deutschen Endspiel-Sieg wird das Triumphgeschrei der erhitzten Fußball-Volksseele ungeahnte Dimensionen annehmen.

  7. a sagt:

    Dass sich Leute freuen, ist voll in Ordnung. Worüber sie sich freuen, ebenso. 🙂

    Nur wie sie es tun, das war bisher – in der Vorrunde und im Viertelfinale – sehr strapaziös für diejenigen, welche die Freude miterleben mussten. 🙁

  8. hellsinki sagt:

    Dass sich die Leute freuen ist doch in Ordnung! Trotz sehr zentraler Wohnung hab ich gut geschlafen. Und eine (friedliche) Stimmung wie beim Halbfinale hab ich selten gesehen. Türken und Deutsche feiern gemeinsam, trösten sich, schütteln sich die Hände, haben Spaß…
    Wunderschöne Szenen, für die man kein Fußballfan sein muss, um sie zu verstehen!

  9. -Burkh. sagt:

    Abwarten, wie es denn heute in Bretten abgehen wird.

  10. -nz- sagt:

    Brot und Spiele!
    Alles schon mal da gewesen – mit unglaublichen Konsequenzen…

  11. -Dagm.Meur./ sagt:

    Unsere Ordnungshüter hüten so nicht die Ordnung!

  12. zurh. sagt:

    Beim Peter und Paul-Fest läuft es doch nicht viel anders ab.

  13. fr. sagt:

    Und sie nutzen ihren Ermessensspielraum zum Einschreiten, falls ein solcher vorgegeben wurde.

  14. Arth. Br. sagt:

    Die Toleranzschwelle scheint bei denen zu hoch zu liegen.

  15. chr.-uh. sagt:

    Die Brettener Polizei will es sicherlich nicht mit den nächtlich jubelnden (ruhestörenden) Fußball-Fans verderben. 🙂

  16. p/T sagt:

    Zu diesem Zeitpunkt stand ein Polizeiauto mit Besatzung gegenüber von Lidl bei dem dortigen Autohaus.

  17. p/T sagt:

    Ohrenbetäubendes Siegesgegröle aus den Autos und nervtötendes Hupkonzert zur Nachtzeit in den Brettener Straßen durfte ich nach einem Deutschland-Spiel – wenn auch nur kurzzeitig -„genießen“.

    Es reichte mir restlos.

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