Eine unheimliche Geschichte

Gerechte Milchpreise
Ein Kommentar von Thomas Langer
Ein Jahr ist es her, da wurde vom Handel der Preis für Milchprodukte deutlich erhöht. Damals, so lautete die offizielle Begründung, soll eine angebliche Rohstoffknappheit auf dem Weltmarkt und eine starke Nachfrage aus Fernost dafür verantwortlich gewesen sein. Ein Jahr später nun streikten die Milchbauern, um einen höheren Erzeugerpreis durchzusetzen. Eines der Druckmittel: Sie lieferten einfach keine Milch mehr an die Molkereien. Mancherorts kam es zu Verknappungen auf dem Milch-Markt.

Das erinnert an die drastischen Preiserhöhungen für Milch und Milchprodukte im letzten Jahr. Aber, oh Überraschung: die Milchindustrie wiegelt ab. Alles „Panikmache“, „Lücken im Kühlregal“ wird es nicht geben, kündigten milchverarbeitende Betriebe und Händler schon zu Beginn der Proteste ab. Soso, es gibt also trotz streikender Bauern genügend Milch am Markt. Plötzlich keine Knappheit auf dem Weltmarkt und keine zu starke Nachfrage aus Fernost mehr? Wenn also genügend Milch da ist, warum dann die Preiserhöhungen im letzten Jahr?

In letzter Zeit sind die Erzeugerpreise von 42 Cent auf 35 Cent im Süden und 27 Cent im Norden Deutschlands gesunken. Hinzu kommen die gestiegenen Energiepreise zur Produktion der Milch, auf denen die Bauern sitzen bleiben. 43 Cent fordern die Bauern deshalb. Sie haben es satt, dass die großen Handelsketten den Preis für ihre Milch bestimmen. Ich habe es satt, mir von irgendwelchen Verbänden Märchen über die Gründe angeblicher Preiserhöhungen anzuhören, wenn auf der anderen Seite andere übervorteilt werden, um den eigenen Profit zu erhöhen.

Die Milchbauern scheinen inzwischen ihr Ziel erreicht zu haben. Einige Discounter haben sich bereit erklärt, einen höheren Milchpreis zu zahlen, der dann aber auch an die Endverbraucher weitergegeben wird – und nur solange der Aufschlag auch tatsächlich bei den Bauern ankommt, ist er auch gerechtfertigt.

Meldung vom Freitag, 6. Juni 2008 © ka-news 2008

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