Protest gegen „Müllofen“ bringt nur einen Teilerfolg

Schärfere Grenzwerte für Verbrennungsanlage von StoraEnso
Ab Mitte 2010 soll der neue Schlot im Werk Maxau dampfen
Von unserem Redaktionsmitglied Kirsten Etzold
Erst grünes Licht für ein neues Kohlekraftwerk des Energieunternehmens Energie Baden-Württemberg (EnBW) im Rheinhafen, jetzt Genehmigung einer neuen Verbrennungsanlage des Papierherstellers StoraEnso in Maxau (die BNN berichteten): Im Karlsruher Westen wird die Luft dicker, wenn die beiden geplanten Riesenöfen am Rhein in Betrieb gehen. Bürgervereine, Bürgerinitiativen und Naturschützer protestieren, der Papierhersteller argumentiert mit Arbeitsplätzen: Die Entscheidung des Regierungspräsidiums (RP) Karlsruhe zugunsten der beantragten Feuerungsanlage trage zur Sicherung des Fabrikationsstandorts bei, so die Reaktion des skandinavischen Unternehmens auf den Genehmigungsbescheid. Im Werk Maxau arbeiten der Firma zufolge rund 720 Beschäftigte plus 30 Auszubildende.
Dem Papierhersteller geht es um Geld: Die neue Verbrennungsanlage werde Entsorgungs- und Energieerzeugungskosten nachhaltig senken. Geht der Ofen wie vom Werk angekündigt im ersten Halbjahr 2010 in Betrieb, darf das Papierwerk in Maxau zum Beispiel Schlämme aus der eigenen Produktion verbrennen. Laut Werk fallen davon in Maxau derzeit jährlich rund 150 000 Tonnen an, zumeist Schlamm aus der Aufbereitung von Altpapier und Abwasser. Seinen Energiebedarf deckt StoraEnso in Maxau laut Antragsunterlagen gegenwärtig zu 90 Prozent mit Erdgas, Rindenfeuerung liefert die restlichen zehn Prozent. Angesichts steigender Gaspreise ist das aus Sicht des Unternehmens ungünstig für die viel Energie erfordernde Papierherstellung. Demnächst darf StoraEnso neben eigenem Schlamm auch sogenannte Ersatzbrennstoffe verfeuern. Auch deshalb wird die Genehmigung des „Müllofens“ kritisiert.

„Wir haben nicht erreicht, dass Plastik und Altholz der Klasse drei als Brennstoffe ausgeschlossen werden“, bilanziert Horst Babenhauserheide von der Bürgerinitiative „Das bessere Müllkonzept“. Immerhin hätten die Gegner aber die Beteiligung am Genehmigungsverfahren erreicht und erkämpft, dass die Grenzwerte halbiert wurden, die das Werk bei Feinstaub einhalten muss. Außerdem sei ein Grenzwert für Ammoniak festgelegt worden und die Anlage werde an eine Fernüberwachung von Emissionsdaten angeschlossen, so Babenhauserheide. Zudem habe das RP den Begriff der zur Verbrennung zugelassenen „qualifizierten Reststoffe“ und der Bioabfallstoffe auf die Kritik hin „relativ scharf gefasst“. Das RP zählte knapp 4 000 Einwendungen.

Die protestierenden Bürger aus Karlsruhe, Eggenstein und Leopoldshafen hatten mehr gewollt. Sie forderten vergeblich, kontinuierlich zu messen, wie viel Fluorverbindungen, Quecksilber und Stickoxide – Vorläufer der häufigen Überschreitungen der Ozongrenzwerte – die neue Anlage ausbläst. Enttäuscht sind sie auch vom Management in Finnland. „Vielleicht weiß die Konzernspitze nichts von der Politik in Karlsruhe“, hofften sie noch im Januar und schrieben deren Chef Jouko Karvinen an. Babenhauserheide: „Dies wurde von der Firma StoraEnso, die sich ein ökologisches Mäntelchen umhängt, einfach ignoriert.“

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