Melkkuh der Nation

GERHARD WINDSCHEID
Wird Autofahren bald zum unbezahlbaren Luxus? Schon in den vergangenen Jahrzehnten wurden die Autofahrer mit schöner Regelmäßigkeit geschröpft. Aber derzeit müssen sie erst richtig bluten: Der Spritpreis hangelt sich von Rekordhoch zu Rekordhoch und sorgt so für ein großes Loch in der persönlichen Haushaltskasse. Die Pendlerpauschale, die einst ein wenig Geld zurück ins Portemonnaie spülte, ist auch nicht mehr das, was sie einmal war. Und jetzt dies: Altfahrzeuge sollen angeblich bei der Kfz-Steuer kräftig zusätzlich belastet werden. Wer einen Wagen der Schadstoffklassen Euro 2 oder Euro 3 fährt, wird nach den Berliner Plänen mit einer „Strafsteuer“ zusätzlich zur Kasse gebeten.
Zwar wiegelt man bei der Bundesregierung ab und verweist auf noch ausstehende Ressortgespräche, aber niemand stellt das Vorhaben grundsätzlich in Frage. Viele Bürger würden sicherlich mit Kusshand einen neuen Wagen kaufen, der alle Umweltkriterien erfüllt. Nur fehlt den meisten schlicht das nötige Geld, um sich ein Auto mit einer Super-Schadstoffklasse anschaffen zu können. Der „alte Hobel“, der zumindest im Falle von Schadstoffklasse 3 in Wirklichkeit gar nicht so alt ist, muss angesichts rapide steigender Lebenshaltungskosten länger halten als geplant. Aber selbst ein Neuwagenkäufer, der sich einen Wagen mit dem modernsten und saubersten Motor anschafft, schaut nach den Berliner Plänen bereits in drei Jahren in die Röhre. Dann muss auch er bei der Kfz-Steuer nachlegen. Das mag verstehen, wer will. Der Verdacht liegt nahe, dass es bei den Steuer-Vorhaben weniger um Umweltschutz geht, als um Mehreinnahmen für das Finanzministerium. Schon in der Vergangenheit dienten die Autofahrer als Melkkuh der Nation. Daran hat sich auch in den Zeiten der Großen Koalition nichts geändert. Die Umstellung der Kfz-Steuer von der Bemessung nach Hubraumgröße auf den CO2-Ausstoß des jeweiligen Fahrzeugs macht das Autofahren garantiert nicht billiger. Da sei der Finanzminister vor.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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9 Antworten zu Melkkuh der Nation

  1. osk. sagt:

    Ein sehr kritischer Kommentar von Herrn Windscheid.

    Echt bemerkenswert, weil er trifft!

  2. ürk- sagt:

    -an-i- (s. vorstehend) muss nicht mehr kommentiert werden!

  3. -an-i- sagt:

    „Viele Bürger würden sicherlich mit Kusshand einen neuen Wagen kaufen, der alle Umweltkriterien erfüllt.“

    Antwort aus
    WEB.DE 20.05.08 gegen 11.00Uhr
    Ergebnis der Umfrage

    Haben Sie weniger Geld in der Tasche?

    Ja mir geht es schlechter 81%
    Mir geht es gut 13%
    Ich merke keine Änderung 6%

    Abgegebene Stimmen: 9747

  4. -el- sagt:

    Bravo – nil.Holg. am 20. Mai, 2008 – endlich der richtige Ansatz, ohne immer größeren Verwaltungsaufwand!
    Die Abzockemaschinerie beim Kraftstoffpreis ist ja bereits installiert.

  5. nil.Holg. sagt:

    Die einzig vernünftige Lösung des Problems:

    ABSCHAFFUNG DER KFZ-STEUER

    und Umlegung auf den Kraftstoffpreis.

  6. fr.-zurh. sagt:

    Hier geht es nur um ein weiteres höheres Abkassieren der Autobesitzer.

  7. ba. sagt:

    Was kann an der Änderung der Kfz-Steuer sozialverträglich werden?

  8. pp sagt:

    Und was tut der ADAC – eine Interessenvertretung der Autofahrer?

    Er bittet um eine sozialverträgliche Lösung.

  9. m/-tt sagt:

    Alles wie gehabt!

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