Der Muttertag

Danke, Mami
Stuttgart – Die Idee für die Feier des Muttertags ist älter, aber die Amerikanerin Ann Jarvis schaffte es, sie durchzusetzen. 1907 wurde der zweite Sonntag im Mai in West Virginia und Philadelphia als allgemeiner Ehrentag für alle Mütter gefeiert. 1908 beteiligten sich bereits 45 US-Staaten. 1912 erhob ihn die Methodistische Kirche zum kirchlichen Feiertag, und 1914 erklärte der amerikanische Kongress den Muttertag zum Staatsfeiertag.
In Deutschland wurde er erstmals 1923 begangen, aber erst 1933 von den Nationalsozialisten offiziell als Festtag auf den zweiten Maisonntag gelegt. In Europa fasste die amerikanische Bewegung zuerst in der Schweiz Fuß: Dort verbreitete die Heilsarmee die Idee des Muttertags, der 1917 erstmals gefeiert wurde. In Norwegen wurde der Muttertag 1918, in Schweden 1919 eingeführt.

Zuvor gab es aber bereits in England eine Jahrhunderte alte Tradition, am dritten Sonntag vor Ostern (Laetare) seine Mutter zu besuchen und beschenken. Heinrich der Dritte (1216-1239) hatte diesen „Mothering Day“ ursprünglich ausgerufen, um der „Mutter Kirche“ zu danken. Das Volk deutete ihn allerdings um und ließ es Tradition werden, dass die erwachsenen Kinder am „Mothering Day“ ihre Mutter besuchten und mit einem „Simmel-Cake“ (Semmelbrösel-Kuchen) ehrten.

Der Mittfastensonntag Laetare war auch in Thüringen allgemeiner Besuchstag mit großzügiger Bewirtung von Verwandten. Ähnliche Traditionen sind aus der Champagne und aus Wallonien bekannt. 1870 schlug die damals einflussreiche Schriftstellerin Julia W. Howe vor, dass amerikanischen Müttern ein offizieller Feiertag gebühre – damals ging es allerdings vor dem Hintergrund des Bürgerkriegs um einen „Mütter-Friedenstag“.

Jarvis griff die Idee eines Ehrentags für Mütter wieder auf. Es wurde Brauch, eine farbige Nelke zu Ehren der lebenden oder eine weiße in Gedenken an die verstorbene Mutter zu tragen. Auch Muttertagskarten setzten sich durch.

In Deutschland gehörte der Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber in den 20er Jahren zu den Verfechtern des Muttertags. Mit der Idealisierung der Mutterschaft als dem „natürlichen“ Beruf der Frau wollten gesellschaftliche Gruppen aber auch der Berufstätigkeit von Frauen und Emanzipationsbestrebungen entgegentreten. „Schon vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten sind in Deutschland deutlich nationalistische Züge im Muttertags-Schrifttum auszumachen“, schreibt der Brockhaus.

1939 wurde am „Tag der deutschen Mutter“ das „Ehrenkreuzes der deutschen Mutter“ verliehen. Später, als die Frauen die Kriegstrümmer weggeräumt hatten, beteiligten sich die Blumenhändler am 1950 gegründeten Müttergenesungswerk von Elly Heuss-Knapp. Sie verkauften in ihren Geschäften die Papierherzchen, und das Müttergenesungswerk warb für den Kauf von Blumen. Alljährlich gab es in der Woche vor dem Muttertag Haus- und Straßensammlungen für Muttererholungseinrichtungen.

AP

07.05.2004 – aktualisiert: 05.09.2007 19:56 Uhr

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2 Antworten zu Der Muttertag

  1. diet.-Schw. sagt:

    Die hausgemachte Brettener Klamotte wurde – wie es auch nicht anders zu erwarten war – zum absoluten Trauerspiel.

  2. -fc- sagt:

    Die Kinder zu bekommen ist eine rein biologische Sache und dient der Erhaltung der Menschheit. Wie man Müttern aber so richtig schwer machen kann diese Aufgabe zu erfüllen, steht auf einem anderen Blatt. Deshalb sollen bitte diejenigen, die solche Rahmenbedingungen erst geschaffen haben, dafür gerade stehen und die Fakten ändern.
    Mit einem (Ehren-)Muttertag ist das nicht getan. Und mit mit einer Schmierenkommödie a lá 2008 schon gar nicht.

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