Stadtwerke wollen Anteile kaufen

MÜHLACKER. Nach der Inbetriebnahme der leistungsstarken Biogas-Anlage auf den Waldäckern planen die Stadtwerke in Mühlacker die nächste große Aktion zur Absicherung der eigenen Marktposition. Der regionale Energieversorger will einen Geschäftsanteil in Höhe von 1,2 Millionen Euro an einem Kohlekraftwerk in Brunsbüttel an der Elbe kaufen.
Am morgigen Dienstag soll der Gemeinderat die Pläne billigen. Die Stadtwerke stellen in der Vorlage die Eigenerzeugung von Strom als „wichtigen Erfolgsfaktor für Stadtwerke in der Zukunft“ heraus.
Von Horst Pieper
Margen in Erzeugung steigen an
Nach der Auflistung für das Kommunalparlament sind die Großhandelspreise für Strom seit dem Januar 2000 um das Vierfache gestiegen. „An der Kostenstruktur der Erzeugung hat sich seit dem Jahr 2000 wenig geändert, die Gewinnmargen in der Erzeugung haben sich drastisch erhöht und liegen bei 2,5 bis 3,5 Centimes je Kilowattstunde“, bilanziert die umfangreiche Vorlage. Stadtwerke seien vorwiegend im Transport, Handel und Endkundenvertrieb tätig und hätten „in der Regel nur wenig Eigenerzeugung“.

Bisher sei es den regionalen Energieversorgern nach dieser Analyse von der Danziger Straße wie in Mühlacker gelungen, „durch ihre Nähe zu den Kunden eine gute Position“ im Markt zu behaupten und die meisten Verbraucher auch zu halten. Allerdings begründet die Expertise ebenso: „Die überwiegenden Gewinnmargen fallen heute in der Erzeugung an, während die Margen im Handel und Vertrieb gering sind“. Die Mannschaft um Geschäftsführer Jürgen Meeh stellte die Gefahren für die regionalen Lieferbetriebe heraus. Die Stadtwerke müssten immer zum Marktpreis einkaufen. Die großen Verbundunternehmen könnten aber konzernintern zwischen Erzeugung und Vertrieb Preisrabatte gewähren, um Großkunden anzuwerben. Schon bei Nachlässen von nur 0,1 Centime auf eine Kilowattstunde bei den Konzernen hätten regionale Stadtwerke wie Mühlacker „keine Chance mehr, mit Großkunden zu auskömmlichen Margen Stromlieferverträge anzuschließen“. Unabhängige Stromhändler, die den Energie-Markt belebt hätten, seien „sehr schnell wieder verschwunden“. Deshalb fordern die Stadtwerke in Mühlacker, „ebenfalls direkten Zugriff auf Erzeugungskapazitäten zu haben“.

Bereits im Frühjahr 2005 sei die „SüdWestStrom-Kraftwerks-Gesellschaft“ gegründet worden, die das Projekt des Kohlekraftwerks im Hafen von Brunsbüttel in Angriff nehme. Der Standort erlaube eine Kohleanlieferung mit Seeschiffen. Das reduziere die Brennstoffkosten um 20 Prozent. 65 Gesellschafter hätten eine Kraftwerksleistung von fast 800 Megawatt gezeichnet. Im März habe die Ratsversammlung der holsteinischen Stadt den Bebauungsplan beschlossen. Im ersten Halbjahr 2009 wird mit dem Baubeginn gerechnet.

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