Ansturm auf Privatschulen

MÜHLACKER/MAULBRONN. Die Privatschulen im östlichen Enzkreis erleben einen Ansturm wie nie zuvor. Die kleinen Klassen und die feste Gemeinschaft sind für viele Eltern mittlerweile besonders attraktiv geworden.
Von Horst Pieper
Das Evangelische Seminar in Maulbronn hat mehr als 70 Anmeldungen für 25 Plätze erhalten. Ende Juni sollen Prüfungen über die Aufnahme entscheiden. Das kündigte Ephorus Tobias Küenzlen an. Er sprach gestern von einem „Jahr des Jahrhunderts“ für Maulbronn: Die neuen Seminaristen könnten als erste im Jahr 2012 in Maulbronn das Abitur ablegen.

Die evangelische Blumhardt-Schule in Lomersheim musste vielen Eltern eine Absage erteilen, die ihre Kinder vor allem auf den Realschulzweig der Bekenntnis-Schule schicken wollten. „Wir haben räumlich nicht mehr Platz zur Verfügung“, meinte Schulleiter Reinhold Wurster zur PZ.
Ähnlich sieht es an der Freien Schule in Diefenbach aus. „Unsere fünfte Klasse ist durch die Abgänger aus der Vierten mit Beginn des neuen Schuljahrs schon vorhanden“, sagte gestern der Leiter der Realschule Diefenbach, Michael Klatt, zur PZ. Auch er hatte mehreren Dutzend Eltern in den vergangenen Wochen eine Absage übersenden müssen.

Die kleinen Klassengrößen mit 20 bis 25 Schülern, der erheblich geringere Anteil von Migrantenkindern und die feste Schulgemeinschaft sind nach Meinung der Schulleiter die wichtigsten Kriterien, die diese Privat- und Internatsschulen so attraktiv machen. „Wir haben 1997 mit 32 Schülern in Pinache angefangen. Heute zählt die Schule 350 Kinder und Jugendliche“, berichtete Schulleiter Wurster. Die Freie Schule in Diefenbach hatte 1984 mit dem Unterricht von nur fünf Realschülern begonnen, heute umfasst die anthroposophische Einrichtung 280 Schüler. „Unsere Lehrer erhalten nur etwa 70 Prozent des Gehaltes eines beamteten Pädagogen“, schilderte Klatt die Begeisterung seines Kollegiums. Der Monatsbeitrag einer Familie für das erste Kind würde bei 245 Euro liegen. Für zwei Kinder müssten 315 Euro zusammen monatlich gezahlt werden.

Bis zu 60 Prozent der Betriebskosten wie in Diefenbach werden vom Land an die Privatschulen überwiesen. In Lomersheim liegt laut Schulleitung die Quote bei 55 Prozent. Dort müssten die Eltern je Kind einen Monatsbeitrag von je 134 Euro überweisen. Zusätzlich habe ein Elternpaar vom Reinigungsdienst bis zum Verkauf des Mittagessens etwa 40 Arbeitsstunden pro Jahr für die Schule zu leisten. Die Klassengröße liege in der Grund-, Haupt- und Realschule bei 20 Kindern. Wegen des Andrangs will die Blumhardt-Schule das Gebäude im Sommer erneut erweitern. Der Leiter des Amtes für Bildung und Kultur, Richard Cassutti, sagte aber, nur drei Prozent der Schüler in Mühlacker würden eine Privatschule besuchen.

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