Wertstofftonne soll es künftig kostenfrei geben

Streit um „Blaue Tonne“: Kreis möchte Altpapiersammlung nicht einfach Privatunternehmen überlassen
Erlös aus Altpapier lag im Vorjahr bei 1,3 Millionen Euro
Von unserem Redaktionsmitglied Michael Rudolphi
Kreis Karlsruhe. Der Landkreis Karlsruhe geht in die Offensive: Nach der Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg, dass die gewerbliche Sammlung von Altpapier durch Privatunternehmen zulässig ist, arbeitet die Kreisverwaltung an einer Strategie, um die ungeliebte Konkurrenz durch die „Blaue Tonne“ möglichst gering zu halten. Das Landratsamt sieht das privatwirtschaftliche Angebot der Altpapiersammlung mit der „Blauen Tonne“ mit großer Skepsis, weil es Auswirkungen auf das bisherige System der Wertstofftonne habe.
Im Streit zwischen privater und öffentlicher Entsorgung geht es nicht zuletzt ums Geld. Die Vermarktung des eingesammelten Altpapiers ist ein lukratives Geschäft. Nach Angaben von Uwe Bartl, dem Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebs des Landkreises, waren es im Vorjahr rund 24 000 Tonnen Papier, die einen Erlös von etwa 1,3 Millionen Euro erzielten. Diese Einnahmen möchte sich der Landkreis nicht entgehen lassen oder sie einfach dem Unternehmen Kühl überlassen. Inzwischen wittern auch andere Firmen ihre Chance: Bartl zufolge stehen mehrere Entsorgungsfirmen Gewehr bei Fuß, die dem Aufstellen der „Blauen Tonne“ durch den Karlsruher Betrieb nicht tatenlos zusehen wollen.

Die Haltung der Kreisverwaltung ist klar: Sie möchte gegenüber der privaten Konkurrenz ihre Wertstofftonne stärken und künftig intensiv für sie werben. „Wir werden dem Kreistag empfehlen, die Wertstofftonne ab dem Jahr 2009 ohne zusätzliche Gebühr anzubieten“, kündigt Bartl einen Vorstoß des Abfallwirtschaftsbetriebs an. Außerdem hat er noch ein zusätzliches „Bonbon“ parat: So soll es für Bürger, die mit dem Behältervolumen einer Wertstofftonne nicht auskommen, eine weitere kostenlose Tonne geben. Bisher ist das nur gegen eine zusätzliche Gebühr möglich.

„Wir haben eine Alternative zur ’Blauen Tonne’“, bringt Bartl die Marschroute der Kreisverwaltung auf den Punkt. Die Vorteile der Wertstofftonne liegen für ihn auf der Hand: So trägt sie dazu bei, mit den Erlösen aus dem Verkauf des Altpapiers die Gebühren bei der Abfallentsorgung insgesamt zu senken. Zudem dürfen die Nutzer in ihr neben Papier auch andere Wertstoffe wie Metall oder Kunststoff entsorgen. „Sie spart Platz, weil nicht noch weitere Tonnen aufgestellt werden müssen“, betont Bartl. Ein weiterer Pluspunkt ist für ihn, dass es sie flächendeckend im gesamten Landkreis gibt und sie dauerhaft und zuverlässig abgeholt wird. „Wir haben eine Entsorgungspflicht – unabhängig davon, ob die Preise für Altpapier hoch sind oder nicht“, versichert Bartl.

Der Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebs setzt darauf, dass die rund 130 000 Wertstofftonnen im Landkreis auf Dauer Bestand haben. Zum Vergleich: Bislang sind nach Auskunft Bartls etwa 2 000 „Blaue Tonnen“ aufgestellt. Auf lange Sicht hofft er auf eine Änderung des entsprechenden Bundesgesetzes mit dem Ziel, das strittige öffentliche Interesse bei der Abfallentsorgung neu zu definieren. „Es kann nicht sein, dass die Rosinenpickerei der privaten Unternehmen auch noch öffentlich sanktioniert wird“, meint Bartl.

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3 Antworten zu Wertstofftonne soll es künftig kostenfrei geben

  1. K-DV sagt:

    Im Altpapier scheint doch Profit zu liegen.

  2. i sagt:

    Was es alles geben soll!
    Und das dank der Blauen Tonne!

  3. -an-i- sagt:

    Ich versteigere meine Wertstoffe!
    Bitte um Angebote!

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