Kohle

Die Sache scheint gelaufen. Wie nicht anders zu erwarten war, folgt das Regierungspräsidium seiner eigentlichen Entscheidung vorauseilend dem kurzfristigen Begehr des Konzerns. EnBW darf mit dem Bau des Kohlekraftwerks jetzt loslegen, damit es wunschgemäß bis 2012 damit fertig ist. Schließlich geht es bei dieser Frist wegen Veränderungen im Handel mit Emissionszertifikaten schlicht um „Kohle“. Ein späterer Baubeginn würde sich für EnBW eben nicht mehr so rechnen. Da will die badische Behörde am Konzernstandort Karlsruhe kein Spielverderber sein, zumal man wohl ohnehin nach einigen Prüfungen und Nachbesserungen bald endgültig grünes Licht gibt.
Ironie dieser Karlsruher Geschichte: Angesichts des von niemandem mehr ernsthaft bestrittenen Klimawandels und der Rolle des Kohlendioxids dabei, hat sich auch die Karlsruher Stadtpolitik dem globalen Klimaschutz verschrieben. Da wird jedes Schülerprojekt beklatscht und jede neue Solarzelle bejubelt. Wenn es aber bei der „Kohle“ ernst wird, zeigt die Mehrheit im Gemeinderat die ihr eigene Vernunft im Nachgeben gegenüber dem Sachzwang. In globaler Verantwortung würde man jede Resolution gegen Kohlekraftwerke in China oder Indien unterzeichnen. Doch vor der eigenen Haustür sieht die Welt anders aus. Da mag ein Liberaler selbst der evangelischen Kirche das Wort verbieten.
Und warum erlangt EnBW den vorzeitigen Baubeginn? Damit der Konzern mit dem Karlsruher Block gerade nicht den kommenden Auflagen des Emissionshandels unterliegt. Kaum erwähnenswert, dass die Politik ja gerade mit ihnen die CO2-Emissionen verringern und den Klimaschutz voranbringen will. Rupert Hustede

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6 Antworten zu Kohle

  1. F. M. sagt:

    Die Versorger können beispielsweise jederzeit Kühlhäuser, Druckluftanlagen und andere speicherbare oder in der Nutzung zeitlich verschiebbare Anlagen mit anderen Verbrauchern so koordinieren, dass sie nicht gleichzeitig und zu Verbrauchsspitzenzeiten anspringen.

  2. si/z sagt:

    Fragen Sie deswegen mal beispielsweise bei EnBW in Karlsruhe oder bei den Stadtwerken Bretten an.

  3. D/F sagt:

    u/-d mit seinem Kommentar liegt richtig.

    Allein die Verlagerung von Verbrauchsspitzen in Zeiten geringeren Bedarfs – was Leistung einspart – stößt bei den Versorgern auf erheblichen Widerstand, weil sie Industrie- und Gewerbekunden für ihre maximal abgenommene Leistung zur Kasse bitten.

  4. u/-d sagt:

    Im betrieblichen Umweltmanagement jedenfalls -ein öffentliches Umweltmanagement ist mir nicht bekannt – hat es sich erwiesen, dass immer noch ein großes Potenzial wirtschaftlich sinnvoller Energieeinsparungen nicht realisiert wird.

  5. ak sagt:

    Der Beitrag betrachtet natürlich das Angebot der EnBW = „Schließlich geht es schlicht um „Kohle“.
    Die Nachfrageseite wird weniger betrachtet. Doch Energiesparen ist billiger, als neuen Strom zu produzieren.

  6. Els. sagt:

    Ein bemerkenswerter Beitrag von Herrn Rupert Hustede.
    Liest man nicht jeden Tag!

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