Krach kann teuer werden

Stadt Mühlacker muss sich mit einer neuen EU-Richtlinie gegen Lärm befassen.
Mühlacker – Während noch über die Details der Feinstaubverordnung diskutiert wird, muss sich die Stadt Mühlacker bereits mit der neuen EU-Richtlinie gegen den Lärm beschäftigen. Schon im Frühjahr soll mit den Bürgern über die Brennpunkte diskutiert werden, kündigt Bürgermeister Winfried Abicht gegenüber unserer Zeitung an.
VON MAIK DISSELHOFF
Das Landesamt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) hat aktuelle Zahlen zu der Lärmbelastung in den Kommunen des Landes vorgelegt. „Wir sind momentan auf der Suche nach einem geeigneten Fachbüro, das die Daten für die Stadt auswertet und aufbereitet“, erläutert Abicht. Die Experten sollen außerdem die im Frühjahr geplanten öffentlichen Veranstaltungen mit begleiten. „Ich brauche jemanden, der den Bürgern das Ganze genau erklären kann.“

Obwohl noch viele Fragen offen seien, sei die Lärmkartierung „ein erster, vernünftiger Ansatz“, ordnet Abicht die Datensammlung des Landes ein. Der Bürgermeister weist aber auch darauf hin, dass bereits der erste Schritt – die Analyse der Zahlen und der Gedankenaustausch mit den Bürgern – „viel Geld verschlingen wird“. Für diese Anfangsphase habe die Stadt bislang 25000 Euro im Haushalt eingeplant. „Wir hoffen, dass das reicht.“

Bis dato sind nur einige der Brennpunkte bekannt. Zu den problematischen Bereichen, was den Lärmpegel betrifft, gehören demnach die Ortsdurchfahrt/Kieselbronner Straße in Enzberg und die B10 aus Richtung Pforzheim beziehungsweise die Pforzheimer Straße. Kurios: Die Stuttgarter Straße, also das restliche Teilstück der B10 durch Mühlacker, taucht zunächst nicht in dem Lärmgutachten auf. Abicht: „Es gibt noch einige Ungereimtheiten.“ Genau diese müssten die Fachleute aufarbeiten, die die Stadt derzeit noch sucht.

Die Messstelle des Landes setze für eine Aufnahme in die Lärmkarte eine bestimmte Anzahl an Fahrzeugen voraus, bevor sie mit Hilfe eines komplizierten Computermodells eine Schallberechnung erstelle, beschreibt Abicht das Prozedere.

Auch die Bahnstrecken sind Lärmquellen. Doch liegen hier ebenfalls noch keine Werte für Mühlacker vor. Das Land habe aber bereits angedeutet, dass der Krach an der Strecke vom Bahnhof aus in Richtung Illingen – dort, wo besonders viele Gleise liegen – als erhöht einzuschätzen sei.

Spannend sei jedoch vor allem die Frage, was letztlich mit den Zahlen anzufangen sei. Wenn es nach der Diskussion um konkrete Verbesserungen wie den Einbau von so genanntem Flüsterasphalt gehe, könne eine Umsetzung der Vorgaben schnell sehr teuer werden. Es sei prinzipiell zwar gut, dass die Kommunen, welche die Verhältnisse vor Ort kennen, selbst zuständig seien, allerdings „stehen wir womöglich im Regen, was das Geld betrifft“. Welche Zuschüsse und Programme es vom Land und vom Bund gebe, sei noch völlig offen. Und dies, obwohl die Landesstraßen und die Bundesstraßen, was den Straßenverkehr betrifft, zu den Hauptlärmquellen auf der Mühlacker Gemarkung gehörten.

Ob die Fahrzeughalter irgendwann zusätzlich zu der Feinstaubplakette noch eine offizielle Lizenz zum Lärmen brauchen? Das sei natürlich alles noch offen, sagt Abicht, fügt aber hinzu, dass eine solche Lärmplakette durchaus vorstellbar sei.

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2 Antworten zu Krach kann teuer werden

  1. Rich.S. sagt:

    Gerade wie in der tiefsten Provinz!

  2. mm sagt:

    auch Bretten muß einen Lärmaktionsplan aufstellen, siehe hier. Aber kein Ton darüber aus dem Rathaus in Bretten, von Bürgerbeteiligung schon gar nicht. Aber wenn es die Stadt nichts kostet, dann wird „gekämpft“ für Lärmschutz!

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