Gut auf dem Papier

Es wäre eine Schande, wenn Schüler in einer Ganztagseinrichtung nicht am obligatorischen Mittagessen teilnehmen könnten, nur weil ihre Eltern das Geld dafür nicht aufbringen. Das Land sieht sich hier nicht in der Pflicht – und glücklicherweise gehen die Städte und Gemeinden das Problem eher undogmatisch an. Es sind überschaubare Summen, die aufzuwenden sind, um die nicht allzu große Riege der Betroffenen zu alimentieren. Aber auch an diesem Sachverhalt wird deutlich, dass bei den schulischen Zuständigkeiten zwischen Land und Kommunen immer noch nicht alles klar ist.
Der politische Leitgedanke, wonach Kindergärten Aufgabe für die Gemeinden, Schulen aber für das Land sind, liest sich auf dem Papier gut. Im Alltag sieht es schlecht aus. Beispiel Schulsozialarbeiter: Allgemein als notwendig erkannt, müssen Städte und der Kreis nun sogar um die bescheidene Unterstützung des Landes kämpfen. Beispiel Ganztagsschule: Sie ist politisch ein Kind des Landes – die dauerhafte Finanzierung des dafür erforderlichen Aufwands ist offensichtlich bei den Kommunen gelandet. Noch bewältigen diese die ihnen zugewachsenen Aufgaben, aber dies geschieht wohl eher notgedrungen: Den Letzten beißen die Hunde.
Wenn das Land den schulischen Ganztagsbetrieb will, muss es ihn auch bezahlen. Solange aber diese Form nicht als Regelschule ausgewiesen ist, werden die Diskussionen über den, der eine Leistung bezahlt, anhalten. Im Moment schleicht man sich so durch. Beweis: das Jugendbegleiter-Programm. Gut gemeint im Ansatz, aber auch nur ein Vehikel, um den realen Ganztagsbetrieb aufrechtzuerhalten. Die solide Finanzierung eines politischen Wunsches sieht anders aus. Matthias Kuld

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Eine Antwort zu Gut auf dem Papier

  1. -an-i- sagt:

    „Es wäre eine Schande, wenn Schüler in einer Ganztagseinrichtung nicht am obligatorischen Mittagessen teilnehmen könnten, nur weil ihre Eltern das Geld dafür nicht aufbringen. Das Land sieht sich hier nicht in der Pflicht…“

    Dass ausgerechnet die christlich orientierte Partei ihren Mitmenschen die Mitmenschlichkeit verweigert ist nicht nachvollziehbar.
    Nicht nur, dass sie nicht fähig oder willens ist, die Rahmenbedingungen bzw. die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass solche Situationen gar nicht auftreten können, nein sie verweigert sich bei der Versorgung der Urbedürfniße ihrer Mitmenschen. Das Essen und Trinken sind nun mal die Grundvoraussetzungen für das Überleben. Selbst die unschuldigen Kinder werden davon nicht verschont.

    Andererseits ist aber eben dieselbe Mehrheit des Landtages im Stande sei 1999 Steuergelder für ein nicht funktionierendes System in den Sand zu setzen.
    Zitat aus: Deutlicher geht es nicht mehr v. 02.April 2007

    „220 Millionen Euro Projektkosten für die Einführung der NSI sind laut Rechnungshof versenkt, ohne dass die Einführung betriebswirtschaftlicher Instrumente in der Landesverwaltung auch nur einen Cent eingespart hätte. Im Gegenteil. Noch nicht einmal die laufenden Kosten der Mittelverwaltung von etwa 30 Millionen Euro im Jahr werden erwirtschaftet. Obendrein würden die Daten, die aus der Kosten und Leistungsrechnung gewonnen würden, kaum für eine bessere Steuerung der Verwaltung genutzt.“

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