Rettung für ein bankrottes Altenheim

Diakonie greift in Notkasse
BRETTEN. Das Diakonische Werk Baden will ein Frühwarnsystem entwickeln, um Altenheime vor drohender Insolvenz zu bewahren. Das Aus für ein Heim in Bretten konnte jedoch nur mit einer Geldspritze von einer Million Euro verhindert werden.
Von Wieland Schmid
Rund 50 Bewohner und 47 Mitarbeiter des evangelischen Alten- und Pflegeheims Bretten (Kreis Karlsruhe) haben gestern erst einmal aufgeatmet. Zwei Monate, nachdem der Diakonieverein Bretten den Insolvenzantrag für das 26 Jahre alte Heim gestellt hatte, hat das Diakonische Werk Baden den drohenden Bankrott der Einrichtung mit der Überweisung von einer Million Euro abgewendet.

„Das ist ein ungewöhnlicher Vorgang, aber die Diakonie muss ein verlässlicher Partner sein“, begründete Oberkirchenrat Johannes Stockmeier die Übergabe eines symbolischen Schecks. „Jetzt muss niemand mehr Angst haben, dass er auf der Straße steht.“ Der Vorstandsvorsitzende des kirchlichen Sozialwerks, das im badischen Landesteil 85 Einrichtungen der Altenpflege mit 7500 Bewohnern und 5500 Beschäftigten betreibt, kündigte gleichzeitig den Aufbau eines Frühwarnsystems für finanziell notleidende Heime an. „Die wirtschaftliche Schieflage in Bretten ist nicht vom Himmel gefallen“, sagte Stockmeier. Diakonische Einrichtungen sollten sich deshalb künftig schon zu Beginn einer wirtschaftlichen Krise vom Landesverband beraten lassen.

Im Fall des insolventen Brettener Heims äußerte Stockmeier die „begründete Hoffnung“, dass in den nächsten Monaten ein kompetenter neuer Träger gefunden werde. Die Millionenüberweisung aus dem vier Millionen Euro umfassenden Notfonds der Diakonie soll nur vorläufig die Liquiditätsprobleme bis zur Übergabe des Heims an einen finanzkräftigen neuen Betreiber beseitigen.

„Wir haben Fehler gemacht“, begründete Pfarrer Dietrich Becker-Hinrichs vom Diakonieverein Bretten den Insolvenzantrag im November. „Das Haus hatte keinen guten Ruf mehr.“ Früher sei das Heim mit seinen 85 Betten immer voll gewesen. „Aber plötzlich kamen nicht mehr genügend neue Bewohner nach.“ Während das katholische Altenheim in Bretten eine Warteliste führen muss, beklagen Einheimische bei der evangelischen Konkurrenz eine „unpersönliche Atmosphäre“ und Mängel in der Pflege. Bauliche Veränderungen sind am Geldmangel gescheitert. Darüber hinaus weisen die bisher Verantwortlichen darauf hin, dass es im Kreis Karlsruhe ein Überangebot an Alten- und Pflegeplätzen gebe. Nach Ansicht von Becker-Hinrichs sind zumindest in dieser Region „die Zeiten vorbei, in denen ein kleiner Diakonieverein erfolgreich ein Altenheim betreiben kann“.

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