Mobilität: Berufsverkehr erst an zweiter Stelle nach Freizeitverkehr

Brenner: Mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen pendelt zur Arbeit aus der Wohngemeinde aus – Neue Pendlerrechnung vorgestellt
Nach den Ergebnissen der neuen Pendlerrechnung des Statistischen Landesamtes ist die Mobilität der Erwerbstätigen in Baden-Württemberg hoch, denn die Arbeitsplätze sind im Land räumlich deutlich stärker konzentriert als die Wohnorte der Erwerbstätigen. Dies sagte Dr. Carmina Brenner, die Präsidentin des Statistischen Landesamtes, heute vor der Presse. So seien 942 Gemeinden im Land per Saldo reine Auspendlergemeinden. Die Pendlerrechnung legt das Statistische Landesamt nach 2003 zum zweiten Mal für alle Städte und Gemeinden des Landes vor.

Dabei ist der Berufsverkehr nach dem Freizeitverkehr erst der zweitwichtigste Verkehrszweck im Personenverkehr. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) errechnete, dass fast ein Fünftel der rund 1 161 Milliarden Personenkilometer, die in Deutschland 2004 zurückgelegt wurden, auf das Konto der täglichen Wege von und zur Arbeit gingen. Dagegen werden im Freizeitverkehr, dazu gehören Besuche von Freunden oder von Veranstaltungen ebenso wie Wochenendausflüge, über ein Drittel (35 Prozent) der Personenkilometer zurückgelegt. »Diese Darstellung des Verkehrsaufkommens«, so Brenner, »treffe in seiner Gesamtaussage auch auf Baden-Württemberg zu und ergänze die Pendlerrechung.«
Wer in der gleichen Gemeinde wohnt und arbeitet, geht eher zu Fuß oder fährt mit dem Fahrrad

Nach Angaben des Statistischen Landesamtes auf der Basis des Mikrozensus 2004 haben Erwerbstätige, die in der gleichen Gemeinde wohnen und arbeiten, meist einen deutlich kürzeren Arbeitsweg als Pendler über Gemeindegrenzen und fahren auch seltener mit dem Auto. Rund 90 Prozent dieser Personengruppe, aber nur 26 Prozent der Pendler über Gemeindegrenzen gaben an, auf dem Weg zur Arbeit weniger als 10 km zurückzulegen. Knapp die Hälfte der Erwerbstätigen, die in der gleichen Gemeinde wohnen und arbeiten, aber 85 Prozent der Pendler zwischen den Gemeinden des Landes fahren mit dem Auto (incl. motorisierte Zweiräder) zur Arbeit. Deutliche Unterschiede sind auch bei den umweltfreundlichsten Fortbewegungsarten zu beobachten: Rund 39 Prozent der Erwerbstätigen, die in der gleichen Gemeinde wohnen und arbeiten, legten den Weg zur Arbeit überwiegend zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück. Von den Berufspendlern über Gemeindegrenzen waren es im Landesdurchschnitt nur 2 Prozent. Die Stadt-Umland-Wanderung der Bevölkerung und die Verlagerung von Arbeitsplätzen aus den Ballungszentren in die sogenannten Speckgürtel der Städte haben allerdings gerade die Zahl der Pendler über Gemeindegrenzen in den letzten Jahrzehnten ansteigen lassen. So pendelten im Jahr 1987 laut Volkszählung 42 von 100 Erwerbstätigen zur Arbeit aus ihrer Wohngemeinde aus. Für das Jahr 2005 weist die aktuelle Berufspendlerrechnung dagegen gut 55 von 100 Erwerbstätigen aus, die auf dem Weg zur Arbeit mindestes eine Gemeindegrenze überschreiten.
Je kleiner die Gemeinde, desto höher die Pendelwahrscheinlichkeit

Neben der Qualität des Arbeitsplatzangebotes beeinflusst auch die Größe einer Stadt die Wahrscheinlichkeit, dort neben einer Wohnung einen passenden Arbeitsplatz zu finden. Der Anteil der Erwerbstätigen, die in der gleichen Gemeinde wohnen und arbeiten, liegt in allen baden-württembergischen Großstädten deutlich über dem Landesdurchschnitt von rund 45 Prozent. Im Ranking der 1110 Gemeinden des Landes nach dem Anteil Erwerbstätigen, die am Wohnort arbeiten, finden sich auf den Plätzen 2, 3, 4 und 7 die Großstädte Freiburg (78 Prozent), Karlsruhe (75 Prozent), Stuttgart (74 Prozent) und Mannheim (73 Prozent). Auch in einigen Städten des Ländlichen Raumes finden besonders viele Erwerbstätige ihren Arbeitsplatz am Wohnort: Tuttlingen (74 Prozent), Albstadt (72 Prozent), Villingen-Schwenningen (72 Prozent) und Furtwangen (71 Prozent) belegen die Plätze 6, 8, 9 und 10 im Ranking. Den höchsten Anteil von Erwerbstätigen, die in der gleichen Gemeinde wohnen und arbeiten weist mit 82 Prozent Konstanz auf. Allerdings ist die Aussagekraft dieses Wertes eingeschränkt: Erwerbstätige, die in Konstanz wohnen und zur Arbeit in die Schweiz auspendeln, sind in der Pendlerrechnung mangels Datengrundlage nicht erfasst. 80 Prozent aller Erwerbstätigen in Baden-Württemberg haben einen Arbeitsweg unter 20 Kilometern

Die Daten der Berufspendlerrechnung zu Wohn- und Arbeitsortgemeinde der Erwerbstätigen in Kombination mit den Luftlinienentfernungen zwischen den Gemeinden erlauben eine grobe Schätzung der Länge der Arbeitswege, die die Erwerbstätigen in Baden-Württemberg täglich zurücklegen. Danach liegen für vier Fünftel aller Erwerbstätigen Wohn- und Arbeitsort weniger als 14 Kilometer (km) Luftlinie voneinander entfernt, was in etwa einer Weglänge von 20 km entspricht. Die durchschnittliche Entfernung zwischen Wohn- und Arbeitsort, die ein Tagespendler auf dem Hin- und Rückweg überwindet, liegt bei 10,3 km Luftlinie. Für Erwerbstätige mit Wohnsitz im ländlichen Raum ist der durchschnittliche Arbeitsweg nur wenig länger als für Erwerbstätige, die in den großen Ballungsräumen leben. Die durchschnittliche Luftlinienfernung zwischen Wohn- und Arbeitsort beträgt in den Ballungsräumen 10,1 km, in den Speckgürteln um die Verdichtungsräume 10,4 km, in den stärker verstädterten Zonen 10 km und im übrigen ländlichen Raum 10,6 km.

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