Leserbrief : Vorwurf nicht nachvollziehbar

Zu „Prävention meint in Wirklichkeit Kostenersparnis“ vom 21. November
Im Leserbrief des Herrn Nagel wird mit Bezug auf Äußerungen des Landrates Dr. Schnaudigel im Landratsamt der präventionsorientierte Ansatz des Jugendamtes als reine Kostensparmaßnahme kritisiert. Die Arbeit in den Kinder- und Jugendheimen würde nicht in der gebotenen Weise wertgeschätzt.
Die Vorwürfe gehen an der Wirklichkeit der Jugendhilfe im Kreis vorbei. Mit dem Autor gehe ich einig darin, dass präventive und familienerhaltende Maßnahmen unverzichtbar sind. Junge Menschen sind in ihrer Entwicklung so frühzeitig zu fördern, dass weitergehende Fehlentwicklungen mit der Gefahr irreparabler Schädigungen vermieden werden können. Nach Angaben des Sozialberichtes 2006 des Landkreises wurden die Fall- und Kostenausgaben im Bereich dieser familienerhaltenden Hilfen in den letzten Jahren nicht etwa reduziert, sondern verdreifacht. Auch andere Maßnahmen der Jugendhilfe, wie der kostenträchtige Ausbau der Schulsozialarbeit, die Verbesserung der Kinderbetreuungsangebote, Maßnahmen im Bereich des Überganges Schule/Beruf, zielen auf verbesserte Hilfestellungen im Interesse der Betroffenen selbst ab. Dadurch konnte die Zahl der Hilfen in Heimen, um zirka 17 Prozent reduziert werden.

Die Jugendhilfe im Landkreis Karlsruhe bekennt sich eindeutig zum individuellen Rechtsanspruch auf eine notwendige und geeignete Hilfe. In Einzelfallentscheidungen sind die mit dem Kind befassten Schulen oder Kindergärten, Therapeuten und andere Personen im Umfeld einer Familie einbezogen. Dass im Landkreis häufig billige, aber untaugliche Mittel „kostspieligeren“ Maßnahmen vorgeschaltet würden, ist nicht nachvollziehbar.
Das Jugendamt arbeitet mit allen Einrichtungen in Stadt und Landkreis zusammen und auch diese Träger sehen die Notwendigkeit im Vorfeld drohender Heimunterbringungen in geeigneten Fällen Familienhilfen anzubieten. Folgerichtig haben die Vertreter der Einrichtungsträger dem Handlungsplan 2015 des Jugendamtes mit dem präventionsorientierten Ansatz in den Kreisgremien zugestimmt.

Der Ausbau der präventiven Leistungen in der Jugendhilfe ist eine richtige fachliche Strategie ohne wirkliche Alternative. Im Jugendamt werden keine Hilfen verweigert oder verzögert, aber es wird alles fachlich Vertretbare getan, um familiäre Problemkonstellationen, die eine Heimunterbringung eines Kindes zwingend erfordern, gar nicht erst entstehen zu lassen. Die Hilfen in Heimen werden dadurch sicher nicht überflüssig aber zu Recht kann die Jugendhilfe stolz darauf sein, wenn ein richtiger fachlicher Hilfeansatz auch eine Reduzierung des Mitteleinsatzes zur Folge hat.

Uli Roß Sozialpolitischer Sprecher der CDU-Kreistagsfraktion Wiesenstraße 13 Waghäusel

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Sonstiges abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu Leserbrief : Vorwurf nicht nachvollziehbar

  1. pet. my. sagt:

    Ihm muss daher Respekt gezollt werden.

  2. fr.-zurh. sagt:

    Als Sozialpolitischer Sprecher der CDU-Kreistagsfraktion hat sich Uli Roß auf die argumentative Seite des Landrats geschlagen.
    Was doch ziemlich naheliegend erscheint!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert