Budenzauber weicht dem Eislauf-Vergnügen

Weihnachtsmarkt wird in die Fußgängerzone verlegt
Stadt Bretten betreibt die Schlittschuhbahn in Eigenregie
Von unserem Redaktionsmitglied Thilo Kampf
Bretten. Wenn der Brettener Weihnachtsmarkt am Nikolaustag (6. Dezember) seine Pforten öffnet, wird sich das vertraute Bild am Marktplatz völlig verändert haben: Wo jahrelang die Holzbuden, der Christbaum und das Kinderkarussell standen, werden Schlittschuhläufer ihre Runden drehen. Die Buden werden in der Fußgängerzone zwischen dem Hotel „Krone“ und dem BNN-Gebäude am Gottesackertor aufgestellt, die Bühne wird am Hundlesbrunnen, das Karussell vor der Volksbank stehen.
Am Marktplatz aber heißt es Eislauf-Vergnügen pur: Die Stadt pachtete eine gut 280 Quadratmeter große Eislauffläche.
„Die sollte zuerst auf dem Löwenhof stehen, aber da war der Platz zu klein“, erklärt Frank Bohmüller, Chef des Amtes für Wirtschaftsförderung. Unterhalb des Marktbrunnens wird die knapp 23 Meter lange und etwa zwölf Meter breite Anlage nun errichtet; an beiden Enden stehen Zelte. Am Marktbrunnen beherbergen diese Umkleidekabinen und den Schlittschuhverleih, am unteren Ende werden die Besucher bewirtet. Das Problem des Gefälles am Marktplatz musste mit Hilfe von über 350 Holzpaletten gelöst werden. Bohmüller: „Da musste ein Höhenunterschied von 1,20 Meter ausgeglichen werden.“
Rund 65 000 Euro ließ sich die Stadt den Spaß kosten, doch könnte das Geld gut wieder hereinkommen: „Wir, das heißt: die Mitarbeiter der Verwaltung, werden die Fläche selbst betreiben“, erklärt der Wirtschaftsförderer. Und dies zu moderaten Preisen: Zwei Euro berappen Erwachsene, einen Euro Kinder unter zwölf Jahren. Hinzu kommt eventuell noch die Ausleihgebühr für die Schlittschuhe.

„Wir wollten einen Weihnachtsmarkt, der über die seither realisierten positiven Ansätze von 1985 hinausgeht“, begründet Oberbürgermeister Paul Metzger das Konzept, das gemeinsam mit Vertretern des Einzelhandels entwickelt wurde. Die Geschäftsleute steuern nach Angaben von Andreas Drabek, Sprecher der Fachgruppe Einzelhandel in der VBU, auch noch 30 Tannenbäume bei. „Die werden in der Fußgängerzone zwischen den Buden für weihnachtliches Ambiente sorgen.“
Gab es bislang 20 Anbieter, freuen sich die Verantwortlichen im Rathaus über eine stärkere Nachfrage von Seiten der Marktbeschicker. Insgesamt 29 Buden mit weihnachtlichem Allerlei, aber auch Glühwein, Waffeln und heißen Würstchen, wird es diesmal geben. Im Gegensatz zu früheren Konzepten macht der Weihnachtsmarkt 2007 keine Pause: Vom 6. bis zum 23. Dezember sind die Buden geöffnet – und gibt es auf der Bühne ein buntes Rahmenprogramm, das Vereine, Schulen und Chöre präsentieren.

Und auf der Eislauffläche werden benachbarte Sportvereine auf dem Eis werben – mal mit Schaulaufen, mal mit Eishockey-Vorführungen oder Penalty-Schießen.
Die überwältigende Mehrheit der Einzelhändler und Wirte begrüßt die Neuerungen, auch wenn, wie bei Thomas Dembski, Chef des „Alten Rathauses“, manchmal die Gefühle zwiespältig sind: „Der alte Weihnachtsmarkt war gemütlicher, hatte mehr Flair. Jetzt wird das auseinander gerissen. Andererseits: Wir haben unseren Stand an der Eislauffläche.“
Dass diese von der Stadt finanziert wird, beklagt Geschäftsfrau Rena Sturm: „Für die Besucher ist das bestimmt schön. Aber das Geld fehlt dann woanders, etwa in den Schulen.“

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14 Antworten zu Budenzauber weicht dem Eislauf-Vergnügen

  1. -an-i- sagt:

    „Rund 65 000 Euro ließ sich die Stadt den Spaß kosten,…“
    Nur so zum Spaß, ohne jegliche Haftung und Risiko für den Geldgeber. Wenn die Rechnung nicht aufgeht zahlt eben der Steuerzahler.
    Wie viele Kleinunternehmer oder Handwerker wären froh, wenn sie sich ihre Existenz mit so viel Startkapital aufbauen könnten. Nicht geschenkt wollen sie das haben, sondern zu vernünftigen Konditionen und ohne Absicherung.
    Dafür wird das Steuergeld sicherlich nicht zur Verfügung gestellt – ist ja schließlich kein Spaß.

  2. proll sagt:

    wo wird eigentlich die nötige Technik (Kompressoren) plaziert?

  3. mm sagt:

    zum 8. Kommentar : Katharina Witt kann man nicht so einfach kaufen(?!), sollte deshalb nicht der OB, verkleidet als „Kathy“, jeden Tag um 17:00 Uhr ein paar Runden drehen?! (es gibt heutzutage gute Korsetts, die jeden körperlichen Defekt abmildern, eine (lächelnde) Maske gibt’s auch schon für lau). Ich gehe davon aus, dass damit die 65000€ bereits nach einer Woche wieder in der (Stadt)Kasse wären ?! Das „Event“ muss natürlich in Funk und Fernsehen entsprechen bekannt gemacht werden, die Kollegen von „Kathy“ aus Nah und Fern, werden in Scharen nach Bretten strömen!

  4. O. Sch. sagt:

    Vorschlag zum 8. Kommentar Jak.
    …und/oder Kevin Costner: Der mit dem Wolf tanzt.

  5. O. Sch. sagt:

    Die Eislauffläche wird gegen Gebühr von der Brettener Wirtschaftsförderung betrieben. Und benachbarte Sportvereine werben auf dem Eis mit Eishockey, Schaulaufen und Penalty-Schießen.

    Für mich stellt sich die Frage, welcher Wirtschaftszweig denn gefördert wird. Vielleicht kann darauf der Wirtschaftsförderer Bohmüller antworten.

  6. RL sagt:

    Es gibt Gesetze zu dem Thema. Die Einhaltung dieser Gesetze werden von der Feuerwehr überwacht. Beispielsweise die Zufahrtsmöglichkeit und Breite der Rettungswege. Außerdem die Zugänglichkeit von Gebäuden und Hydranten. Deshalb werden von Eröffnungen die Standorte der Buden von der Feuerwehr abgenommen und bei einer Abnahme vor der Eröffnung der Veranstalltung wird das auch kontrolliert.

    Auf der Homepage der Stadt Bretten finden sich dazu ein kleiner Auschnitt als Flyer… Je nach Anzahl der Besucher wird auch ein Brandsicherheitswachdienst eingesetzt oder die Feuerwache wird vorsorglich Besetzt. Außerdem gibt es für größere Veranstalltungen Einsatzpläne die entsprechend ausgearbeitet werden.

  7. Jak. sagt:

    Richtig gut wäre es erst dann, wenn Katharina Witt für Bretten werbewirksam auf dem Eis tanzt.

  8. RL sagt:

    Ich finde die Idee richtig gut! Endlich mal neuer Schwung auf dem angestaubten Markt…

  9. kord. sagt:

    Liebe(r) Kommentator(in) -nz- im 3. Kommentar:

    Hat die Brettener Feuerwehr etwas zu genehmigen?

  10. l-rd sagt:

    Und zudem kommen die rund 65 000 Euro allen schlittschuhlaufenden Kindern und Erwachsenen in Bretten zugute.

  11. fr.-zurh. sagt:

    Ich bin ob der Kritik völlig sprachlos.
    Endlich einmal wird von der Stadt Bretten richtig gutes Geld für ein winterliches Vergnügen im Advent ausgegeben.

  12. -nz- sagt:

    Hat die Feuerwehr die zugestellten Flächen so genehmigt?

  13. -el- sagt:

    zum 1. Kommentar
    Nicht zu vergessen: Für beide Größen ist der Steuerzahler zuständig.

    Bei 2.- Euro Eintritt müssen 32500 Erwachsene oder bei 1.- Euro 65000 Kinder die Fläche benutzen.

    Mal sehen wieviele zahlende Benutzer nach Ende in der Zeitung stehen. Und vor allem – wer stellt die Statistik auf?

    Immerhin braucht man zwischen 3000 und 5000 Benutzer pro Tag.

  14. -az- sagt:

    „Rund 65 000 Euro ließ sich die Stadt den Spaß kosten,…“
    „…die Mitarbeiter der Verwaltung, werden die Fläche selbst betreiben“,…
    Kann das sein, dass die städtischen Angestellten im Rathaus nichts zu tun haben?
    Wenn sich das rechnet, dann hätte auch ein privater Unternehmer das betreiben können.

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