„Strom und Gas in Deutschland viel zu teuer“

VIK nennt als Gründe die enorme Marktmacht der Versorger und die hohen staatlichen Belastungen
Emissionshandel als weiterer Preistreiber
Bund der Energieverbraucher kämpft um Rechte der Kunden
Berlin (gih). „Strom und auch Erdgas könnten in Deutschland viel günstiger sein“, erklärte der VIK Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (Essen) bei seiner Jahrespressekonferenz in Berlin fest. Gründe für die sehr hohen, von den Erzeugungskosten vollkommen abgelösten Strompreise seien die enorme Marktmacht der vier großen Stromproduzenten und die überdurchschnittlich hohen, staatlich vorgegebenen Strompreisbelastungen. Der Strompreis inklusive der Netznutzung habe sich seit 2004 um fast 40 Prozent erhöht. Mit dem Instrument Emissionshandel würden die Strompreise immer weiter nach oben getrieben. Nach Ansicht des VIK zeigen die vor kurzem angekündigten Strompreiserhöhungen, dass die Stromversorger „ihre Marktmacht weiter einsetzen werden, um ihre extra hohen Gewinnmargen der vergangenen Jahre auch für die Zukunft zu sichern“.
Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) bezeichnete die angekündigten Strompreiserhöhungen von E.ON und RWE als „Zumutung für die Verbraucher“. Die von den Konzernen genannten Begründungen seien nicht nachvollziehbar, sagte er in einer aktuellen Stunde im Bundestag. Eine Abtrennung der Netze von der Produktion lehnte er ab. Die Linke forderte, die im Sommer abgeschaffte staatliche Preiskontrolle wieder einzuführen.

Gegen die zu hohen Strompreise hilft laut VIK auch der Versorgerwechsel wenig. „Denn dabei geht es nur um die Margen der Händler, diese sind heute sicher klein.“ Die Margen der Produzenten blieben unangetastet. „Und von dort geht der Strom mit viel zu hohem Preis in den Handel.“ Dass die überwältigende Mehrheit der Deutschen die geldsparende Neuorientierung bisher nicht in Angriff genommen hat, führt Jan Schust, Geschäftsführer der wechseln.de GmbH, auf drei Faktoren zurück: Unwissen, Bequemlichkeit und Angst vor Versorgungslücken. Während Letzteres aufgrund der gesetzlichen Lage ausgeschlossen sei, ließen sich die beiden anderen Hindernisse leicht überwinden. Schust hat ein Online-Portal ins Leben gerufen, das den Wechsel zu einem günstigeren Stromanbieter angeblich so leicht und schnell wie nie zuvor machen soll. Unter www.wechseln.de lässt sich der günstigste Lieferant kostenlos ermitteln und sofort beauftragen. „Da wir die Angebote von über 800 Anbietern abfragen, findet sich fast immer ein Unternehmen, das mit seinen Preisen deutlich unterhalb der bisherigen Versorgungskosten liegt“, meint Schust. Inzwischen ermöglichen mehrere Online-Portale den Wechsel. Marktführer ist Verivox mit Offerten von 900 Anbietern. Verivox geht davon aus, dass über 300 Stromversorger in den kommenden Wochen Preiserhöhungen vornehmen werden.

Unterdessen hat der Bund der Energieverbraucher eine öffentliche Petition an den Deutschen Bundestag gerichtet. Damit will er erreichen, dass die Energieverbraucher in Deutschland die Rechte erhalten, die ihnen nach EU-Recht bereits seit 1. Juli 2004 zustehen würden: Dass Haushaltskunden das Recht auf Stromversorgung zu angemessenen leicht und eindeutig vergleichbaren und transparenten Preisen erlangen, dass schutzbedürftige Kunden künftig einen angemessenen Schutz vor Versorgungssperren genießen und dass Haushaltskunden transparente, einfache und kostengünstige Verfahren zur Behandlung ihrer Beschwerden erhalten.

Dies solle auch für Energieverbraucher gelten, die den Anbieter gewechselt haben. Eine entsprechende Verordnung sei vom Bundeswirtschaftsministerium zu erlassen.

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7 Antworten zu „Strom und Gas in Deutschland viel zu teuer“

  1. Chr.Z. sagt:

    Dazu hört man von Herrn Glos (CSU) keine Kritik.
    Und von Herrn Steinbrück (SPD) schon gar nicht.

  2. Gust./Fo. sagt:

    Bei den Benzinpreisen sieht es mit dem Steueranteil des Staates nicht anders aus.

  3. äth. sagt:

    „Bundeswirtschaftsminister Glos (CSU) bezeichnete die angekündigten Strompreiserhöhungen von E.ON und RWE als „Zumutung für die Verbraucher“.“

    Seine Aussage ist eine echte Zumutung, wenn ich nur den Staatsanteil an Steuern und Abgaben von 35,7% des Strompreises sehe!

  4. -el- sagt:

    zum 3. Kommentar: Weil sich keiner lautstark genug aufregt.
    In einem Selbstbedinungsladen kann man sich doch selbst bedienen – nur in diesem Fall müssen halt die anderen bezahlen.

  5. jörg. sagt:

    Abgaben und Steuern haben mit Abstand den größten prozentualen Anteil am Strompreis.
    Warum eigentlich?

  6. h - z sagt:

    Preistreiber Stromnetz

    Zusammensetzung des Strompreises in Prozent:

    Steuern und Abgaben 35,7%
    Netzentgelt 32,5%
    Strombezug 16,5 %
    Vertrieb 5,4%
    Sonstiges 9,9%

    Noch Fragen bitte?

  7. mm sagt:

    die Petition des Bundes der Energieverbraucher kann hier eingesehen und unterschrieben werden.

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