„Lkw-Fahrverbot auf B 10 ist ein zahnloser Tiger“

Vaihingens OB Maisch ist gegen komplette Sperrung für Brummis: Entlastung zu gering
Vaihingen/Enz – Für Lastwagen sollen die Bundesstraßen 10 und 35 tabu sein. Das fordert Brettens OB Paul Metzger und sucht Unterstützung bei den an den Strecken gelegenen Kommunen. Wenig Beifall findet der Vorstoß allerdings bei Vaihingens Rathauschef Gerd Maisch: „Eine spürbare Entlastung bringt das sicher nicht.“

VON KERSTIN RUCHAY
In Enzweihingen klagen die Anwohner der B 10 schon seit Jahren über die enorme Verkehrsbelastung. Fast 35 000 Fahrzeuge quälen sich täglich durch den Vaihinger Stadtteil, und nach Einführung der Maut stieg der Anteil des Schwerlastverkehrs sogar um 110 Prozent. Im Juni des vergangenen Jahres wurde zwar ein Nachtfahrverbot für Lastwagen über zwölf Tonnen auf den Bundesstraßen 10 und 35 zwischen Bruchsal (Kreis Karlsruhe) und der A-8-Anschlussstelle Stuttgart-Zuffenhausen eingeführt. Doch die Entlastung blieb hinter den Erwartungen der Enzweihinger zurück.

Seit auf den Autobahnen 6 und 8 große Baustellen eingerichtet wurden und sich der Verkehr dort fast täglich staut, drängen noch mehr Brummis auf die B 10 und B 35, klagt Vaihingens OB Gerd Maisch. „Wir können die Situation der Lkw-Fahrer nachvollziehen“, sagt er. Auf Dauer könne jedoch nur der Ausbau der Autobahnen Abhilfe schaffen.

So lange will Maischs Kollege in Bretten nicht warten. Paul Metzger fordert, dass die Lastwagen auch tagsüber von den Bundesstraßen verbannt werden. Maisch unterstützt ihn zwar bei seinen Bemühungen, die Straßen zu entlasten, ein komplettes Lkw-Fahrverbot entspannt die Lage aus seiner Sicht allerdings nicht. „Das ist ein zahnloser Tiger.“ Denn der Fernverkehr allein sei nicht ausschlaggebend für den enormen Anstieg. Maisch ist überzeugt, dass über die Bundesstraßen vor allem der regionale Wirtschaftsverkehr rollt. Unternehmen, die im Umkreis von 75 Kilometern Waren ausliefern oder dort ihren Sitz haben, müssen keine Rücksicht auf das Fahrverbot nehmen. „Ein Rückgang wird nur dann spürbar sein, wenn der regionale Wirtschaftsverkehr stark beschränkt wird“, ist sich der Rathauschef sicher. „Doch dabei werden die Firmen bestimmt nicht mitspielen.“

Maisch treibt derweil die Planungen für eine Entlastung in Enzweihingen voran. Im Jahr 2006 hat sich der Gemeinderat für den Bau eines zweispurigen Tunnels entschieden. Nachdem jedoch bekannt wurde, dass ein seit vergangenem Jahr leerstehendes Areal im Industriegebiet von Enzweihingen für den Bau einer Ortsumfahrung genutzt werden könnte, prüft das Regierungspräsidium nun zwei Varianten. Die Tunnellösung wird auf mehr als 35 Millionen Euro geschätzt, die Trasse hingegen ist weitaus günstiger und verspricht eine größere Entlastung. „Wenn der Bau der Ortsumfahrung naturschutzrechtlich möglich ist, wird sie auch kommen“, sagt OB Maisch. Zumal der Tunnel „beim Bund nicht so geliebt wird“. Das liege nicht nur an den immensen Bau-, sondern auch den hohen Betriebskosten.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Sonstiges abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert