Ethik gut für Gewissen und Bilanz

Frank Straub Förderer des „moralischen Kapitalismus“
Karlsruhe (mjo). „Die Motivation aller Menschen im Unternehmen ist der Schlüssel zum Erfolg. Gerechtigkeitsempfinden und dessen Einhaltung hängen damit eng zusammen“, betonte Frank Straub, geschäftsführender Gesellschafter von Blanco in Oberderdingen, vor dem Marketing-Club Karlsruhe. Zwischen der Art, wie mit Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten umgegangen werde und dem geschäftlichen Erfolg sieht er einen direkten Zusammenhang. „Ethik ist nicht nur gut für das Gewissen, sondern auch für die Bilanz“, verdeutlichte Straub in seinem Vortrag „Macht sich Ethik bezahlt?“.

Nach den Skandalen der jüngsten Zeit wie maßlosen Abfindungen für Top-Manager, Insidergeschäften und Bilanzmanipulationen werde der Ruf nach ethischer Verantwortung in den Unternehmen immer lauter, verdeutlichte der Diplom-Kaufmann. Er selbst beschäftige sich bereits seit Jahren damit. Nicht als „dezenter Förderer, sondern aktiv und mit aller Kraft“.
Der Enkel des Gründers der Firma Blanco ist seit mehr als zehn Jahren Mitglied der Caux Round Table (CRT), einem internationales Netzwerk von führenden Vertretern der Wirtschaft, das sich zur Aufgabe gemacht hat, „den moralischen Kapitalismus“ zu fördern.

So solle Kulturarbeit im Unternehmen für alle sichtbar sein, nach innen wie nach außen. Bei Blanco seien alle Mitarbeiter gehalten, die Leitlinien, die nach CRT-Grundregeln auf ethischen Prinzipien basieren, aktiv zu handhaben. Dies sei auch Teil der Arbeitsverträge und werde in Geschäftsleitungs-, Führungs-, Meister- und Jugendforen regelmäßig diskutiert. Von einem leitenden Mitarbeiter, der diese Prinzipien auch nach Abmahnungen nicht verstehen konnte, habe man sich getrennt. „Solche Konsequenzen müssen sein“, erklärte der 62-Jährige. In Ethik-Audits werde die Wirkung der Leitlinien innen und außen regelmäßig hinterfragt.
„Wenn Sie glaubwürdig sind, dann bringt das Ihrem Unternehmen handfeste Vorteile“, schrieb der erfahrene Unternehmer, der seit 1997 auch Mitglied des Wirtschaftsrates ist, seinen Zuhörern ins Stammbuch. Auch freundschaftlicher Umgang mit den Lieferanten mache sich bezahlt. So dankten die Gesellschafter beispielsweise offene und ehrliche Worte zur Lage mit Vertrauen und höherer Risikobereitschaft. Faires Verhalten nötige den Wettbewerbern Respekt ab und in der Öffentlichkeit manifestierten sich ein guter Ruf sowie Anerkennung. Logisch, dass Mitarbeiter, die sich am Arbeitsplatz wohl fühlen, keine Lust auf Wechsel verspürten.
Nach Auffassung des Oberderdingers, der sich selbst als bodenständig bezeichnet, kann die globale Marktwirtschaft ohne ein gewissen Maß an ethischer Kultur nicht überleben. Das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit des Managements sei speziell in Deutschland alarmierend schlecht, kritisierte er.
Der Wirtschaftsexperte beklagte, dass die Verbände dazu keine klare Stellung beziehen. Er geißelte Korruption ebenso wie geldgierige Manager, die vorwiegend in ihre eigenen Taschen scheffeln. Statt dieses „Raubtierkapitalismus“ forderte Straub eine neue Wirtschaftsethik.

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10 Antworten zu Ethik gut für Gewissen und Bilanz

  1. ed./La. sagt:

    In Bretten ist einiges gegen alle Regeln der Vernunft vorhanden.

  2. mm sagt:

    „Die Ethik baut als philosophische Disziplin allein auf das Prinzip der Vernunft.“ Zitat WIKIPEDIA. Damit dürfte auch ein Zusammenhang mit der Handlungsweise der Brettener Verwaltung fragwürdig sein.

  3. J-N sagt:

    Es wird auch von einer Erfolgsethik gesprochen.

    Ist dieses Wort auf die Stadt Bretten anwendbar?

  4. a-v sagt:

    Bei der Gesinnungsethik kommt es nur auf den guten Willen an.
    Sie ist moralisches Handeln, welches nicht auf Verwirklichung oder die Folgen des Handelns abhebt.
    Wem darf man das zuschreiben? – Vielleicht der Brettener Stadtverwaltung?

  5. -Hü- sagt:

    Es gibt eine Verantwortungs-Ethik, für die das materiale Handeln und seine Folgen entscheidend sind.
    Ich habe berechtigte Zweifel, ob das unsere Wirtschaftsführer vorleben.

  6. Arth. Br. sagt:

    Ethik umfaßt Sittlichkeit, Tugend, Moral, Handeln und Freiheit.

    Wer kann denn nur einen einzigen dieser Begriffe für sich in Anspruch nehmen?

  7. -nz- sagt:

    „Das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit des Managements sei speziell in Deutschland alarmierend schlecht,…“

    Stellen Sie sich vor, die Brettener Stadtverwaltung wäre ein Unternehmen…

  8. -nz- sagt:

    „Faires Verhalten nötige den Wettbewerbern Respekt ab und in der Öffentlichkeit manifestierten sich ein guter Ruf sowie Anerkennung.“

    Trifft auf die Verwaltung nicht die Formulierung von Herrn Jochen Rädecker (Geschäftsführer der Designagentur strichpunkt GmbH) zu, dass authentische Kommunikation untrennbar mit der Kreativität verbunden ist?
    Nach seiner Überzeugung gilt für Kreativkonzepte: „Die vier Brüder der des Erfolgs heißen Einfachheit, Emotionalität, Erkenntnis und Ehrlichkeit – in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen.“
    Tja, das wär’s!

  9. -nz- sagt:

    “Ethik ist nicht nur gut für das Gewissen, sondern auch für die Bilanz“

    Stellen Sie sich vor, die Brettener Stadtverwaltung wäre ein Unternehmen…

    Ist eine Verwaltung nicht ein Dienstleister, der für die Daseinsvorsorge zuständig ist? Optimal wäre es, wenn sie dann mit den, von Bürgern, freiwillig gekauften Dienstleitungen ihre Ausgaben bestreiten müsste.

  10. -nz- sagt:

    “Wenn Sie glaubwürdig sind, dann bringt das Ihrem Unternehmen handfeste Vorteile“,

    Stellen Sie sich vor, die Brettener Stadtverwaltung wäre ein Unternehmen…

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