Auf Nachtfahrverbot folgt Ruf nach mehr

Von Carsten Friese
Region Heilbronn – Kaum ist das beantragte Nachtfahrverbot für schwere Transit-Brummis auf der B 293 zwischen Heilbronn und Bretten genehmigt, erschallen Rufe nach mehr immer lauter. Ein Ganztagsverbot für Transit-Lastwagen wird von Anwohnern und Stadtoberhäuptern in kräftigem Chor gefordert.

„Tagsüber ist hier das Chaos. Ein Nachtfahrverbot ist auf keinen Fall ausreichend“, sagt B 293-Anwohner Dieter Steeb. Nach dem Erfolg der Stadt Heilbronn im Ringen um das Nachtfahrverbot hatte auch Heilbronns OB Helmut Himmelsbach „weitere Schritte“ als notwendig eingestuft, um ein Lkw-Durchfahrtsverbot auch in den Tagesstunden zu erreichen. Die Stadt „wird nicht locker lassen“, sagt Rathaussprecher Christian Britzke, weil eine Lösung für die Masse der rollenden Lastwagen am Tag „noch wichtiger“ sei. In die gleiche Kerbe schlägt Brettens OB Paul Metzger: Ein Fahrverbot für Transit-Lkw rund um die Uhr ist für ihn ein Muss. Die Belastungsgrenzen seien „in vielen Bereichen überschritten“.

Über ein Jahr hat die Stadt Heilbronn mit dem Regierungspräsidium um dieses Nachtfahrverbot gerungen. Da mutet es schon etwas überraschend an, dass RP-Präsident Udo Andriof bei seinem Termin in Heilbronn in einem Atemzug mit dem genehmigten Nachtfahrverbot bekannt gibt, dass man prüfen werde, ob auch eine ganztägige Sperrung „möglich ist“.

Es ist kein halbes Jahr her, da stufte Heilbronns Baubürgermeister Wilfried Hajek ein Brummi-Fahrverbot auf der B 293 am Tage noch als völlig ausgeschlossen ein. Da würde das Land „nicht mitmachen“. Inzwischen sagt auch RP-Sprecher Frank Buth, dass ein Ganztagsverbot für Transit–Lastwagen „möglich ist“ und ein Zuwachs von Lkw-Mautausweichverkehr um mindestens zwei Prozent gegenüber der Zeit vor der Autobahnmaut eine Grundbedingung sei.

Ganztägige Lkw-Verbote gibt es auf der B 9 in Rheinland-Pfalz, auf der B 8 in Bayern und der B 27 in Hessen, um Mautflüchtlinge wieder auf die Autobahn zurückzudrängen. Und seit diesem Sommer hat auch Baden-Württemberg auf einem Teilstück der B 27 bei Rottweil erstmals auf einer Bundesstraße ein ganztägiges Lkw-Verbot für Mautausweichler verhängt.

Jetzt kommt in Heilbronn erst einmal die kleine Lösung in der Nacht, in der vielleicht 50, 60 Lastwagen unterwegs sind. Bis zu 1600 rollen dagegen tagsüber über die Bundesstraße 293 und belasten Anwohner wie Autofahrer. Im November sollen die bestellten Schilder für das genehmigte Nachtfahrverbot aufgestellt werden. 20 Euro Bußgeld muss ein Brummi-Sünder zahlen, wenn er erwischt wird und womöglich auch umkehren. Wo und wie oft Kontrollen stattfinden können, will die Polizei mit den beteiligten Revieren noch genau beraten.

Einzig die IHK „bedauert“ die Entscheidung des Regierungspräsidiums. Klage gegen das Nachtfahrverbot „werden wir nicht erheben“, sagte Sprecher Achim Ühlin auf Anfrage.

Den B 293-Anwohnern geht unterdessen ein Ganztagsverbot nicht aus dem Kopf. Das Nachtfahrverbot „ausdehnen“ nennt Erwin Scheffler als nächstes Ziel. Er erwartet, dass es ein langfristiger Kampf, „keine Sache von Monaten“ werde. „Untragbar“ nennt Horst Scheffold die Zustände. Eine Feinstaub-Messung „sollte man hier einmal machen“. Er glaubt, dass hohe Werte herauskommen. Denn: An seinen Scheiben sei „schwarzer Dreck“.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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6 Antworten zu Auf Nachtfahrverbot folgt Ruf nach mehr

  1. D/F sagt:

    Zum 2. Kommentar
    Als Querdenker kann sich Paul Metzger zusätzlich profilieren.

  2. D/F sagt:

    OB Metzger sieht sich besonders gern in der Rolle des Außenseiters.

  3. Ot.Wie. sagt:

    „Nicht nur die Belastungsgrenzen sind in vielen Bereichen überschritten“, Herr Metzger!

  4. Gust./Fo. sagt:

    Mit seinem Unterlassen will er sich sicherlich bei anderen ins Gespräch bringen.

  5. H.U. sagt:

    Übrigens: was für ein Nachtfahrverbot???!!!! Die B35 / B293 wird in der Nacht stark befahren – von mautflüchtigen Tschechen, Franzosen, Polen, Ukrainern, Holländern, Ungarn, Deutschen, alles 40-Tonner, alles keine Regionalfahrer. Sie fahren auch keine 70 km/h sondern 110 km/h, weil ja kein lästiger PKW-Verkehr nachts stört.

    Warum auch nicht – es steht auf der B35 / B293 rund um Bretten kein einziges Nachtfahrverbotsschild – weil es Metzger so will! Hat er mir selbst gesagt, am Telefon, weil ich ihn gefragt habe, warum er sich gegen das Gebot des Präsidiums stellt (siehe auch entsprechende Artikel in BW, BNN). Was will er eigentlich, ja was?

    Und kann er einfach so irgend was wollen, wo er doch für die Bürger da zu sein hat?!!

  6. rt sagt:

    Ein Machtwort als Allheilmittel: Das LKW-Fahren wird verboten! – Basta!

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