„Wir müssen über die Zukunft der Krankenhäuser sprechen“

Landrat Christoph Schnaudigel zu seinen Plänen und Vorstellungen / Zufrieden mit der Rückkehr des Landkreises in den Arbeitgeberverband
Kreis Karlsruhe. Auf ein breites Votum des Kreistags gestützt hat der neue Landrat des Kreises Karlsruhe sein Amt angetreten. In seiner Großbehörde, die durch die Verwaltungsreform 2005 deutlichen Personalzuwachs erfahren hatte, ist Christoph Schnaudigel Chef von rund 1 700 Mitarbeitern. Er geht mit viel Zuversicht in seine achtjährige Amtszeit und will von Beginn an einige Schwerpunkte setzen, über die er mit unserem Redaktionsmitglied Matthias Kuld sprach.
Christoph Schnaudigel wurde im Juli im ersten Wahlgang vom Kreistag zum Nachfolger des im Januar verstorbenen Claus Kretz gewählt. Er setzte sich dabei gegen den Offenbürger Baudezernenten Eckert und Regionalverbandsdirektor Hager durch.

Bei Ihrer Wahl durch den Kreistag und bei Ihrer Verpflichtung haben Sie die Sozialpolitik als die zentrale Aufgabe der Zukunft heraus gestellt. War sie das nicht schon in der Vergangenheit?

Schnaudigel: Natürlich war Sozialpolitik schon immer wichtig. Aber durch die demographische Entwicklung wird sich ihre Bedeutung erhöhen. Die Zahl der Pflegebedürftigen wird steigen, ebenso die Zahl der älteren behinderten Menschen.

Haben Sie deshalb eine kreisübergreifende Behindertenplanung angeregt?
Schnaudigel: Zunächst gilt es in einem ersten Schritt für den Landkreis Karlsruhe gemeinsam mit den Träger der Sozialhilfe und den Städten und Gemeinden eine detaillierte Bestandsaufnahme und Bedarfsanalyse zu erstellen. Und dann gilt es auch gemeinsam mit den Nachbarn sinnvolle, den behinderten Menschen angepasste Lösungen zu entwickeln.

Wann steigen Sie in die Thematik ein?
Schnaudigel: Sofort. Wenn möglich, will ich dem Jugendhilfe- und Sozialausschuss noch in diesem Jahr meine Pläne für eine kreisweite Behindertenplanung vorstellen.
Auch der Krankenhausausschuss wird sich für Ihre Überlegungen zu den Kliniken in Bruchsal und Bretten interessieren . . .
Schnaudigel: Hier sage ich vorneweg, dass die öffentliche Trägerschaft nicht zur Debatte steht. Da aber der Druck der Berliner Gesundheitspolitik auf die Kosten nicht nachlassen wird, müssen wir zumindest darüber sprechen, ob die Kliniken alleine und in der derzeitigen Form zukunftsfähig sind. Spezialisierungen, Kooperationen – ich bin da vollkommen offen.

Ganz konkrete Vorstellungen haben Sie in Sachen Umweltschutz präsentiert. Warum steht für Sie ein Energiebericht ganz oben auf der Agenda?
Schnaudigel: Weil ich angesichts der vielen Immobilien des Kreises ein erhebliches Sparpotenzial sehe. Auch hier geht es um eine Bestandsaufnahme, dann kann nach und nach die energetisch sinnvolle Sanierung erfolgen.

Das ist ein Programm für mehr als eine Amtszeit . . .
Schnaudigel: … aber es lohnt sich. Der Prozess ist auf Dauer angelegt, und die Energieaufwendungen müssen nachhaltig reduziert werden.

Braucht der Kreis aber eine Energieagentur? Gibt es nicht schon ausreichend Beratung?
Schnaudigel: Ich denke schon, dass eine solche Agentur auch im Landkreis Karlsruhe sinnvoll ist. Sie bietet Bau- und Sanierungswilligen objektive Informationen über die Möglichkeiten energetisch günstigen Bauens und kann auch über Fördermöglichkeiten informieren.

Die große Verwaltungs- reform von 2005 gilt im Kreis Karlsruhe als gut umgesetzt. Dennoch gibt es Störfeuer, etwa bezüglich der Schulverwaltung. Überrascht Sie das?
Schnaudigel: Zunächst einmal halte ich die Reform für sinnvoll und richtig. Der Regierungspräsident hat am Donnerstag ja darauf verwiesen, dass der Kreis erstmals sozusagen aus einer Hand nahezu die vollständige Verwaltung abdeckt. Das hat es zuvor nicht gegeben. Deswegen bin ich überrascht von den Diskussionen, ausgerechnet die Schulverwaltung wieder heraus zu brechen. Gerade weil es sich um einen öffentlichkeitswirksamen Bereich handelt, sollten wir diese Einrichtung vor Ort behalten. Gleichzeitig würde uns dies ermöglichen, in der Zusammenarbeit mit den anderen Fachleuten aus der Kreisverwaltung, das Zukunftsthema Bildung gemeinsam zu gestalten.

Weniger positiv fiel der Rückblick Ihres Personalratsvorsitzenden auf die jüngere Vergangenheit im Landkreis aus. Verstehen Sie die Kritik von Herrn Mezger?
Schnaudigel: Offenkundig hat das Klima im Amt nach dem seinerzeitigen Austritt aus dem Arbeitgeberverband sehr gelitten. Aber Sie haben ja gehört, dass wieder Ruhe ins Haus kam, nachdem der Kreistag unter Vorsitz von Herrn Oberbürgermeister Doll den Wiedereintritt beschlossen hat. Ich begrüße das sehr.

Sind damit die Nachwehen der Ära Kretz beendet?
Schnaudigel: Ich denke, dass es jetzt vor allem noch darum geht, das Forsthaus zu verkaufen. Das Bieterverfahren läuft. Wenn wir mit einem Erwerber über den Preis und die angestrebte Nutzung einig sind, sollte der Kreistag im November entscheiden.

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2 Antworten zu „Wir müssen über die Zukunft der Krankenhäuser sprechen“

  1. wf sagt:

    „Hier sage ich vorneweg, dass die öffentliche Trägerschaft nicht zur Debatte steht.“
    Geht auch gar nicht anders, weil Krankenhausaufgaben Pflichtaufgaben des Landkreises sind.

  2. ak sagt:

    „Wir müssen über die Zukunft der Krankenhäuser sprechen“

    Das Land Baden-Württemberg erklärt im Landeskrankenhausgesetz die Sicherstellung der Krankenhausversorgung zur öffentlichen Aufgabe. Danach obliegt sie den Kreisen und kreisfreien Städten.

    Die Krankenhausverwaltung wird von den Gebietskörperschaften nicht als freiwillige Selbstverwaltungsaufgabe, sondern als Pflichtaufgabe wahrgenommen

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